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Kenias Regierung plant höheres Budget für Straßenbau
Trotz hoher Schulden plant die Regierung für das Haushaltsjahr 2023/24 eine deutliche Erhöhung des Budgets für den Straßenbau. Die Baubranche darf auf bessere Zeiten hoffen.
09.05.2023
Von Carsten Ehlers | Nairobi
- Consultants sind an staatlichen Ausschreibungen interessiert
- Chinesische Dominanz im Bausektor schmälert deutsche Chancen
- Hoffnung auf private Investitionen im Infrastrukturbereich
- Baustoffindustrie plant weitere Investitionen
- Deutsche Firmen operieren meist über Handelsvertreter
- Staatliche Ausschreibungen bleiben kompliziert
Für deutsche Unternehmen lohnt es sich, ein Auge auf den kenianischen Bausektor zu werfen. Die geplante Budgeterhöhung des Staates im Straßenbau könnte eine Zunahme der Bauaufträge ab dem 2. Halbjahr 2023 bedeuten. Zwar sind deutsche Baufirmen so gut wie nicht mehr in Kenia aktiv, jedoch können Zulieferer von Baumaschinen, Werkzeugen, Baustoffen und Chemikalien, Armaturen, Beschlägen, Fliesen, Fassaden, Fenstern, Inneneinrichtungen und Elektronik an Projekten partizipieren.
Consultants sind an staatlichen Ausschreibungen interessiert
Darüber hinaus übernehmen Consultants bei staatlichen Projekten regelmäßig das Anfertigen von Studien und die Bauaufsicht. Mitunter kommen bei privaten Hochbauprojekten auch Architekturbüros zum Zuge, wie zum Beispiel Gerkan Marg und Partner (GMP) beim kürzlich fertiggestellten AVIC-Tower in Nairobi, dem mit 148 Metern höchsten Gebäude der Stadt.
Im 1. Halbjahr 2023 ist das Geschäftsumfeld in Kenia weiter schwierig. Branchenkenner berichten von einem geringen staatlichen Auftragsvolumen für Bauprojekte. Auch sind die Kosten für importierte Produkte derzeit hoch, unter anderem aufgrund hoher Transportkosten sowie des schwachen Kenianischen Shillings. Nähere Informationen zu den Konjunkturerwartungen Kenias liefert der aktuelle GTAI-Wirtschaftsausblick.
Chinesische Dominanz im Bausektor schmälert deutsche Chancen
Gute Kunden bei deutschen Zulieferern sind kapitalkräftige kenianische Baufirmen sowie in Kenia aktive internationale Bauunternehmen. Chinesische Baufirmen haben in den letzten zehn Jahren einen beträchtlichen Marktanteil des kenianischen Bausektors für sich eingenommen. Bei Infrastrukturprojekten, die von der chinesischen Regierung finanziert werden, kommen sie automatisch zum Zuge, zunehmend aber auch bei Projekten, die von westlichen Gebern finanziert werden, weil sie billig anbieten. Chinesische Kontraktoren beziehen fast ausschließlich bei chinesischen Zulieferern. Chancen für deutsche Komponenten bestehen nur dann, wenn der Bauherr oder Geber höhere Qualitätsstandards einfordert.
Bauunternehmen in Kenia
Bauunternehmen | Spezialisierung |
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Tiefbau | |
Tiefbau | |
Hoch- und Tiefbau | |
Hochbau | |
Hoch- und Tiefbau | |
Hoch- und Tiefbau | |
Hoch- und Tiefbau | |
Hoch- und Tiefbau | |
Hochbau |
Hoffnung auf private Investitionen im Infrastrukturbereich
Neben geberfinanzierten Projekten wird im Infrastrukturbereich zunehmend privates Engagement möglich, zum Beispiel beim Bau und Betrieb von Mautstraßen, Kraftwerken oder Dämmen. Angesichts einer um jährlich rund 1,2 Millionen Menschen wachsenden Bevölkerung sind Investitionen dringend notwendig. Fehlende Rechtssicherheit lässt private Investoren jedoch oft zögern. Detaillierte Informationen enthalten die GTAI-Berichte zum Energiesektor in Kenia sowie zum Wasser- und Abwassersektor in Kenia.
Der private Hochbau nimmt insbesondere in den Großstädten wie Nairobi, Mombasa, Kisumu oder Nakuru wieder zu, nachdem er während der Pandemie einbrach. In den wohlhabenden Stadtvierteln Nairobis werden größere Projekte mit gemischter Nutzung (Büros, Wohnungen, Geschäfte) durchgeführt wie zum Beispiel das Global Trade Centre in Westlands oder Enaki-Town. Von privater Seite dürfte es auch zunehmende Investitionen im Bergbau geben, der dem Bausektor regelmäßig Aufträge beschert. Eines der größten Bergbauprojekte ist die Kwale Titianium Mine, die gerade erweitert wird.
Baustoffindustrie plant weitere Investitionen
Weiter expandieren dürfte auch die Baustoffindustrie, insbesondere die Zementproduktion und die Metallverarbeitung, wenngleich der energieintensive Sektor aktuell steigende Energiekosten beklagt. Bereits in den letzten Jahren investierten die Zementhersteller in ihre Kapazitäten: Lag die Produktion im Jahr 2019 noch bei 6,2 Millionen Tonnen, wurden im Jahr 2022 schon rund 9,7 Millionen Tonnen in Kenia hergestellt.
Großinvestitionen sind in der Klinkerproduktion geplant, unter anderem von Savannah Clinker und Simba Cement. Ein Anreiz für lokale Produktion dürfte die von der Regierung geplante Export & Investment Promotion Levy in Höhe von 10 Prozent auf importierten Klinker darstellen. Viele kenianische Zementwerke importieren noch Klinker aus Ägypten, im Jahr 2022 waren es insgesamt etwa 656.500 Tonnen.
