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Branchen | Vietnam | Solarenergie

Marktchancen

Die Zeiten großzügiger Einspeisetarife sind vorbei. Die Entwicklung von Flächensolaranlagen soll in Zukunft durch Ausschreibungen vergeben werden. 

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Hanoi

Der Flächensolarboom ist Vergangenheit

Vietnam eignet sich klimatisch aufgrund dauerhaft guter Einstrahlungswerte ideal für die Gewinnung von Solarstrom. Sowohl Süd- als auch Mittelvietnam, teilweise auch der bedecktere nördliche Landesteil, verfügen über ein natürliches Potenzial von bis zu 4 bis 5 Kilowattstunden pro Quadratmeter täglich (kWh/qm/Tag).

Dennoch war Solarenergie bis 2016 im Land kaum vorhanden. Ein 2017 erstmals eingeführter und 2019 neu aufgelegter Einspeisetarif jedoch führte zu einem Investitionsboom vor allem in Flächensolar-, ab 2019 auch Aufdachsolaranlagen. So erhielten nach dem letzten, zwischen Juli 2019 und Dezember 2020 geltenden Tarif Anlagen, die vor dem 31. Dezember 2020 betriebsbereit waren, für einen Zeitraum von 20 Jahren feste Einspeisevergütungen von zwischen 7,09 und 8,38 US-Dollar-Cent (US$-Cent) pro Kilowattstunde.

Seit dem 1. Januar 2021 sind diese Tarife ausgelaufen. Lediglich in der Provinz Ninh Thuan dürfen noch bis Ende 2021 Projekte mit zusammengenommen einer Kapazität von bis zu 2.000 MW zum Tarif von 9,35 US$-Cent pro Kilowattstunde angeschlossen werden.

Flächensolaranlagen werden in Zukunft einem Ausschreibungsverfahren unterstellt, für das allerdings noch keine Regelung vorliegt. Entsprechend sind neue Investitionen in den Bereich seit Beginn 2021 eingebrochen.

Für das Segment Aufdachsolar wird die Stromvergütung auch in Zukunft, Aussagen von Branchenexperten zufolge, weiterhin durch Einspeisetarife geregelt bleiben. Allerdings dürfte der Abnahmepreis deutlich abgesenkt werden. Entscheidungsvorlagen des Ministry of Industry and Trade aus dem März 2021 sehen eine Vergütung von zwischen 5,2 bis 5,8 US$-Cent pro Kilowattstunde vor. Der Erlass des neuen Einspeisetarifs für Aufdachsolar wird nicht vor Herbst 2021 erwartet.

Stromgestehungskosten in Vietnam (US-Dollar-Cent / Kilowattstunde)

Anlagetyp

2019

Solar

Aufdachanlagen* **

6,15

Schwimmende Anlagen **

7,69

Freiflächenanlagen ***

6,59 - 8,73

Wind

 Wind-Onshore

8,32

Wind-Offshore

9,88

* August 2020 ** Südvietnam *** Südvietnam-NordvietnamQuelle: Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit

Solarmarkt steht vor Konsolidierungswelle

Wichtigste Investoren in Solarkraftprojekte sind bislang große lokale Unternehmen, vielfach aus dem Immobiliensektor. Diese bringen in der Regel ausreichend Eigenkapital oder Sicherheiten mit und können Projekte lokal finanzieren.

Betreiber von Anlagen, die bereits ans Netz angeschlossen sind, bekommen Probleme. EVN ist wegen einer Überlastung der Netze in den für Solarprojekte bevorzugten Regionen im Süden des Landes immer weniger in der Lage, den produzierten Strom auch abzunehmen. Da das Power Purchase Agreement keine Abnahmeverpflichtung vorsieht, werden nicht abgenommene Strommengen auch nicht vergütet. Marktbeobachter erwarten daher in den kommenden Jahren eine Konsolidierung des Marktes. Unternehmen, die nicht über eine hinreichende Finanzdecke verfügen, werden sich vom Markt zurückziehen müssen. 

Investments ausländischer Unternehmen sind aufgrund schwieriger Finanzierung und regulativer Unsicherheiten noch rar. Allerdings können internationale Gebergelder attraktive Finanzierungsoptionen darstellen. So hat das deutsch-thailändische Unternehmen B.Grimm im Oktober 2020 eine Finanzierungszusage der Asian Development Bank über knapp 28 Millionen US$ für den Bau eines 257-Megawatt-Solarkraftwerks, eine Gesamtinvestition von 186 Millionen US$, erhalten.

