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Marktchancen

Die starke Dynamik im Wohnungsbau sorgt für Auftrieb. Fördergelder dürften mittelfristig Impulse geben.

Von Oliver Idem | Madrid

Im Krisenjahr 2020 brachen die Bauinvestitionen in Spanien um real 14,0 Prozent ein und damit stärker als in jedem anderen EU-Land. Laut der Europäischen Kommission soll bereits 2021 mit plus 8,4 auf 120 Milliarden Euro eine starke Erholung folgen. Für 2022 wird mit plus 11,8 Prozent sogar mit einem Überschreiten des Vorkrisenniveaus gerechnet. 

Die größten Mitglieder des Fachverbandes SEOPAN konnten sich 2020 dem Negativtrend entziehen. Sie verzeichneten einen Inlandsumsatz von knapp 5,5 Milliarden Euro. Als dynamischstes Segment erwies sich erneut der private Wohnungsbau.

Milliarden aus EU-Hilfen sollen in Bauprojekte fließen

Spanien erhält die höchsten Zuschüsse aller EU-Staaten zur Bekämpfung der Coronakrise. Alleine 69,5 Milliarden Euro fließen als nicht rückzahlbare Subventionen. Der spanische Aufbauplan besitzt vielfältige Bezüge zum Bausektor. So sind die Wohnungs- und Stadtsanierung sowie der Bau von Bahnstrecken, Stromtrassen und Telekommunikationsinfrastruktur geplant. Die Festlegung der Detailprojekte erfolgt durch die spanische Regierung. Akteure wie Verbände und Unternehmen konnten Vorschläge dafür einreichen.

Der Wohnungsbau spielt in Spanien eine wichtige Rolle. In diesem Segment sollen die Investitionen 2021 um 8,5 und 2022 sogar um 12,0 Prozent zulegen.

Auch beim Städtebauprojekt Madrid Nuevo Norte sollen ab 2025 mehr als 10.000 Wohneinheiten bezugsfertig sein. Nach einer Zusammenstellung der Wirtschaftszeitung Cinco Días von August 2020 werden in den kommenden Jahren allein in der Region Madrid rund 148.200 Wohnungen neu gebaut.

Lokale Branchenvertreter gehen von einem anhaltend hohen Bedarf in der Hauptstadtregion mit ihren knapp 7 Millionen Einwohnern aus. Einen Engpassfaktor bilden die benötigten Arbeitskräfte. Ein stärker modularisiertes Bauen mit mehr Fertigteilen könnte ein Lösungsansatz sein.

Momentan sind sowohl Wohneigentum als auch Mietwohnungen gefragt. Rund 75 Prozent der Spanier leben in den eigenen vier Wänden. Für viele Interessierte sind niedrige Zinsen ein wichtiges Argument.

Der Bedarf an Mietwohnungen ist ebenfalls erheblich. Im Zuge der Coronakrise wurden viele zuvor touristisch genutzte Wohnungen wieder fest vermietet. Für viele Menschen mit knappem Budget an teuren Standorten sind Wohngemeinschaften eine wichtige Option.

Der Bau von Studentenwohnungen entwickelte sich in den vergangenen Jahren äußerst dynamisch. Bis 2023 stehen 77 Projekte mit 19.000 Wohnplätzen vor dem Abschluss, wie Expansión im Juli 2021 berichtete.

Auf der anderen Seite der Alterspyramide fehlen laut einem Bericht von Cinco Días circa 100.000 Plätze in Seniorenwohnheimen. Bis 2033 sollen 270.000 Betten erforderlich sein, um den Bedarf zu decken. Der Nachfrageüberhang zieht bereits das Interesse spanischer und internationaler Investoren auf sich.

Staat stellt 5,8 Milliarden Euro für Gebäudesanierungen bereit

Die spanische Regierung setzt darauf, in den kommenden drei Jahren wesentlich mehr Gebäude zu sanieren als üblich. Ein Programm mit Subventionen für energetische Sanierungen und Barrierefreiheit soll entscheidend dazu beitragen. Mit 5,8 Milliarden Euro Budget ist vorgesehen, insgesamt 500.000 Einheiten zu sanieren.

Schon vor der Coronakrise wurden in Spanien einige größere Logistikprojekte auf den Weg gebracht. Unter anderem durch den wachsenden Onlinehandel ist es wahrscheinlich, dass dieser Trend anhalten wird. Multimodale Verkehrsanschlüsse, größere Zentren und kleinere Verteilpunkte entstehen im Land.

Die Investitionen in Büroräume brachen hingegen 2020 um 49 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro ein. Laut der Wirtschaftszeitung Expansión bleiben die Aussichten unsicher. Viele Unternehmen setzen mittlerweile auf gemischte Hybridlösungen statt reines Homeoffice. Entsprechend dürfte der Bedarf an Büroraum längerfristig geringer ausfallen. Manche Berufstätige zieht es nach der Lockdown-Erfahrung von 2020 und mit flexiblen Arbeitsmodellen ins Umland der großen Städte.

Investitionen in Bahnprojekte

Zu den größten Bauprojekten Spaniens gehören die Schnellzuglinien Madrid-Barcelona und Madrid-Levante. Diese großen Transportkorridore bilden ebenso wie der Ausbau von S-Bahn-Netzen einen Schwerpunkt der Schienenprojekte in den kommenden Jahren.

