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Branchen | Indonesien | Papierindustrie

Indonesiens Papierindustrie expandiert

Die Produktion von Papier und Zellstoff legt in den kommenden Jahren weiter zu. Es muss allerdings in neue Anlagen investiert werden.

Von Frank Malerius | Jakarta

Die Papier- und Zellstoffindustrie gehört zu den wichtigsten und am weitesten entwickelten Zweigen der insgesamt schwachen verarbeitenden Industrie in Indonesien. Laut Statistikamt hat sie zwar nur einen Anteil von 3,5 Prozent an der Industrieproduktion. Doch sie bezieht einen erheblichen Teil ihrer Rohstoffe in Form von Holz vor Ort und ist daher auch für die heimische Forstwirtschaft von Bedeutung.

Außerdem gehört die Papier- und Zellstoffindustrie zu den größten Devisenbringern des Archipels jenseits des Rohstoffsektors. Laut den Marktanalysten von Data Consult exportierte Indonesien 2019 Branchenprodukte im Wert von 7,3 Milliarden US-Dollar (US$). Diese Ausfuhren dürften in Folge des wachsenden globalen Bedarfs weiter steigen. Hauptabsatzmärkte sind Japan, die USA, Malaysia, Vietnam und China.

Laut Data Consult ist Indonesien sechstgrößter Papier- und Zellstoffproduzent der Welt und in Asien die Nummer vier hinter China, Japan und Südkorea. Der komparative Vorteil gegenüber anderen Ländern liegt in den natürlichen Voraussetzungen: Der Archipel hat große Holzvorkommen. Das tropische Klima lässt verwendete Arten wie Akazien und Eukalyptusbäume schneller wachsen als anderswo.

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Verdoppelung der Produktion in zehn Jahren

Der Bedarf an Papierprodukten legt nicht nur international, sondern auch im Land selbst zu. Mit der ab 2021 wieder wachsenden Wirtschaft ziehen der private Konsum und damit die Nachfrage nach Druckerpapier, Verpackungsmaterialien oder Taschentüchern an. Die immer größere Mittelschicht hat steigende Konsumwünsche, dieser Trend dürfte über Jahrzehnte anhalten

Nach Angaben von Data Consult betrug Indonesiens Papier- und Zellstoffproduktion im Jahr 2019 rund 21,4 Millionen Tonnen (t). Bis 2024 soll sie auf 28,4 Millionen t ansteigen. Davon entfallen 17,4 Millionen t auf Papier und 11,0 Millionen t auf Zellstoff. Das wäre gegenüber 2015 nahezu eine Verdoppelung. Derzeit liegen die Produktionskapazitäten für Papier bei 15,5 Millionen t und bei Zellstoff bei 10,4 Millionen t. Das bedeutet: Neue Fabriken müssen gebaut werden. In der Zellstoffproduktion wird grob mit einem Investitionsvolumen von 1 Milliarde US$ für eine Produktionskapazität von 1 Millionen t (und zusätzlich 200 Millionen US$ für Holzlizenzen) gerechnet.

Derzeit entfallen fast zwei Drittel der Papierproduktion auf den heimischen Verbrauch, der Rest wird exportiert. Die Importe sind vergleichsweise gering. In der Zellstoffproduktion ist mehr als die Hälfte für den Export bestimmt, knapp die Hälfte des Inlandsbedarfs muss über Einfuhren gedeckt werden.

Obwohl die heimischen Holzplantagen die Grundlage für die Expansion der Papier- und Zellstoffindustrie sind, ist sie dennoch auch abhängig von Papierabfällen und -halbstoffen. Sie sind etwa zur Hälfte Rohstoff der Papierproduktion, 60 bis 70 Prozent davon müssen importiert werden, ein Großteil davon kommt aus Japan.

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Produktion vor allem auf Java und Sumatra

In Indonesien gibt es 78 Papierfabriken, zwei  Produktionsstätten für Zellstoff sowie vier integrierte Betriebe. Die Papierproduktion ist vor allem im industriell am weitesten entwickelten Java angesiedelt, wo fast 60 Prozent der Wirtschaftsleistung des Archipels erzeugt werden und die großen Absatzmärkte liegen. Die Zellstoffproduktion ist vor allem in Südsumatra und der benachbarten Provinz Riau ansässig.

Mit großem Abstand wichtigster Hersteller von Papier und Zellstoff ist die Sinar Mas Group. Dem Mischkonzern gehört der Branchenriese Asia Pulp & Papier (APP). Auf die zahlreichen Tochterunternehmen von Sinar Mas entfällt mehr als die Hälfte der landesweiten Produktionskapazitäten von Zellstoff. Auch in der Papiererzeugung ist APP führend.

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Absatzmarkt für deutsche Unternehmen

Obwohl die indonesischen Fabriken eine breite Produktpalette an verschiedenen Papierarten produzieren, ist in den vergangenen Jahren der Import von Papier kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2019 erreichte er einen Rekordwert von 1,6 Milliarden US$. Laut Data Consult kam etwa ein Siebtel davon aus Deutschland.

Für die deutsche Papierindustrie ist der Inselstaat ein respektabler Absatzmarkt. Im Jahr 2020 beliefen sich die deutschen Lieferungen von Papier und Pappe, Papierhalbstoffen und Papiermaschinen auf insgesamt etwa 80 Millionen US$. In einigen dieser Produktkategorien rangiert der Archipel in manchen Jahren unter den Top-20 Exportdestinationen. Mit Abstand wichtigster Lieferant von Papier und Papiermaschinen ist - so wie in vielen anderen Wirtschaftssektoren auch - China.

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