Industrieparks investieren in Aufdachsolar

Aufdachsolaranlagen finden seit 2019 rasanten Zulauf. So waren laut der Vietnam Energy Partnership Group (VPEG) Ende 2020 bereits mehr als 105.000 Aufdachsolarsysteme mit einer Kapazität von 9.730 Megawatt installiert. Trotz des - vermutlich vorübergehenden - Fehlen eines Tarifmodells für Aufdachsolar seit dem 1.Januar 2021, bleibt diese Erzeugungsquelle attraktiv.  So sind Betreiber von Aufdachsolaranlagen mit einer Kapazität von bis zu einem Megawatt seit 2020, anders als sonstige Stromerzeuger, berechtigt, Strom nicht nur an EVN, sondern auch direkt an Endabnehmer zu verkaufen. 

Damit können die Betreiber von Aufdachanlagen und der Endverbraucher im Rahmen eines Third-Party-Modells die Vertragskonditionen wie Preis und Laufzeit weitestgehend selbstständig festlegen und sind nicht an den mit EVN zwingend abzuschließenden Stromabnahmevertrag gebunden. Voraussetzung ist allerdings, dass das öffentliche, ohnehin bereits überlastete Stromnetz, nicht genutzt wird. Angesichts steigender Stromkosten und drohenden Strommangels interessieren sich gerade Industrieparks vermehrt für das Dachsolar-Betreibermodell. Auch nichtproduzierende Unternehmen, wie Einkaufszentren oder die Betreiber großer Waren- und Kühlhäuser, beginnen sich für diese neuen Investitionsmodelle zu interessieren. Einer der größten Einzelhändler des Landes, die thailändische Central Retail Gruppe, und der Solarentwickler Norsk Solar haben im März 2021 einen Stromabnahmevertrag unterschrieben, nach dem Norsk Solar Central Retail-Niederlassungen mit Aufdachsystemen versorgen soll. Die Gesamtkapazität der Anlagen soll bei 11 Megawatt liegen.

Solarprojekte in Vietnam

Projektbezeichnung (Technologie), Standort

Leistung (Megawatt)

Unternehmen

Status

Investitionsvolumen
(in Millionen US-Dollar)

Solaranlage Xuan Thien - Ea Sup, Provinz Dak Lak

1.Phase: 600;  2. Phase: 1.400

Xuan Thien Group

Fertigstellung der 1. Phase im November 2020, 2. Phase im 4. Quartal 2021

861

Solaranlage Rung Xanh, Provinz Dak Lak

1.117 (4 Phasen)

Dak Lak Forestry Co., Ltd

2021 in Energieplanung aufgenommen

k.A.

Solaranlage Phu My, Provinz Binh Dinh

330 (3 Phasen)

BCG Energy

Fertigstellung der 1. und 2. Phase Dezember 2020, 3. Phase 2021

267

Flächensolaranlage, Distrikt Phu Hoa, Provinz Phu Yen 

257

B.Grimm

Finanzierungszusage durch Asian Development Bank

186

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Planung, Projektentwicklung und Komponentenlieferung sind gefragt

Ausländische Firmen finden sich vor allem in den Bereichen, die von vietnamesischen Unternehmen technisch nicht oder noch nicht abgedeckt werden können. Vor allem die Projektberatung und technische Planung, aber auch die Komponentenlieferung bietet attraktive Betätigungsfelder. Deutsche Unternehmen wie Juwi, Syntegra Solar, SMA Solar Technology oder Siemens sind seit Jahren im Solarmarkt aktiv und liefern die Gesamtplanung von Anlagen oder wesentliche Teile und Technologie zu. So teilte SMA Solar Technology im März 2021 mit, Wechselrichtertechnologie mit einer Gesamtkapazität von kumulativ 2 Gigawatt nach Vietnam verkauft zu haben.

Auch der Netzausbau, hier insbesondere Smart Grid-Technologien bieten ein attraktives Bestätigungsfeld für deutsche Unternehmen. Die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) berät im Rahmen des Renewable Energy Programs die vietnamesische Regierung beim Netzausbau und bietet eine erste Anlaufstelle für interessierte Unternehmen.

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