Zudem soll durch verbesserte Anbindungen von Häfen und Logistikzentren der intermodale Ausbau vorangetrieben werden. Zwischen 2021 und 2025 belaufen sich die staatlichen Investitionen in diesem Bereich auf knapp 12,8 Milliarden Euro.

Umsätze der Bauwirtschaft in Spanien (in Millionen Euro, Veränderung in Prozent) *)

Kennziffer

2019

2020

Veränderung 2020/19

Umsatz insgesamt, davon

5.333

5.497

3,1

  Wohnungsbau

869

1.121

29,0

    öffentlich

92

57

-37,7

    privat

778

1.064

36,8

  Wirtschaftsbau

1.811

1.776

-1,9

  Infrastrukturbau

2.653

2.600

-2,0

    öffentlich

2.099

2.214

5,5

    privat

554

386

-30,3

*) Die Angaben beziehen sich nicht auf die gesamte Branche, sondern auf die größten Mitglieder von SEOPANQuelle: Verband der großen Bauunternehmen SEOPAN

Der staatliche Plan Estatal de Vivienda 2018 bis 2021 umfasst Hilfen für junge Menschen in Gemeinden bis 5.000 Einwohner für den Wohnungskauf. Auch Sanierungen und Verbesserungen der Energieeffizienz werden unterstützt. Der öffentliche Wohnungsbestand soll zudem ausgeweitet werden.

Eine Daueraufgabe bildet die Erhaltung von Spaniens reichhaltigem kulturellem Erbe. Das Land verfügt allein über 48 UNESCO-Weltkulturerbestätten. Die gotische Kathedrale von León ist ein Beispiel für ein Bauwerk, das immer wieder mit modernen Methoden restauriert wird.

Geschäftschancen durch smarte, effiziente und seniorengerechte Gebäude

Geschäftschancen sehen Experten in Zulieferungen und Lösungen für den energieeffizienten, gehobenen Neubau, die energetische Altbausanierung und ihre Einpassung in smartere Städte. Es geht um innovative Materialien und Konzepte (Luftfilterung, dynamische Fassaden, Begrünungskonzepte, Klima- und Heiztechnik, Gebäudeautomatik und Wohnrobotik), die auf die spanischen Bedingungen passen.

Barrierefreiheit, Sicherheit und altersgerechtes Wohnen sind in der alternden, langlebigen spanischen Gesellschaft weitere wichtige Themen. Im Innenausbau könnten deutsche Firmen auch bei Hotels oder Erneuerungsprojekten ausländischer, speziell deutscher Immobilienbesitzer zum Zuge kommen. Letztere konzentrieren sich an der Costa Blanca um Alicante, auf Mallorca, den Kanaren, der Costa del Sol um Málaga.

Ausgewählte Großprojekte in Spanien (Investitionen in Millionen Euro)

Projektbezeichnung

Investitionssumme

Projektstand

Projektträger 

Neues Stadtviertel Madrid Nuevo Norte

7.300

Umsetzung seit Ende 2020

Betreibergesellschaft: Distrito Castellana Norte (DCN)

Erste Phase Verbindung Schnellzuglinien Madrid-Levante und Madrid-Barcelona

6.725

Schrittweise Ausschreibungen

Laufende Aufträge:

Immobilienplan für die Flughäfen Madrid-Barajas und El Prat (Barcelona)

4.261

Teilweise in Umsetzung; die Erweiterung der Flughäfen verzögert sich bis 2026

Die Investitionen in Photovoltaikmodule in mehrere Flughäfen und für Sicherheitseinrichtungen bleiben bestehen; Flughafen-Betreibergesellschaft AENA: 

Neuer Hafenterminal Nord, Puerto de Valencia

1.400

Drei Phasen von 2020 bis 2027; Umweltverträglichkeitserklärung (UVE) gebilligt

Hafengesellschaft Valencia Port

Logistikplattform Alma Henares Parque Tecnológico in Meco (Madrid) und Azuqueca (Guadalajara)

1.000

Strategieplan im Genehmigungsverfahren. Grenzüberschreitender Logistikkorridor und Technologiepark, 3,5 Mio. m2, zwischen den Gemeinden Meco und Azuqueca

Rathaus Azuqueca de Henares

Sanierung des Fußballstadions Santiago Bernabéu von Real Madrid

575

Umsetzung bis Sommer 2022

Projekthomepage:

Umbau des Krankenhauses La Paz, Madrid

504

Baubeginn März 2022; drei Bauphasen vorgesehen bis 2032

Gemeinde Madrid:

Neues Stadtviertel in Montegancedo, (Pozuelo de Alarcón, Madrid)


500

Im Genehmigungsverfahren. Projekt im gehobenen Segment.

Projektentwickler Aedas Home und Pryconsa

Wohnungsbauprojekt in Palmas Altas Sur, Sevilla

400

Im Bau seit Juli 2021. PPP-Projekt des Bauunternehmens Metrovacesa und der Kommunalregierung Sevilla. Neues Viertel im Süden der Stadt. Umfasst circa 3.000 Wohneinheiten, davon ein Drittel Sozialwohnungen.

Metrovacesa-Meldungen:

Multimodaler MegaHub Andalucia, Antequera (Málaga)

350

Logistikplattform vor dem Baubeginn; zwei Phasen geplant. PPP-Projekt zwischen dem Unternehmen Puerto Seco de Antequera und Andalusiens Hafenbehörde Puertos de Andalucía

Projekthomepage:

Quelle: Pressemeldungen, Recherchen von Germany Trade & Invest

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