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Branchenbericht | Usbekistan | Baustoffindustrie

Investitionen in usbekische Baustoffbranche überschlagen sich

Die Produktion von Baumaterialien hat Hochkonjunktur. Projekte für 5 Milliarden US-Dollar sind gegenwärtig in Ausführung. Ausländische Baustoffmaschinen sind mehr denn je gefragt. 

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Auf usbekischen Baustellen herrscht reger Betrieb: Steigende Investitionen der öffentlichen Hand in Infrastruktur- und Industrieprojekte sowie zunehmende private Engagements im gewerblichen Bausektor, im Wohnungsbau und in der Industrie kurbeln die Bauwirtschaft an. Ihr Anteil an gesamten jährlichen Bruttowertschöpfung Usbekistans ist 2020 im Vergleich zu 2017 um 1,3 Prozentpunkte auf 7,0 Prozent gestiegen. Im 1. Quartal 2021 legte er auf 7,2 Prozent zu. 

Neue ambitionierte Ausbauinitiative verabschiedet

Das gute Baugeschäft erhöht die Nachfrage nach Baustoffen. Die einheimischen Produzenten können den Bedarf trotz reicher Rohstoffvorkommen nicht decken. In Produktgruppen wie Sanitärtechnik und Gasbeton kommen inländische Hersteller auf einem Marktanteil von nur 40 bis 50 Prozent, bei Bauglas sowie Farben und Lacken sind es circa 60 Prozent.

Eine neue Initiative für den Ausbau des Industriezweigs soll diese Lücken schließen und die Fertigung neuer Baumaterialien fördern. Zugleich will die Regierung mit der Initiative die Wirtschaftsentwicklung in den Regionen vorantreiben und die Exportwirtschaft des Landes stärken. Der Präsidialerlass „Über ergänzende Maßnahmen für den Ausbau des Industriepotenzials der Regionen“ vom 9. Juni 2021 sieht vor, die Industrie in 22 Landkreisen und zwei Städten besonders stark auf den Sektor Baustoffe auszurichten. Dort gibt es aktuell rund 200 Ausbauprojekte mit einem Wert von 1,7 Milliarden US-Dollar (US$).  

Schwerpunktregionen für den beschleunigten Ausbau der Baustoffindustrie

Landkreis/Stadt

Baustoffsparten

Qorao’zak (Autonome Republik Qoraqalpog’iston/Karakalpakstan)

Zement/Zementerzeugnisse, Vermiculit und Erzeugnisse daraus für den Einsatz in der Schall- und Wärmedämmung sowie im Brandschutz

Buloqboshi (Provinz Andijon/Andischan)

Marmor/Marmorerzeugnisse, Gasbetonblöcke, dekorative Wandverblender und Riemchen

Peshku (Provinz Buxoro/Buchara)

Naturstein/Natursteinerzeugnisse, dekorativer Verblendstein

Qorovulbozor (Provinz Buxoro/Buchara)

Silikatprodukte, Betonpaneele/-platten, sonstige Zementerzeugnisse 

Forish (Provinz Jizzax/Dschissach)

Basalt/Basalterzeugnisse

Kitob (Provinz Qashqadaryo/Kaschkadarja)

Zement und Naturstein sowie Erzeugnisse daraus

Dehqonobod (Provinz Qashqadaryo/Kaschkadarja)

Baustein und Kies sowie Erzeugnisse daraus

Stadt Zarafshon (Provinz Navoiy/Nawoi)

Gasbetonblöcke

Stadt G‘ozg’on (Provinz Navoiy/Nawoi)

Mineralische Dämmstoffe, Naturstein/Natursteinerzeugnisse, dekorativer Verblendstein 

Uchquduq (Provinz Navoiy/Nawoi)

Kaolin- und Eisenbetonerzeugnisse

Uychi, Uchqo‘rg‘on und Chust (Provinz Namangan)

dekorative Ziegelerzeugnisse

Pop (Provinz Namangan)

Naturstein/Natursteinerzeugnisse, dekorativer Verblendstein

Nurobod (Provinz Samarqand/Samarkand)

Gips-, Silikat-. Zementerzeugnisse, Naturstein/Natursteinerzeugnisse

Paxtachi (Provinz Samarqand/Samarkand)

