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Branchen | Frankreich | Landmaschinen

Landmaschinen weiter stark nachgefragt

Die Nachfrage nach Landmaschinen legt in Frankreich weiter zu.  Unternehmen sind trotz Lieferengpässen optimistisch. Staat subventioniert Anschaffung von Landtechnik.

Von Peter Buerstedde | Paris

Der Markt für Landmaschinen hat in der Coronakrise 2020 nur einen leichten Dämpfer erlitten. Nach einem Rekordjahr 2019 haben sich die Verkäufe nach Informationen des Herstellerverbandes Axema (Union des Industriels de l'Agroéquipement) 2020 mit einem leichten Rückgang von 0,5 Prozent stabilisiert. Inlandsproduktion (-3,5 Prozent) und Importe sind gesunken und haben die Lagerbestände der Hersteller und Importeure abschmelzen lassen. Die französische Regierung verhängte Mitte März 2020 eine strikte Ausgangssperre. Daraufhin stellten viele Fabriken über Wochen den Betrieb ein. Auch in der Folgezeit führten Lieferengpässe zu Produktionsunterbrechungen.

Der französische Markt für Landtechnik ist nach Angaben des Verbandes Axema knapp vor Deutschland und hinter den USA, China und Indien der viertgrößte weltweit. Axema errechnet den Marktabsatz als die Summe des Produktionswerts im Inland und der Importe unter Abzug der Exporte. Für das Jahr 2020 ergibt sich bei Exporten von 3,28 Milliarden Euro, einer Produktion von 4,63 Milliarden Euro und Importen von 4,54 Milliarden Euro rechnerisch ein Absatz von 5,89 Milliarden Euro. Die Differenz zum von Axema ausgewiesenen vorläufigen Marktumsatz von 6,08 Milliarden Euro geht daher auf den Abbau der Lagerbestände zurück. Der Markt befindet sich seit 2017 in einem Expansionszyklus.

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Der Aufschwung hatte bereits im Mai 2020 parallel zu den Lockerungsmaßnahmen begonnen und sich nach Analyse von Axema in der zweiten Jahreshälfte und bis Anfang 2021 fortgesetzt. Die schlechte Sommerernte wurde durch steigende Preise für Agrargüter, vor allem für Getreide, aufgewogen, die im Frühjahr 2021 einen Höchststand erreicht hatten.

Gute Aussichten für 2021

Die Nachfrage nach Landtechnik entwickelt sich nach Prognosen von Axema auch 2021 weiter gut. Der Verband erwartete Ende Mai für das Gesamtjahr 2021 ein Absatzplus von 5 bis 7 Prozent. Nach einer Mitgliederbefragung schätzten 86 Prozent der Mitgliedsfirmen die Auftragslage als gut oder sehr gut ein. Im Jahr 2022 könnte die Absatzdynamik abflauen, da dann der aktuelle Wachstumszyklus (seit 2017), der im französischen Landtechnikmarkt etwa fünf Jahre dauert, dem Ende zugeht. 

Im 1. Halbjahr 2021 lagen die Neuzulassungen von Traktoren um 15,4 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. 2020 waren diese um 5,5 Prozent auf 32.687 Stück zurückgefallen. Auch insgesamt sanken die Neuzulassungen um 5,5 Prozent, allerdings gegenüber einem Rekordjahr 2019.

Die Zahlen sind indes mit Vorsicht zu genießen. Laut einem Dekret vom Dezember 2016 sollten alle fahrenden Landmaschinen bis Anfang 2020 zugelassen werden. Diese Frist wurde dann auf August 2020 verschoben. Ausnahmen waren weiter möglich. Dies könnte die Erstzulassungen gesteigert haben, weil viele Maschinen trotz Verpflichtung nie zugelassen worden sind. Das betrifft aber vor allem nicht selbstfahrende Maschinen wie Düngerstreuer, Pflanzmaschinen, Pflüge und Eggen.

Lieferengpässe und steigende Preise

Angesichts voller Auftragsbücher liegt die Hauptsorge der Anbieter 2021 nach einer Analyse von Axema eher auf der Angebotsseite. Die Hersteller haben nach den Unterbrechungen der Lieferketten 2020 etwa seit Jahresbeginn 2021 erneut mit Lieferengpässen vor allem bei Stahl und Halbleitern zu kämpfen.

Der Präsident des Verbandes der Agrarmaschinenhändler Sedima (Syndicat National des Entreprises de Service et Distribution du Machinisme Agricole), Loïc Morel, hatte Ende Juni 2021 eine Knappheit bei bestimmten Marken und Produktkategorien beklagt. 88 Prozent der Mitgliedsfirmen seien mit starken Preissteigerungen konfrontiert. Höhere Preise könnten dazu führen, dass Landwirte Anschaffungen aufschieben oder gebrauchte Maschinen kaufen.

Weinbau weiter mit Problemen

Einzelne Marktsegmente haben mit besonderen Problemen zu kämpfen. Der Weinanbau litt 2020 besonders stark unter der Krise und einem Einbruch des Konsums. Hinzu kamen seit Ende 2019 Strafzölle von 25 Prozent auf französischen Wein im wichtigen US-Markt, die erst im März 2021 für vier Monate und erneut im Juni für fünf Jahre ausgesetzt wurden. Anfang April fielen dann viele Reben einem plötzlichen Kälteeinbruch zum Opfer. Die Weinbauern haben daher vielfach Investitionen aufgeschoben.

Hohe Futterpreise wiederum schwächen die Ertragslage der Viehzüchter und ihre Nachfrage nach Maschinen.

Staatliche Hilfen treiben den Absatz an

Positive Impulse kommen von staatlichen Hilfen. Im Rahmen des Konjunkturpakets France Relance, das die Regierung im September 2020 aufgelegt hat, gibt es auch Hilfen für die Landwirtschaft. Mit 215 Millionen Euro wird die Anschaffung von Landtechnik, die einen geringeren Einsatz von Agrarchemie ermöglicht, subventioniert. Hinzu kommen Zuschüsse von 42 Millionen Euro für den Anbau von proteinhaltigen Pflanzen in Frankreich und 70 Millionen Euro für den Schutz vor extremen Klimaphänomenen.

Die Projektaufrufe werden von der Landwirtschaftsbehörde FranceAgriMer durchgeführt. Die meisten sind gelaufen und sollten im 2. Halbjahr 2021 die Verkäufe etwa von präziseren Maschinen zur Austragung von Dünger und Pflanzenschutzmitteln antreiben.

Sehr diverser Markt für Landtechnik

Frankreich ist als größter Hersteller landwirtschaftlicher Erzeugnisse in der Europäischen Union (EU) mit besonderen Stärken bei Getreide und im Weinbau ein Markt mit breitem Spektrum für Landtechnik. Daher wird die Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU den Markt stark beeinflussen. Die Hersteller erwarten eine steigende Nachfrage nach präziserer Technik und digitalen Lösungen, um den Einsatz von Agrarchemie und den CO2-Ausstoß von Maschinen zu verringern.

Gleichzeitig geht die Konsolidierung in der französischen Landwirtschaft zu größeren Betrieben weiter. Entsprechend werden etwa mehr Traktoren mit höherer Leistung nachgefragt und auch mehr Smart-Farming-Technologie (siehe GTAI-Beitrag zu Smart Farming in Frankreich), um die Bearbeitung großer Flächen zu erleichtern.

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