Ausgewählte Bauprojekte in Kenia
Projektbezeichnung | Investitionssumme (in Mio. US$) | Projektstand | Projektträger |
---|---|---|---|
Lamu Port South Sudan Ethiopia Transport Corridor (LAPSSET) | 27.000 | Baubeginn bei Einzelprojekten, u.a. Hafen in Lamu | |
Nairobi-Nakuru-Mau Summit Highway | 1.470 | Baubeginn wurde 2023 erneut verschoben | PPP-Maut-Projekt unter der Kenya National Highways Authority (KeNHA) |
Thwake-Damm (Wasserversorgung für die Distrikte Makueni und Kitui, östlich von Nairobi) | 820 | Im Bau; Fertigstellung geplant für 2024 | |
Mombasa Port Extension Phase II | 300 | Im Bau seit 2018 | Kenya Ports Authority (KPA) |
Dongo Kudu Bypass Highway (Mombasa Southern Bypass) | 250 | Im Bau; Phase 2 wird seit Ende 2018 durchgeführt | Kenya Ports Authority (KPA) |
James Gichuru-Rironi Highway (25,3 Kilometer lange Autobahn im Umland von Nairobi) | 163 | Im Bau seit 2017. Geplante Fertigstellung 2023 |
Deutsche Firmen operieren meist über Handelsvertreter
Deutsche Zulieferer im Bausektor sind in Kenia meistens über Handelsvertreter präsent. Insbesondere für Baumaschinen gibt es in Nairobi größere regional bekannte Distributoren, oft mit weiteren Niederlassungen in Ruanda, Tansania und Uganda. Eigene Präsenzen kommen insbesondere für Ingenieurberater in Frage, die bei der Projektakquise ein gutes eigenes Netzwerk benötigen.
Komponenten wie Armaturen, Inneneinrichtung oder Werkzeuge können in Kenia über den Fachhandel vertrieben werden, der geprägt wird von kleineren lokalen Händlern wie Alibhai Shariff, Elite Tools, United Tools und Tolsen Tools. Die südafrikanische Baumarktkette Builders Warehouse kündigte Anfang des Jahres 2023 an, dass sie ihre im Jahr 2021 eröffnete Filiale in Karen (Nairobi) wieder schließen wird.
Führende Vertriebspartner für Baumaschinen in Kenia
Händler | Baumaschinenhersteller | Kurzbeschreibung des Händlers |
---|---|---|
Hitachi, Terex, FRD Furukama | Seit 2009 in Kenia und seit 2013 mit Niederlassungen in Tansania und Uganda | |
Bell, Liebherr | Neben Kenia noch aktiv in mehreren Ländern West-, Zentral- und des südlichen Afrikas. In Kenia präsent in Nairobi. Firmiert in Kenia unter dem Namen ESS, weil den Namen KANU bereits eine wichtige politische Partei trägt. | |
Bomag, Case | Achelis betreibt in Ostafrika Filialen in Nairobi, Kampala und Daressalam (Tansania). Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Bremen. | |
Komatsu, Wirtgen | Präsenz in Nairobi. Mit mehreren Niederlassungen im anglophonen West- und Ostafrika präsent; Hauptsitz ist in Dubai. | |
Caterpillar | Aktiv in einigen anglophonen Ländern Afrikas. Hauptsitz ist nahe London. In Ostafrika präsent in Kenia, Tansania und Uganda. | |
Volvo | Niederlassungen in Nairobi und Daressalam. Betreut den Markt in Uganda von Nairobi aus. | |
JCB | Filialen in Nairobi und Mombasa. Ebenfalls in Kampala (Uganda) präsent. |
Staatliche Ausschreibungen bleiben kompliziert
Die praktische Abwicklung von Geschäften ist mitunter kompliziert in Kenia. So spielen bei staatlichen Stellen, insbesondere wenn keine Geberorganisationen bei Bauprojekten involviert sind, eine schlechte Zahlungsmoral sowie Compliance-Themen eine mitunter große Rolle. Besser sind die Erfahrungen bei privaten Abnehmern. Allerdings kann hier die Finanzierung eine Hürde darstellen.
Von Schwierigkeiten berichten Unternehmen derzeit auch mit der kenianischen Steuerbehörde Kenya Revenue Authority (KRA), die unter starkem Druck steht, die Staatseinnahmen zu erhöhen und bei Steuern und Zöllen anscheinend ihren Auslegungsspielraum zunehmend nutzt. Unternehmen klagen zudem über die oft aufwändigen und teuren Inspektionen im Verschiffungshafen (Pre-Export Verification of Conformity - PVoC), welche internationale Dienstleister wie Intertek und SGS im Auftrag der kenianischen Standardbehörde Kenya Bureau of Standards (KEBS) durchführen.
Kontaktadressen
Bezeichnung | Anmerkungen |
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Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft | |
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen | |
Ministry of Transport, Infrastructure, Housing and Urban Development | Für den Wohnungs- und Häuser- sowie Infrastrukturbau zuständiges Ministerium |
Regulierungsbehörde für den Bausektor | |
Für den Bau der Nationalstraßen zuständige Behörde | |
Für den Bau von urbanen Hauptstraßen (National Urban Trunk Roads) zuständige Behörde | |
Baumesse. Soll vom 8.-10. November 2023 im Sarit Expo Centre in Nairobi stattfinden. | |
Website mit aktuellen Informationen zu Bauprojekten in Kenia | |
Kenya Association of Building and Civil Engineering Contractors (KABCEC) | Dachverband der Bauwirtschaft |
Verband der privaten Immobilienentwickler |