Gips, Mineralwolle und Naturstein sowie Erzeugnisse daraus

Xovos (Provinz Sirdaryo/Sirdarya)

Eisenbetonerzeugnisse

Boysun (Provinz Surxondaryo/Surchandarja)

Zement und Gipskarton sowie Erzeugnisse daraus

Sherobod und Sariosiyo (Provinz Surxondaryo/Surchandarja)

Zement, Gips, Eisenbeton und Naturstein  sowie Erzeugnisse daraus

Ohangaron (Provinz Toshkent/Taschkent)

Zement, Gips, Eisenbeton, Mineralwolle und Naturstein sowie Erzeugnisse daraus

O’zbekiston (Provinz Farg’ona/Fergana)

Gips, Keramik und Erzeugnisse daraus,  natürliche Farbstoffe für die Farbenindustrie

Hazorasp (Provinz Xorazm/Choresm)

dekorative Ziegelerzeugnisse, Tapeten 

Tuproqqal’a (Provinz Xorazm/Choresm)

keramische Fliesen und Tapeten

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Fachrat soll Projekte akquirieren und voranbringen

Ein neu gegründeter Rat für die Entwicklung der Baustoffindustrie koordiniert die Projekte. Er wird vom Vorstandsvorsitzenden der staatlichen Geschäftsbank O´zsanoatqurilishbank (Bank für Industrie und Bauwirtschat), Saxi Annaklichev, geleitet und ist bei der Industriezweigvereinigung für die Baustoffbranche O'zsanoatqurilishmateriallari uyushmasi angesiedelt.

Der Rat soll auch in Kooperation mit dem Ministerkabinett, den Fachabteilungen regionaler Verwaltungen und ausländischen Experten ein mittelfristiges Erneuerungs- und Ausbauprogramms für die lokale Industrie (2022 bis 2026) mit Fokus auf die Baustoffindustrie ausarbeiten. Die O´zsanoatqurilishbank hat einen Fachbereich eingerichtet, der Baustoff-Projekte finanziell begleiten soll. In den regionalen Bankfilialen haben Beratungszentren damit begonnen, Investoren der Baustoffindustrie rund um zu betreuen - beispielsweise bei der Erstellung von Businessplänen.

Mehr als 1.000 Projekte für 5,3 Milliarden US-Dollar in der Pipeline 

Im Industriezweig gibt es 1.019 Projekte mit einem Wert von 5,3 Milliarden US$, heißt es in einer Pressemitteilung der Bank anlässlich der ersten Tagung des Fachrates am 15. Juni 2021. Die Angaben beziehen sich auf laufende Projekte, Vorhaben in einer fortgeschrittenen Planung und Investitionen, die sich in einer frühen Vorbereitungsphase befinden.  

Ausgewählte Kenndaten der Entwicklung der Baustoffindustrie

Kennziffer

2017

2018

2019

2020

Ausstoß insgesamt (in Mio. US$)

998

1.605

1.902

2.187

Produktion ausgewählter Erzeugnisse

  Zement (in 1.000 t)

9.132

9.204

10.990

12.537

  Trockenmischungen (in 1.000 t)

254

467

847

890

  Kalk (in 1.000 t)

310

343

310

299

  Gipskarton (in Mio. qm)

30

41

60

61

  Keramische Fliesen (in Mio. qm)

10

16

16

17

Bruttoanlageinvestitionen (in Mio. US$)

560

749

1.333

1.820

Abgeschlossene und laufende Projekte (Anzahl)

690

686

866

761

Exporte (in Mio. US$)

71

89

140

257

Importe (in Mio. US$)

252

440

545

468

Quelle: Staatliches Komitee für Statistik, Industriezweigvereinigung O'zsanoatqurilishmateriallari

Im Jahr 2021 wird die Baustoffindustrie mit etwa 1 Mrd. US$ ausgebaut. Der Löwenanteil der Kapitalanlagen entfällt auf die Inbetriebnahme neuer Zementanlagen. Ende 2021 dürften die usbekischen Zementfabriken über eine jährliche Gesamtkapazität von rund 29 Millionen Tonnen verfügen, gegenüber 20 Millionen Tonnen Ende 2020. Ein Teil der älteren Produktionsanlagen ist infolge eines hohen Modernisierungsbedarfs gegenwärtig nicht in Betrieb.

