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Branchen | Serbien | Landwirtschaft

Marktchancen

Deutschland ist wichtigster Lieferant von Landmaschinen und Traktoren. Bald könnten auch smarte Technologien gefragt sein.

Von Martin Gaber | Belgrad

Im Strategiepapier 2014-2024 setzt das Ministerium für Land-, Forst- und Wasserwirtschaft (Ministarstvo poljoprivrede, šumarstva i vodoprivrede) die strategischen Ziele für die Landwirtschaft und die ländliche Entwicklung fest. Im Fokus stehen die technologische Weiterentwicklung des Sektors, eine höhere Effizienz im Landmanagement, stabile Einkommen oder finanzielle Subventionen.

Regierung stellt in 2021 über 250 Millionen Euro zur Verfügung

Damit diese Ziele erreicht werden, setzt die Regierung auf ein Zusammenspiel nationaler und internationaler Fördermittel. Die nationalen Mittel setzen einen Schwerpunkt auf Automatisierung in der Nahrungsmittelverarbeitung, auf Vernetzung und Wissenstransfer und auf innovative Projekte. Die Fördermittel sind in Direktzahlungen, Maßnahmen zur ländlichen Entwicklung, Kredite sowie Sondermaßnahmen unterteilt. Zuständig für nationale Fördermittel ist das Büro zur Verwaltung landwirtschaftlicher Zahlungen UAP (Uprava za agrarna plaćanja).

Nationale Fördermittel (ohne EU-Mittel) 2021

Art der Förderung und Maßnahmen

Summe in Millionen Euro

1) Direktzahlungen

192,2

-Milchprämie, Pflanzenzucht, Viehzucht, Mastviehhaltung, Bienenstöcke, Fischzucht, Lagerkosten

2) Förderung für ländliche Entwicklung

15,8

-Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, Investitionen in Sachanlagen (Anlagen und Bestände), in Umweltschutz, in die Diversifizierung der Einkommen, in Know-How-Aufbau und Wissenstransfer

3) Kredite

3,4

4) Sondermaßnahmen

1,7

-Zuchtprogramme, Marketing

Gesamt

213,1

Quelle: Uprava za agrarna plaćanja (Büro zur Verwaltung landwirtschaftlicher Zahlungen)

Im Zuge der Heranführungshilfe der Europäischen Union (EU) stehen IPA-Fonds (Instrument for Pre-Accession Assistance) zur Verfügung. Das derzeit noch laufende IPARD 2-Programm (Instrument for Pre-Accession Assistance for Rural Development) sieht unter anderem Mittel für die Beschaffung von Anlagen vor. Derzeit und bis einschließlich 2023 werden noch Mittel aus der Förderperiode 2014-2020 ausgezahlt. Die IPARD-Förderungen setzen sich aus nationalen Mitteln sowie Fördergeldern der EU zusammen.

IPARD 2-Fördermittel für 2021, 2022 und 2023 (in Millionen Euro) *)

Art der Förderung und Maßnahmen

2021

2022

2023

Investitionen in Sachanlagen (Anlagen und Bestände)

19,7

19,1

24,7

Investitionen in Anlagen in Bezug auf die Verarbeitung und den Vertrieb von Produkten aus Landwirtschaft und Fischerei

24,0

16,0

20,5

Diversifizierung und Weiterentwicklung der Betriebe

10,0

18,6

8,5

Gesamt

53,7

53,7

53,7

*) IPARD 2-Förderung setzt sich aus nationalen und EU-Mitteln zusammenQuelle: Uprava za agrarna plaćanja (Büro zur Verwaltung landwirtschaftlicher Zahlungen)

Internationale Geber stellen Fördermittel bereit

Auch bilaterale und internationale Geber stärken die Landwirtschaft. Neben zahlreichen langfristigen Krediten durch die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) ist auch die Weltbank in Serbien aktiv. Das Serbia Competitive Agriculture Project (SCAP) baut unter anderem Kapazitäten sowohl in der Landwirtschaft als auch den zuständigen Behörden auf und erleichtert den Zugang zu Finanzmitteln. Insgesamt hat die Weltbank dafür 50 Millionen US-Dollar bis 2024 im Fördertopf.

