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Branchen | Vietnam | Automobilsektor

Marktchancen Automobil- und Kfz-Teile-Produktion

Vietnams Autobauer sind auf den Import von Teilen und Bausätzen aus dem Ausland angewiesen. Deutsche Zulieferungen leiden unter den Pandemieauswirkungen.

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Hanoi

Produktion in Vietnam im internationalen Vergleich teuer

Die Produktionskapazitäten im Land sind - im internationalen Vergleich - noch gering. Lediglich die drei führenden Produzenten Thaco (Kia, Mazda und Peugeot sowie Nutzfahrzeuge und Busse), Thanh Cong Motors (Hyundai) und Vinfast sind in der Lage, mehr als 100.000 Fahrzeuge pro Jahr zu produzieren. Toyota, Ford und Honda unterhalten eigene Produktionen, allerdings sind die Kapazitäten kleiner. Mercedes betreibt als erster deutscher Autobauer in Ho Chi Minh City eine Fertigung. Der Ausstoß liegt bei rund 4.000 Fahrzeugen pro Jahr. BMW hat in Kooperation mit seinem Vertriebspartner Thaco eine Fertigung in der Provinz Quang Nam aufgebaut. Noch 2022 sollen in geringer Stückzahl die ersten Modelle vom Band rollen. Auch Skoda fasst den Aufbau einer Produktion in Vietnam ins Auge. Allerdings, so eine Unternehmenssprecherin, ist hier die endgültige Entscheidung über eine Expansion nach Vietnam noch nicht gefallen.

Kfz-Produktionskapazität (Stückzahl in Tausend)

Produzent

2019

2025

Vinfast

250,0

500,0

Thaco (Kia, Mazda, Peugeot)

207,0

327,0

Hyundai Thanh Cong

102,0

170,0

Toyota

50,0

70,0

TCIEV (Nissan)

37,0

37,0

VEAM

30,0

30,0

Do Thanh

22,5

22,5

Vinamotor

16,0

16,0

Ford

14,0

40,0

Honda

10,0

10,0

Mitsubishi

5,0

55,0

Sonstige

40,5

40,5

Quelle: VIRAC, Zeitungsmeldungen

Mit Ausnahme von Vinfast produzieren alle Autobauer im Completely-Knocked-Down-Modus (CKD) nach dem Baukastenprinzip, in der Regel für den lokalen Markt. Geringe Skaleneffekte und die Notwendigkeit, einen Großteil der Komponenten aus dem Ausland zu importieren, verteuern die Herstellung. Die Produktionskosten liegen um bis zu 20 Prozent höher als im ASEAN-Vergleich und treiben die Verkaufspreise in die Höhe. Gegenüber Importfahrzeugen gerade aus den zollbegünstigten ASEAN-Staaten Indonesien und Thailand haben vietnamesische Fahrzeuge damit ein Kostenproblem. 

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Im Hinblick auf die mittelfristig erwarteten Nachfragesteigerungen investieren Autohersteller dennoch in den Ausbau der Produktionskapazitäten. Lag die Gesamtproduktionskapazität der lokalen Autobauer laut dem Marktforschungsinstitut VIRAC bei gut 800.000 Fahrzeugen pro Jahr, soll sie bis 2025 auf 1,2 Millionen bis 1,4 Millionen Stück steigen. Vinfast hatte ursprünglich angekündigt, seine Fertigung bis 2025 auf eine Kapazität von 500.00 Fahrzeugen pro Jahr auszubauen. Angesichts der noch geringen Auslastung der bestehenden Anlagen dürfte eine Erweiterung aber erst einmal aufgeschoben werden.

Hyundai und der Produktionspartner Thanh Cong Motors haben im September 2020 die Arbeiten an einem zweiten Produktionsstandort in der nördlichen Provinz Ninh Binh aufgenommen. Die geplanten Investitionen liegen bei knapp 140 Millionen US$. Auch Ford baut seine Produktion in der nördlichen Provinz Hai Duong aus. 82 Millionen US$ investiert der amerikanische Autobauer, um zusätzliche Kapazitäten von 26.000 Fahrzeugen pro Jahr zu schaffen.  

Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in Vietnam (Investitionssumme in Millionen US-Dollar)

Vorhaben

Investitionssumme 

Projektstand

Anmerkungen

VinES Battery Manufacturing Factory (Vingroup), Vung An Economic Zone,  Provinz Ha Tinh

387

Baubeginn Dezember 2021, Fertigstellung 1. Phase 3. Quartal 2022, Fertigstellung 2. Phase 2025

Kapazität: 1. Phase: 100.000 EV-Batterien; 2. Phase: 1 Millionen EV-Batterien und Batteriezellen

Kumho Tyre, Ausbau Reifenproduktion, Provinz Binh Duong

305

Baubeginn 3. Quartal 2021, Fertigstellung 2023

Verdopplung der Kapazität von 4,6 auf 9,3 Millionen Reifen

Industriezone für die Automobilindustrie, Mong Cai Border Gate Economic Zone, Provinz Quang Ninh

