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Branchen | Polen | Smart Farming

Landwirte wollen neue Technologien einsetzen

Polens Agrarbetriebe zeigen wachsendes Interesse an innovativen Technologien. Im Fokus steht effizientes Düngen. Drohnen geben Auskunft zur Beschaffenheit von Böden und Pflanzen.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Polnische Landwirte sind innovativen Technologien gegenüber aufgeschlossen. Fast drei Viertel (72 Prozent) würden sie gerne nutzen, um Düngemittel effizienter einzusetzen. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie "Technologie in der Landwirtschaft" (Technologia w Rolnictwie) der Landwirtschaftlichen Universität (Uniwersytet Rolniczy) in Kraków (Krakau). 

Über die Hälfte (54 Prozent) der Befragten wünscht sich eine automatische Navigation der Maschinen und knapp die Hälfte (48 Prozent) eine Fernsteuerung (Telemetrie) der Geräte. Auch unterstützende Systeme für die Bearbeitung der Ackerfläche wie eine digitale Datenerfassung würden fast die Hälfte der Befragten gerne einsetzen. Das geht hervor aus einer von der Fundacja Startup Poland veröffentlichten Studie, an der auch die polnische Niederlassung von Microsoft beteiligt ist, die dabei ihr Know-how im Bereich neuer Technologien für die Landwirtschaft einbrachte.

Unter den digitalen Technologien sind demnach folgende Lösungen am stärksten gefragt: Telemetrie (74 Prozent), die Dokumentation der Produktion sowie der Verkauf über E-Commerce-Plattformen (jeweils 68 Prozent) und die Erhöhung der Produktivität. Vor allem junge Landwirte sind offen für innovative organisatorische Lösungen.

Auf der Suche nach neuen Substanzen

Ein sehr wichtiges Geschäftsfeld für Start-ups aus dem Bereich der Landwirtschaft ist die Suche nach neuen aktiven Substanzen, die die Agrarchemikalien ersetzen, ist der Vorsitzende der Fundacja Startup Poland, Tomasz Snażyk, überzeugt. "Hier verdient zum Beispiel die Technologie des Hydrogel Aufmerksamkeit, die die polnische ArtAgro entwickelt", sagte Snażyk anlässlich der Vorstellung der Studie. Die ArtAgro Polska Sp. z o.o. erforscht die Anwendung von NanoGel in der Landwirtschaft, um Wasser und Düngemittel einzusparen.

In einem anderen Feld ist die Firma ThermoEye aktiv: Das Start-up hat für Viehzüchter ein Frühwarnsystem entwickelt, das bereits erste Krankheitssymptome der Tiere erkennt und meldet. Das Start up TraceON befasst sich mit der Verkürzung der Wege vom Landwirt zum Endabnehmer und der Verfolgung der verschiedenen Etappen des Entstehens eines Produkts. So wird es zum Beispiel für die Konsumenten transparenter, woher Tiere oder Pflanzen stammen, mit denen Nahrungsmittel erzeugt wurden. Die Entscheidung für nachhaltige Produkte wird dadurch einfacher. 

Fortschritt durch digitale Transformation

Die digitale Transformation würde nicht nur die Erzeugung optimieren, sondern auch Umweltschutzaspekte stärker umsetzen, ist Bartosz Stebnicki, Direktor von Microsoft Polen überzeugt. Stebnicki, der für Microsoft das Geschäft mit der öffentlichen Hand verantwortet, sieht breite Einsatzfelder. Zur Landwirtschaft 4.0 gehören ein Monitoring der Aussaat per Satellit und künstliche Intelligenz. Mit ihrer Unterstützung könnten Ernten prognostiziert, Unkraut erkannt und Schädlinge sowie Krankheiten bekämpft werden.

Auch beim Urban Farming spielen neue Technologien eine wichtige Rolle. Sie tragen dazu bei, dass deutlich weniger Wasser und Pflanzenschutzmittel als auf herkömmlichen Agrarflächen verbraucht wird. Eine der ersten Urban Farms in Polen, Listny Cud (Blattwunder) züchtet Pflanzen nicht nur in bestehenden Gebäuden. Sie schafft auch Flächen in Einzelhandelsgeschäften, sodass die Pflanzen in ladeneigenen Farmen gedeihen. Das polnische Start-up Vertigo Farms hat ein System von vertikalen Farmen entwickelt. Hier werden Pflanzen unter kontrollierten Bedingungen gezüchtet, die zur Produktion von natürlichen Kosmetika und Pharmazeutika sowie funktionellen Nahrungsmitteln benötigt werden.

Drohnen beobachten Pflanzenzucht

Auch der Einsatz von Drohnen spielt in der Landwirtschaft 4.0 eine immer wichtigere Rolle. Drohnen tragen dazu bei, dass der Zustand von Ackerflächen präziser analysiert werden kann, sodass die Flächen bedarfsgerechter und kosteneffizienter bearbeitet werden können. Mit ihrer Hilfe werden Pflanzen sehr genau beobachtet, Ernteschäden genau dokumentiert. 

Ein Beispiel: Der führende polnische Hersteller von Kunstdünger, die Grupa Azoty S.A., bietet nicht nur Düngemittel, sondern einen kompletten Düngeservice an. Er nutzt Satellitenaufnahmen, um Agrarflächen nicht-invasiv zu analysieren. In Kooperation mit Microsoft will Azoty die Cloud und die künstliche Intelligenz für die Präzisionslandwirtschaft nutzen. Ein neues Technology Center dient als Inkubator für Start-ups im Bereich Agrochemie und Ökoinnovationen.

Für mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft setzt sich auch der größte inländische Hersteller von Pflanzenschutzmitteln Ciech Sarzyna S.A. ein. Er ließ Anfang 2021 ein durch ein BGT-Patent (Better Glyphosate Technology) geschütztes Produkt mit einem reduzierten Glyphosat-Anteil registrieren. Die Gesellschaft verfolgt eine ganzheitliche Strategie „Vom Feld auf den Tisch“ (Od pola do stołu).

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