Die Europäische Investitionsbank (EIB) prüft derzeit ebenfalls die Bereitstellung von Mitteln. Über eine lokale Bank sollen dann Kredite an kleine und mittlere Unternehmen vergeben werden. Insgesamt sind 110 Millionen Euro vorgesehen.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) arbeitet zudem über eine Standing Working Group mit Serbien zusammen. Ein Fokus liegt auf der Stärkung der regionalen Kooperation.

Drei Großbetriebe dominieren die Landwirtschaft

Vor allem drei große Unternehmen sind in Serbiens Landwirtschaft dominierend: MK Group, Matijević Group und Delta Holding.

Die Landwirtschaftssparte MK Agri ist in die vier Bereiche Farming, Trading, Meat und Sugar unterteilt und ist nach eigenen Angaben in jedem dieser Bereiche Marktführer. Insgesamt erreicht MK ein Exportvolumen von rund 300 Millionen Euro. Nach eigenen Angaben hat die Gruppe alleine in den letzten fünf Jahren über 80 Millionen Euro investiert.

Ein zweiter großer Akteur ist die Delta Holding. Auch Delta hat neben der Landwirtschaftssparte eine angeschlossene Lebensmittelverarbeitung und vertreibt eigene Produkte unter verschiedenen Markennamen.

Das dritte große Unternehmen ist die Matijević Group. Matijević ist vor allem im Anbau von Futtermitteln und der Fleischverarbeitung tätig.

Zusammen setzen die drei Unternehmen deutlich über 1 Milliarde Euro pro Jahr um.

Neue Großinvestition aus den Vereinigten Arabischen Emiraten angekündigt

Al Dahra aus den Vereinigten Arabischen Emiraten plant nach Medienberichten knapp 200 Millionen Euro in den Standort Serbien zu investieren. Geplant ist eine Anlage für Milchwirtschaft, die auch über eine eigene Biogasanlage und Tierfutterfabrik verfügt. Dabei übernimmt Al Dahra das ehemalige landwirtschaftliche Kombinat Belgrad PKB (Poljoprivredni Kombinat Beograd).

Auch deutsche Unternehmen sind auf dem Markt. Carl Kühne und Mamminger aus dem Bereich der Gemüseverarbeitung sowie Meggle im Bereich der Milchwirtschaft und Käseherstellung.

Große Investitionen in der verarbeitenden Industrie, vor allem Automobilzulieferer, sorgen mittlerweile für einen Arbeitskräftemangel in Serbien. Vor allem in der Vojvodina fällt es neuen Investoren immer schwerer, ihre Vorhaben auch mit entsprechend Personal auszustatten. Ein Problem, das mittlerweile auch auf die Landwirtschaft übergreift. Statt als Saisonkräfte zu arbeiten, entscheiden sich immer mehr Beschäftigte für einen Ganzjahresjob in der Industrie. Für den Sektor bedeutet das, künftig neue Modelle zu finden oder die Automatisierung voranzutreiben.

Landmaschinen made in Germany sind gefragt

Deutschland ist einer der wichtigsten Lieferanten für Serbiens Landwirtschaft. Gerade bei Landmaschinen und Traktoren ist Deutschland Nummer 1-Lieferland. Von den Gesamtimporten in diesem Segment kommen mit 46,3 Millionen US-Dollar rund 27 Prozent aus Deutschland. Auch in anderen Bereichen bestehen Lieferchancen für deutsche Unternehmen. So ist die Bundesrepublik auch wichtigster Lieferant für Pflanzenschutzmittel nach Serbien.

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Boden für Smart Farming ist bereitet

In Serbien gibt es bereits erste Ansätze, die Landwirtschaft smart zu gestalten. Das liegt auch an der Regierung, die das Thema Digitalisierung allgemein zu einem strategischen Ziel erklärt hat. Dabei entstehen auch Synergien mit der Landwirtschaft. So gibt es mit dem BioSense Institut in Novi Sad mittlerweile ein Kompetenzzentrum in diesem Bereich. Dort wird unter anderem ein Horizon 2020-Förderprojekt der EU umgesetzt, bei dem es um die Verknüpfung von Landwirtschaft und IT geht.

Zudem bietet das Institut für angewandte Wissenschaften in der Landwirtschaft eine Beratungsplattform für Landwirte. Dort werden auch webbasierte Anwendungen oder der Einsatz von Drohnen in der Landwirtschaft getestet.

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