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Branchen | Israel | Kosmetikprodukte

Israels Kosmetikmarkt hofft auf Erholung und Reform

Der Markt für Kosmetikprodukte wurde von der Coronakrise in Mitleidenschaft gezogen. Die Einfuhr stieg dennoch leicht.  Eine Abschaffung der Marktzulassungspflicht ist im Gespräch.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Nach Schätzung des Wirtschaftsmagazins Forbes wurde am israelischen Kosmetikmarkt 2019 ein Umsatz von umgerechnet etwas mehr als 2,2 Milliarden US-Dollar (US$) erzielt. Wie sich die Ausgaben der Privathaushalte für Kosmetikprodukte während der Coronakrise entwickelt haben, lässt sich nicht schlüssig sagen, weil Kosmetika in der Konsumstatistik nur als Teil von zwei umfassenderen Ausgabenposten ausgewiesen wird: „Waschbedarf und Kosmetika“ sowie „Persönliche und kosmetische Dienstleistungen“.

Allerdings hat sich der Anteil dieser beiden Posten am Gesamtkonsum nicht verändert, sodass sie 2020 im Gleichschritt mit diesem um 9,2 Prozent nachgelassen haben. Daher liegt die Annahme nahe, dass auch die Ausgaben für Kosmetika selbst gesunken sind. Da der US-Dollar 2020 gegenüber dem Neuen Schekel (NIS) abgewertet wurde, fiel der Rückgang in Dollarpreisen geringer aus. So lässt sich das Marktvolumen 2020 vorsichtig auf etwa 2,1 Milliarden US$ schätzen. 

Umsatzeinbußen nicht einheitlich

Jedoch waren nicht alle Vertriebskanäle vom Umsatzrückgang gleichermaßen betroffen. Wegen wiederholter Lockdowns und der Schließung von Geschäften mit Kundenkontakt haben die Kosmetiksalons ihre Tätigkeit kräftig reduzieren müssen.

Die meisten kleineren Drogerien, die sich auf Kosmetikprodukte spezialisieren, erlitten ebenfalls Umsatzeinbußen. Indessen blieben Großdrogerien, in denen sich auch eine Apotheke befindet, durchgehend offen und zwar nicht nur um Medikamente zu verkaufen. Vielmehr durften sie ihr ganzes Sortiment vermarkten. 

Einfuhr nahm trotz allem zu

Auf den ersten Blick stieg die Einfuhr von Kosmetikprodukten (HS-Kapitel 33) 2020 laut der israelischen Außenhandelsstatistik deutlich - und zwar um 11 Prozent in laufenden Dollarpreisen. Allerdings zeigt eine genauere Betrachtung, dass dieser Anstieg zu genau zwei Dritteln auf die Position HS-3302.10 "Mischungen von Riechstoffen für die Nahrungsmittel- oder Getränkeindustrie" zurückgeht.

Dennoch nahmen die Kosmetikimporte 2020 auch unter Herausrechnen dieser Position zu - und zwar um 4,6 Prozent. Für ein Krisenjahr war das ein präsentables Ergebnis, für das Fachkreise zwei Hauptgründe anführen. Erstens konnten Israelis 2020 entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit keine Kosmetika auf Auslandsreisen kaufen, da es kaum Auslandsreisen gab. Deshalb importierten sie mehr Kosmetikprodukte über das Internet.

Ein weiterer Faktor war die Tatsache, dass zahlreiche Kundinnen und Kunden mangels Möglichkeit kaum Geld für Reisen, Freizeitgestaltung und dergleichen ausgaben. Dadurch verfügten viele von ihnen über flüssige Geldmittel und konnten sich mit dem Kauf von Konsumgütern, unter anderem von in der Regel höherwertigen ausländischen Kosmetika, „entschädigen“.

Einfuhr und Ausfuhr von Kosmetikprodukten 2016 - 2020 (Millionen US$)

Jahr

Einfuhr

Davon: Aus Deutschland

Deutscher Importmarktanteil in Prozent

Ausfuhr

2016

478,3

27,3

5,7

398,1

2017

526,9

35,4

6,7

472,1

2018

570,3

50,8

8,9

546,9

2019

600,9

51,2

8,5

525,1

2020

676,7

56,5

8,4

515,0

Quelle: UN Comtrade Database

Deutsche Anbieter mit gestärkter Präsenz

Deutsche Anbieter von Kosmetika konnten an der Importsteigerung des Corona-Jahres partizipieren. Die Einfuhr aus der Bundesrepublik nahm 2020 um 10,4 Prozent zu. Ohne Mischungen von Riechstoffen für die Nahrungsmittel- oder Getränkeindustrie war der Anstieg mit 10,5 Prozent praktisch genauso hoch. Das führende Lieferland von Kosmetika für den israelischen Markt war 2020 Frankreich, gefolgt von den USA, Irland, Deutschland und Rumänien.

