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Israel will mehr Hightech in der Landwirtschaft

Israels Agrarsektor ist recht modern, soll aber künftig noch mehr Hochtechnologie einsetzen – auch importierte. Dafür gewährt das Landwirtschaftsministerium Investitionszuschüsse.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Förderprogramm für Agrar-Hightech aufgelegt

Im Jahr 2021 führt das Landwirtschaftsministerium (Ministry of Agriculture and Rural Development) ein Förderprogramm für den Einsatz modernster Technologie im Agrarsektor. Im gegenwärtigen Stadium richtet sich das Programm an alle Gebiete der Pflanzenproduktion, doch ist für eine spätere Phase auch die Förderung von Hightech-Investitionen im Tierzuchtbereich geplant.

Wie Michal Levy, für Innovation zuständige stellvertretende Generaldirektorin des Landwirtschaftsministeriums gegenüber Germany Trade & Invest erklärte, habe Israels Landwirtschaft in den letzten Jahren große Fortschritte bei der Einführung von Hochtechnologie gemacht und befinde sich nicht mehr in der Anfangsphase dieses Prozesses. Zahlreiche Betriebe hätten Ausrüstungen entwickelt wie Obsternteroboter, Sprühdrohnen für Schädlingsbekämpfungsmittel, sensor- und satellitengestützte Wassermanagementsysteme sowie Sortieranlagen mit hochentwickelter Sensorik, die beispielsweise Pilz- oder Wurmbefall an Obst und Gemüse erkennen können.

Allerdings bleibe die Anwendung landwirtschaftlicher Hightech und damit auch der in sie getätigte Investitionsumfang noch immer ausbaubedürftig. Das gegenwärtige Investitionsförderungsprogramm diene deshalb dem Ziel, modernste Technologien beschleunigt einzuführen.

Technologisierung soll Agrarerzeugung steigern

Die fortschreitende Technologisierung und Automatisierung der Landwirtschaft könnte nicht nur die Produktivität des Sektors steigern, sondern auch dem oft auftretenden Arbeitskräftemangel abhelfen. Damit wäre eine wichtige Voraussetzung für eine künftige Expansion der Agrarerzeugung geschaffen.

Welche Bedeutung das Agrarressort diesem Programm beimesse, lasse sich nicht zuletzt an der Tatsache erkennen, dass die Zuschüsse, die das Ministerium den Landwirten für gebilligte Projekte gewähre, bis zu 50 Prozent des Investitionsbetrages erreichen können. Demgegenüber reichten Investitionszuschüsse in anderen Förderprogrammen des Ministeriums nur bis zu 25 Prozent.

Breite Palette von Technologien förderungsberechtigt

Gefördert werden Investitionen in eine Reihe von Technologiebereichen, darunter Künstliche Intelligenz, Satelliten- und Drohnenbildgebung, Internet of Things, Big Data und Robotik. Die Förderung ist bei Ausrüstungen ebenso wie bei Pflanzenproduktionsdiensten wie Bestäubung, Präzisionssprühen und anderen möglich. Voraussetzung ist jedoch, dass die betreffenden Technologien innerhalb der letzten drei Jahre entwickelt oder nach Israel eingeführt wurden. Eine weitere Bedingung besagt, dass die jeweilige Technologie über nachgewiesene kommerzielle Verwertbarkeit verfügt.

Das Förderprogramm wird in zwei Phasen abgewickelt. Die erste Runde wurde Ende 2020 aufgelegt und stieß auf großes Interesse der Agrarbetriebe. Bis zum Verstreichen der Einreichungsfrist Ende April 2021 gingen rund 300 Anträge ein. Angesichts dieses Interesses schrieb das Ministerium im Juni 2021 eine zweite Runde aus, und zwar noch bevor über alle in der ersten Runde gestellten Anträge entschieden werden konnte.

Chancen für ausländische Anbieter

Die im gegenwärtigen Stadium dem Landwirtschaftsministerium zur Verfügung stehenden Etatmittel belaufen sich auf umgerechnet rund 30 Millionen US$. Dieses Volumen gilt als unzureichend, doch hoffen Fachkreise, dass der Etatrahmen nach der im Juni 2021 erfolgten Bildung der neuen Regierung und der in Bälde erwarteten Verabschiedung eines neuen Staatshaushalts erheblich erweitert werden kann.

Eine ausreichende Ausweitung des Förderrahmens könnte auch die Aufnahme der Tierzucht in das Förderprogramm ermöglichen. Zwar glaubt das Landwirtschaftsministerium, dass der Nachholbedarf an Hightech-Förderung bei der Pflanzenproduktion größer als in der Tierzuchtwirtschaft ist, doch bedeute das nicht, so Michal Levy, dass auf dem Gebiet der Tierzucht kein Bedarf an Hightech-Förderung bestünde.

Für ausländische Anbieter ist nicht nur die Tatsache wichtig, dass auch importierte und nicht lediglich einheimische Technologie gefördert werden kann. Vielmehr verfolgt das Förderprogramm ausdrücklich das Ziel, zur Entstehung eines festen Kundenkreises beizutragen, um die nachhaltige Einführung neuer Technologien zu unterstützen. Aus der Sicht potenzieller Lieferanten ist die Schaffung eines Kundenstamms ein wichtiger Anreiz, sich um den israelischen Markt zu bemühen.

Grenzübergreifende Kooperation möglich und erwünscht

Ein Umstand, der Israel für ausländische Agrartechnologieanbieter zu einem attraktiven Testgelände machen kann ist weniger erfreulich. Wie Michal Levy betont, liegt Israel in einer Weltregion, die besonders schnell und besonders heftig die Folgen des globalen Klimawandels zu spüren bekommt. So steige die Temperatur in diesem Teil der Welt überdurchschnittlich schnell. Auch drohe eine schnelle Ausbreitung der Wüsten. Sie zu bekämpfen, sei für Israel ein wichtiges Anliegen, bei dem sich Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit anderen Ländern ergeben könnten.

Die israelisch-deutsche Kooperation auf dem Gebiet der Agrar-Hochtechnologie bezeichnet Michal Levy als intensiv und positiv. Zahlreiche deutsche Unternehmen seien in Israel nicht nur als Verkäufer einschlägiger Produkte tätig, sondern zeigten Interesse am Zukauf israelischer Technologie und an gemeinsamen Projekten. Ein weiteres Bespiel für gute Zusammenarbeit seien die Beziehungen zwischen dem Leipziger Helmholtz-Institut für Umweltforschung und der zum israelischen Landwirtschaftsministerium gehörenden Agricultural Research Organization, besser bekannt als das Volcani-Institut. Unter anderem haben die beiden Einrichtungen eine gemeinsame wissenschaftliche Tagung zum Thema Innovation in der Landwirtschaft und Anpassung an den Klimawandel durchgeführt.

Israelische Agrarerzeugung 1) (in Millionen US$) 2)

Kennziffer

2018

2019

Reale Veränderung in Binnenpreisen 2019 g. 2018  in %

Umsatz insgesamt

8.444

8.590

0,5

davon:

- Pflanzenproduktion

4.953

5.094

1,3

- Tierzucht

3.491

3.496

-0,1

Bruttoinlandsprodukt des Sektors

3.834

3.942

1,9

1) Jüngste verfügbare Zahlen; 2) Binnenpreisangaben, umgerechnet nach dem jahresdurchschnittlichen WechselkursQuelle: Zentralamt für Statistik (Central Bureau of Statistics)

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