147,8

Planungsphase

200 ha, Investor Vingroup

Hyundai, zweiter Produktionsstandort, Provinz Ninh Binh

137,8

Baustart September 2020, Fertigstellung 1. Phase 2022, 2. Phase 2025

Kapazität 100.000 Fahrzeuge/Jahr, Investor Hyundai TC Motor Group

Ford Ausbau Produktionsstandort, Provinz Hai Duong 

82,0

Erste Phase Juli 2021 abgeschlossen, Fertigstellung Juni 2022

Zusätzliche Kapazität 26.000 Fahrzeuge/Jahr, Investor Ford

Quelle: Pressemeldungen

Ausbau der Zulieferindustrie stockt

Die Regierung will eine international wettbewerbsfähige Kfz-Produktion aufbauen und die lokale Auto- und Zulieferindustrie fördern. Der Anteil der inländischen Komponenten und Ersatzteile soll nach der Automobilstrategie bis 2025 auf 45 Prozent, bis 2030 auf 70 Prozent steigen. Bislang aber ist die Lokalisierungsquote noch gering und liegt je nach Fahrzeugtyp zwischen 10 bis 20 Prozent. Lediglich beim populären Modell Toyota Innova kommen Unternehmensangaben zufolge bis zu 37 Prozent lokaler Komponenten zum Einsatz. 

Die drei wichtigsten Autokonglomerate des Landes Thanh Cong (Hyundai), Thaco sowie Vinfast beginnen, sich beim Ausbau der Zulieferinfrastruktur zu engagieren und investieren in die Eigenkomponentenproduktion sowie den Aufbau von Forschungs- und Entwicklungszentren. Auch planen die drei Automobilgrößen Zulieferparks aufzubauen. Dabei entwickelt sich die nahe der chinesischen Grenze gelegene Provinz Quang Ninh zum neuen Automobilcluster des Landes. Die Ansiedlung ausländischer Branchenunternehmen aber kommt nur stockend voran, Projektankündigungen bleiben rar. Pandemiebedingte Unsicherheiten und Reisebeschränkungen dürften zumindest einen Teil der Zurückhaltung erklären. Branchenexperten erhoffen sich ab Mitte 2022 Lockerungen und Investitionserleichterungen. 

Vietnams Autoindustrie bleibt auf Importe von Teilen angewiesen

Die vietnamesische Zulieferindustrie ist nach wie vor schwach aufgestellt. Knapp 290 lokale und ausländisch investierte Zulieferunternehmen produzieren im Land, vor allem in den Segmenten Karosserie, Kabel und Elektronik sowie Reifen. Komplexe Komponenten wie Motoren oder Steuerungen werden bislang noch nicht lokal produziert. Ausländische, auch deutsche Zulieferer wie Schäffler und Bosch, sind zwar vereinzelt vor Ort, produzieren aber im Wesentlichen für den Export. Vietnamesische Branchenunternehmen hingegen sind bislang nur eingeschränkt in der Lage, den Anforderungen einer modernen Automobilproduktion zu genügen. Daher ist der Automobilbau auf den Import von Kfz-Teilen und -Zubehör angewiesen. 

Zwar sanken die Einfuhren von Kfz-Teilen in 2020 mit einem Rückgang von 1,5 Prozent leicht, erreichten aber dennoch gut drei Milliarden US$. Wie viele andere Länder der Welt war auch Vietnam 2020 pandemiebedingt kurzzeitig von Schließungen der Autofabriken betroffen. Deutsche Zulieferer litten überproportional unter Nachfrageverschiebungen. Deutsche Exporte von Kfz-Komponenten brachen 2020 um 15 Prozent ein und erreichten nur noch 153 Millionen US$. Dennoch liegt Deutschland 2020 noch bei einem Importanteil von fünf Prozent und damit auf Rang sechs der bedeutendsten Kfz-Zulieferer. Für 2021 zeichnet sich zudem ein starkes Wiederanziehen deutscher Exporte ab.

Wichtigster Lieferant bleibt in 2020 Korea mit einem Importanteil von 23,9 Prozent. China profitiert von der zügigen Überwindung der Coronakrise im eigenen Land und kann seine Exporte von Kfz-Komponenten um 23,6 Prozent auf knapp 720 Millionen US$ steigern. Damit rückt China mit einem Lieferanteil von 23,7 Prozent zum zweitwichtigsten Exporteur von Teilen für die Kfz-Industrie auf, gefolgt von Thailand (13,3 Prozent), Japan (9,5 Prozent) und Indonesien (6,2 Prozent) 


Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach Vietnam (in Millionen US-Dollar, Veränderung und Anteil in Prozent)

2020*

Veränderung 2020/19

aus Deutschland 2020

Veränderung aus Deutschland 2020/2019

Anteil Deutschland 2020

HS 8511, 8512 Kfz-Elektrik

302,7

3,5

8,2

-3,5

2,7

HS 8706, 8707, 8708 Karosserien, Stoßstangen etc.

2.202,1

-3,2

112,5

-21,6

5,1

HS 8544.30 Zündkabelsätze

96,2

-50,5

6,7

-2,9

6,7

HS 8407.31-34, 8408.20 Motoren

432,9

36,8

25,9

19,9

6,0

Summe

3.033,9

-1,5

153,3

-15,1

5,1

*Spiegelstatistik Quelle: UN Comtrade, Berechnungen GTAI

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