Führende Lieferländer für Kosmetikprodukte 2020

Land

Einfuhr (Millionen US$)

Importmarktanteil in Prozent

Frankreich

127,4

18,8

USA

83,2

12,3

Irland

59,0

8,7

Deutschland

56,5

8,3

Rumänien

43,1

6,4

Italien

39,8

5,9

Quelle: UN Comtrade Database

Die für 2021 und 2022 erwartete Erholung der Wirtschaft schafft gute Voraussetzungen für einen schnellen Wiederanstieg der Konsumausgaben. In welchem Maß der Markt für Kosmetikprodukte davon profitieren wird, bleibt angesichts des bei anderen Konsumkategorien angestauten Nachholbedarfs abzuwarten. In der mittleren und längeren Frist jedoch dürfte der Kosmetikmarkt in jeden Fall zum Wachstumstrend zurückkehren.

Hoffnung auf leichteren Marktzugang

Eine für den Importmarkt wichtige Frage ist indessen nicht nur die allgemeine Entwicklung der Nachfrage nach Kosmetikprodukten, sondern auch die Zukunft einer seit mehreren Jahren geplanten, bisher aber nicht durchgeführten Änderung der Marktzulassungsvorschriften für Kosmetika. Gegenwärtig sind Kosmetikprodukte in Israel zulassungsbedürftig, wobei die dafür zuständige Behörde das Gesundheitsministerium ist.

Laut der in der Debatte befindlichen Reform, die bereits in mehreren Anläufen stecken geblieben ist, soll das Zulassungsprinzip durch die Konformitätserklärung des Importeurs ersetzt werden. Wie Amir Ofer, der für die Kosmetikbranche zuständige Bereichsdirektor bei der Vereinigung der israelischen Handelskammern gegenüber Germany Trade & Invest erklärte, ist das gegenwärtige Zulassungsverfahren zeitraubend und kostspielig. Dies erschwere den Markteintritt neuer ausländischer Lieferanten ebenso wie neuer israelischer Importeure und behindere eine Ausweitung des Marktangebots. Da für jedes einzelne Produkt ein separates Zulassungsverfahren erforderlich sei, verteuere sich die Markteinführung neuer Produkte.

Die Vereinigung der Handelskammern, die unter anderem als Vertretung der Importwirtschaft agiert, setzt sich für die Übernahme des Schweizer Konformitätserklärungsmodells ein, das auf der Marktzulassungsregelung der EU basiert. Bei einer Übernahme der schweizerischen Vorlage müssten auch israelische Importeure lediglich die Konformität des jeweiligen Produkts mit EU-Bestimmungen bestätigen. Das Gesundheitsministerium würde dann über Kontrollbefugnisse gegenüber den auf diese Weise auf den Markt gebrachten Produkten verfügen.

Seinerseits müsste der Importeur eine Kontaktperson beschäftigen, die dem Gesundheitsministerium auf Forderung den Zugang zur Produktakte des ausländischen Herstellers verschaffen würde. Für einheimische Produkte würde die Erklärung des Herstellers genügen, das jeweilige Erzeugnis sei mit EU-Bestimmungen konform. Die Handelskammervereinigung hofft, dass eine neue Regierung die viel diskutierte Neuregelung in Kraft setzen wird. 

Einfuhr von Kosmetikprodukten 2019 und 2020 (Tausend US$)

HS-Nummer

Warenbezeichnung

Einfuhr

2019

davon:

aus

Deutsch land

Einfuhr

2020

davon:

aus

Deutsch land

33.01

Etherische Öle, Resinoide, extrahierte Oleoresine usw.

9.645

241

12.736

1.088

33.02

Mischungen von Riechstoffen

79.536

18.958

134.373

21.873

Darunter: 3302.10

Mischungen von Riechstoffen von der für die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie verwendeten Art

37.332

2.612

87.407

2.869

33.03

Duftstoffe und Duftwässer

163.221

2.885

176.217

1.913

33.04

Zubereitete Schönheitsmittel, Erzeugnisse zum Schminken und Zubereitungen für Hauptpflege

133.939

10.806

124.327

11.220

33.05

Zubereitete Haarbehandlungsmittel

93.361

11.973

100.001

11.020

33.06

Zubereitete Zahn- und Mundpflegemittel

57.507

3.933

60.754

5.075

33.07

Zubereitete Rasiermittel

63.708

2.358

68.258

4.324

Quelle: UN Comtrade Database

 

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