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Indonesien will Erneuerbare zügig ausbauen

Mehr als die Hälfte der neuen Stromerzeugungskapazitäten bis 2030 soll auf Erneuerbare entfallen. Dennoch bleibt Kohle der mit Abstand wichtigste und wachsende Energieträger.

Von Frank Malerius | Jakarta

Der neue Zehnjahresplan zur Stromversorgung (RUPTL) des staatlichen indonesischen Stromkonzerns PLN war in diesem Jahr mit Spannung erwartet worden. Denn in ihm sollten sich die zunehmenden politischen Ambitionen zu mehr Klimaschutz widerspiegeln. Allerdings ist grüne Stromversorgung in der Praxis ein schwieriges Unterfangen. Wohl auch deshalb wurde die Veröffentlichung des RUPTL 2021-2030 immer wieder verschoben.

Tatsächlich sind die normalerweise marginalen Anpassungen des RUPTL zur Vorversion in diesem Jahr deutlich stärker ausgefallen als sonst (die Version 2020 war durch die Coronakrise ausgefallen). Denn nun könnte der Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung in den nächsten zehn Jahren deutlich steigen. So sollen sie 51,6 Prozent am Gesamtzubau bis 2030 ausmachen. Davon entfällt knapp die Hälfte auf Wasserkraft und etwa ein Viertel auf Fotovoltaik. Bei Letzterer wurden die Ausbauziele gegenüber dem letzten RUPTL verfünffacht.

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Gleichzeitig wurden die Ausbau- und Verbrauchsziele gegenüber dem letzten Zehnjahresplan von 2019 deutlich herabgesetzt. Sollte es bis 2028 noch einen Zubau der Stromerzeugungskapazitäten von 56 Gigawatt geben, so sind nun bis 2030 nur noch 41 Gigawatt eingeplant. War der Stromverbrauch bis 2028 auf 500 Terawattstunden taxiert worden, so wird jetzt bis 2030 nur noch mit 445 Terawattstunden gerechnet.

Minister: Keine neuen Kohlekraftwerke mehr

So ambitioniert der neue Zehnjahresplan sein mag, eine Energiewende in der Stromerzeugung bleibt ein langfristiges Projekt. Auch 2030 wird Kohle der mit Abstand wichtigste Energieträger sein. Denn der Zubau von Kohlestromkapazitäten steigt in den kommenden zehn Jahren um 40 Prozent auf 45 Gigawatt. Auf Kohle entfallen dann 45 Prozent der Erzeugungskapazitäten, auf die Erneuerbaren 29 Prozent.

Zwar sagte der Minister für Energie und Rohstoffe, Arifin Tasrif, dass keine neuen Kohlekraftwerke gebaut werden sollen, mit Ausnahme der bereits im Bau befindlichen. Ob diese Aussage angesichts der Notwendigkeit, eine wachsende Bevölkerung und expandierende Industrie langfristig mit günstiger Elektrizität zu versorgen, wirklich haltbar ist, bleibt abzuwarten. Derzeit bestehen auf Java große Überkapazitäten von Kohlestrom, die tatsächlich erst einmal ohne weiteren Zubau von Kraftwerken abgebaut werden können.

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2030 entfallen 60 Prozent des Stromverbrauchs auf Kohle

Noch stärker als bei den Erzeugungskapazitäten wird Kohle beim Stromverbrauch dominieren. Entfallen derzeit 67 Prozent auf Kohle, so werden es 2030 immer noch knapp 60 Prozent sein. In diesen zehn Jahren wird sich der Kohlestromverbrauch laut Plan um 36 Prozent erhöhen. Der Verbrauch an erneuerbarem Strom dürfte sich im selben Zeitraum fast verdreifachen und sein Anteil um 13 Punkte auf etwa 25 Prozent ansteigen.

Bei den Prognosen gibt es 2025 einen sichtbaren Knick – mit einem plötzlichen Abflachen des Kohlestromverbrauchs und einem Anstieg der Erneuerbaren. Hintergrund sind Indonesiens Klimaziele für 2025 im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens, denen die Realität hinterherhinkt. Und so ist für 2025 ein sprunghafter Ausbau von Wasserkraft und Fotovoltaik eingeplant. Ob dies tatsächlich mit konkreten Projekten hinterlegt ist, ist unklar. 

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Investitionen aus der Privatwirtschaft nötig

Größtes Problem beim Ausbau der Erneuerbaren dürfte die Finanzierung werden. Laut PLN sollen die entsprechenden Investitionen zu 56 Prozent aus der Privatwirtschaft kommen, in der Fotovoltaik sogar zu 64 Prozent. Doch hier gibt es einen Zielkonflikt zwischen den nationalen Vorhaben, die Erneuerbaren zügig voranzutreiben, gleichzeitig aber möglichst wenig auf entsprechende Technologieimporte angewiesen zu sein.

Denn Solarzellen, Turbinen oder Bohrtechnologie für Geothermie kommen ganz überwiegend aus dem Ausland. Praktiker der Erneuerbaren-Branchen berichten über neuerdings strikter einzuhaltende Local-Content-Regelungen, die aufgrund der technologischen Rückständigkeit des Landes schlichtweg nicht einhaltbar sind.

Aber auch darüber hinaus gibt es zahlreiche Investitionshindernisse, wie etwa zu geringe Einspeisungsvergütungen durch PLN, die solche Vorhaben unwirtschaftlich machen. Immerhin wurden zuletzt neue Anreize für private Solardachanlagen gesetzt.

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Solaranlagen sollen Dieselgeneratoren ersetzen

Wichtiger Schritt für eine effizientere Verteilung des produzierten Stroms ist die Verbindung der großen Stromnetze der Hauptinseln. Das mit Abstand größte ist das Java-Bali-Grid, das mehr als 150 Millionen Menschen versorgt. Es soll mittelfristig mit den Hauptnetzen von Sumatra, Kalimantan und Sulawesi verbunden werden. Papua bleibt vorerst außen vor. Neben den großen Stromnetzen bestehen auf den 6.000 bewohnten Inseln des Archipels hunderte kleine Stromnetze.

Die verschiedenen Formen der erneuerbaren Stromquellen sind regional unterschiedlich verteilt. Wasserkraft (inklusive entsprechender Kleinkraftwerke) wird vor allem auf Java und Sumatra ausgebaut. Die besten Voraussetzungen für Geothermie herrschen auf Sumatra und Java. 

Neue Fotovoltaikanlagen haben ihren Schwerpunkt auf Java sowie in der Peripherie des Archipels, wo sie in Verbindung mit Energiespeichern wie Batterien in kleineren Netzen Dieselkraftwerke und -generatoren ersetzen sollen. Von ihnen gibt es im Inselreich laut PLN 5.200 an 2.130 Orten. Sie stoßen gemessen an ihrer Leistung überproportional viel Treibhausgase aus.  

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Eine weitere Maßnahme zur Verhinderung von Treibhausgasen ist das sogenannte Co-Firing. Dabei wird Biomasse, etwa Pflanzenreste aus Palmölplantagen, als Brennstoff in Kohlekraftwerken zugegeben. PLN will damit landesweit 52 Anlagen zu mindestens 5 Prozent befeuern.

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