Staat greift neuen Produzenten unter die Arme

Um neue Baustoffhersteller in Gewerbegebieten (Industriezonen) anzusiedeln, übernimmt der Staat die Kosten für die infrastrukturelle Grundstückserschließung. Im Haushaltsjahr 2021 stehen hierfür 38 Millionen US$ zur Verfügung. Mit weiteren 10 Millionen US$ wird die geologische Erkundung von Rohstofflagerstätten (für die Baustoff-, Steine- und Erden-Industrie) gefördert. Das Komitee für Geologie und mineralische Ressourcen will bis Oktober 2021 die Nutzungsrechte an bis zu 500 Nichterz-Lagerstätten über das staatliche Portal E-Ijro Auksion versteigern. 

Der Fonds für Wiederaufbau und Entwicklung Usbekistans unterstützt die O´zsanoatqurilishbank bei der Projektfinanzierung mit einer Finanzspritze in Höhe von 200 Millionen US$. Darüber hinaus will das Kreditinstitut seine Ressourcen für die Mitfinanzierung von Baustoff-Projekten aufstocken, indem es eine Anleihe mit einem Volumen von 300 Millionen US$ auf dem Kapitalmarkt platziert. 

Unternehmern, die eines von 14 besonders nachgefragten Erzeugnissen produzieren, winken ab 1. Juli 2021 besondere Vorzugsbedingungen. Sie können Garantien für aufgenommene Investitions- und Betriebsmittelkredite in Anspruch nehmen (in Höhe von bis zu 50 Prozent der Kreditsumme, aber höchstens bis 1,5 Millionen US$ pro Vorhaben). Die Gewährung von Zinszuschüssen für Darlehen ist ebenfalls möglich.

Die Anreize und Bürgschaften gelten für die Aufnahme oder Ausweitung der Produktion von:

  • Aluminiumerzeugnissen,
  • Glaserzeugnissen,
  • Gipserzeugnissen, 
  • sanitärtechnischen Erzeugnissen,
  • Span- und Grobspanplatten,
  • Trockenbaumischungen,
  • Fliesen,
  • Ziegeln,
  • Tapeten,
  • Verblendmaterialien aus Naturstein,
  • Wärmeisolierstoffen,
  • Kunststoffprofilen.

Qualität und Ausbildung sollen an internationale Standards angepasst werden

Darüber hinaus trägt der Staat 50 Prozent der Kosten, die Baustoffproduzenten bei der Einführung internationaler Standards entstehen. Die Liste jener Baumaterialien, die einer Pflichtzertifizierung unterliegen, soll von 49 auf 16 Positionen gekürzt werden. Das Ministerium für Hochschul- und Berufsausbildung ist aufgefordert, in Kooperation mit Bildungseinrichtungen in Deutschland und Russland ein Programm für die Aus- und Weiterbildung von Ingenieuren und Technologen auszuarbeiten und umsetzen. 

Ausgewählte Projekte in der Baustoffindustrie *)

Projekt (Produktionssparte)

Veranschlagte Investitionen (in Mio. US$)

Cluster für Glaserzeugnisse (Bau- und Kfz-Glas), Provinz Jizzax/Dschissach  

280

Basalterzeugnisse inklusive Paneele, Provinz Namangan

180

Sanitärtechnische Erzeugnisse, Provinz Samarqand/Samarkand  

80

Gasbetonerzeugnisse (700.000 cbm/Jahr), Fabriken in sieben Provinzen

72

Zement/Zementerzeugnisse (200.000 t/Jahr), Fabriken in zwei Provinzen

40

Floatglas , Provinz Xorazm/Choresm

30

PVC-Profile und -Rohrleitungssysteme (10.000 t/Jahr), Fabriken in fünf Provinzen  

20

Förderung und Verarbeitung von Naturstein/Verblendstein (20.000 cbm/Jahr), Fabriken in vier Provinzen

10

*) ausschließlich Projekte in einer frühen Vorbereitungsphase unter Mitwirkung oder Beteiligung der Industriezweigvereinigung O'zsanoatqurilishmateriallariQuelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen

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