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Branchen | Rumänien | Automobilsektor

Marktchancen Automobil- und Kfz-Teile-Produktion

Ford und Dacia stellen die Produktion auf vollelektrische Autos um und bekommen bald sogar einen Konkurrenten. Rumänien gewinnt Investoren für Batterieproduktionen.

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Bald rollen in Rumänien Elektroautos vom Band

Dacia und Ford Otosan haben ihre Produktionen gesteigert. Mit insgesamt 509.000 Einheiten übertrafen die Autowerke von Ford Otosan und Dacia das Produktionsniveau von vor der Coronakrise 2019 um 3,9 Prozent, trotz des anhaltenden Mangels an Halbleitern. Zudem setzen beide Autobauer ihre Investitionen in die Produktion von Autos mit emissionsfreien Antrieben fort. 

Ford Otosan investiert 500 Millionen Euro in die Produktion der neuen Modelle Transit Courier und Turneo Courier. Bei der Umstellung der Produktionsanlage setzt das Unternehmen auf Hybrid- und vollelektrische Modelle. Derzeit produziert Ford Otosan in Craiva den SUV Puma mit Hybridantrieb. Dieses Modell soll ab 2024 als vollelektrische Variante vom Band rollen. Rumänien ist mit dem Modell Puma zum Produktionsstandort für Fahrzeuge im Mittelklasse-Segment geworden, von dem täglich rund 1.000 Stück entstehen.

Die Renault-Gruppe hat ihre Produktionslinien im Dacia-Werk in Mioveni umstrukturiert. Damit wurde Rumänien zum Fertigungsort für höherpreisige Fahrzeuge. Die Produktion des Kleinwagens Dacia-Sandero hat das Unternehmen an den Standort Marokko verlagert. In Mioveni produziert Renault den SUV Sandero Stepway und den Mittelklassewagen Logan in der dritten Generation. 

Zudem werden etwa 40 Prozent der Modelle aus dem Werk Mioveni einen Verbrennungsmotor erhalten, der mit Autogas (Liquified Petroleum Gas, kurz LPG) angetrieben wird. Zusätzlich plant Renault, auf der Plattform ein neues Modell - den Dacia Jogger - zu produzieren. Dabei handelt es sich ebenfalls um einen SUV. Er soll in diesem Jahr mit Verbrennungsmotor und Hybridantrieb auf den Markt kommen. Spätestens ab 2030 will Renault nach eigenen Angaben in Rumänien nur noch vollelektrische Modelle zusammenbauen.

Original Equipment Manufacturer bekommen Konkurrenz

Der britische Elektroautohersteller Sin Cars plant, sich ab 2025 in Giurgiu niederzulassen und dort insgesamt 100 Millionen Euro in eine neue Produktionsstätte zu investieren, wie örtliche Medien berichten. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben für fünf Millionen Euro eine Fläche von 70 Hektar erworben. Die Entwicklung des neuen Standorts werde eine Ergänzung des neuen Werkes im bulgarischen Ruse sein, der Nachbarstadt auf der anderen Seite der Donau, heißt es. Sin Cars plant die Eröffnung einer neuen Produktionsstätte in Bulgarien in diesem Jahr.  

Die Umstrukturierungen bei Dacia und Ford kommen denjenigen Zulieferern entgegen, die hochwertige Kfz-Komponenten anbieten, wie etwa dem Ausrüster für Türgriffsysteme, Schließgarnituren und Tankdeckel, "Huf Romania". Das Unternehmen hat seine Produktionsfläche am Standort Arad im Westen des Landes verdoppelt und wird in diesem Jahr eine weitere Produktionseinheit aufbauen. Auch die Pläne von BMW, in Ungarn ein neues Werk zu bauen, sind attraktiv für die Branche. Eine neue Chance für Kfz-Zulieferer, in Rumänien Aufträge zu generieren, bietet der Plan von BMW, im ungarischen Debrecen ein neues Werk zu eröffnen. Dort will BMW ab 2025 ein Presswerk, eine Anlage für Karosseriebau sowie eine Lackiererei für seine Modelle in Betrieb nehmen.

Auch die Mercedes-Benz-Group setzt auf die Herstellung von Kfz-Teilen für Elektroautos in den Werken der Tochterfirmen Star Assembley in Serbes und Star Transmission in Cugir. Die dortigen Produktionen von Getrieben für Benzin- beziehungsweise für Dieselmotoren will die Mercedes-Benz-Group auf elektronische Komponenten umstellen. Am Standort Sebes entsteht eine neue Produktionsanlage für Elektroantriebe von künftigen Mercedes-Benz-Fahrzeugen. Das Unternehmen plant, die Anlage ab 2025 in Betrieb zu nehmen und investiert 134 Millionen Euro, berichtet die Zeitung Adevarul. 

Der Deutsche Batterieproduzent Varta plant eine Investition in eine Batteriefabrik in Höhe von 1 Milliarde Euro. Dies macht Rumänien interessant für weitere Zulieferer entlang der Wertschöpfungskette einer Batterieproduktion. So plant das deutsch-kanadische Unternehmen Rock Tech Lithium den Bau einer Anlage, die lithiumhaltiges Gestein zu Lithiumhydroxid veredelt. Der Stoff ist ein Ausgangsmaterial für Fahrzeugbatterien. Zudem kündigte der rumänische Batteriehersteller Prime Batteries Technologies an, seine Produktionskapazität von Lithium-Batterien zu erhöhen. Das Unternehmen will dafür 1 Milliarde Euro investieren, berichtet die Wirtschaftszeitung Profit.

Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in Rumänien

Vorhaben

Investitionssumme (in Mio. Euro)

Projektstand

Projektträgerschaft

Reifenproduktion

650

Ankündigung

Nokian Tyres (Finnland)

Neue Produktionslinie für neuen SUV mit Elektroantrieb

500

Pläne wurden 2022 bekannt

Ford Otosan (USA/Türkei)

Umstellung der Produktion auf elektronische Komponenten im Werk Star Assembly Sebes und Transmission in Cugir

135 

Umsetzung bis 2025

Mercedes-Benz-Group (Deutschland)

Produktion von Elektroautos

100

Fertigstellung: 2025

Sin Cars (Großbritannien)

Bau einer Produktionslinie im Werk Mioveni für neue Dacia-Modelle  

60

Fertigstellung: 2025

Dacia (Rumänien/Frankreich)

Produktion von Lithium-Ionen-Batterien 

12

Bau eines Werks bei Bukarest auf 5.000 Quadratmetern

Rombat (Rumänien)

Quelle: Medienberichte; Unternehmensmitteilungen; Recherchen von Germany Trade & Invest 2023

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Personalmangel bleibt ein Thema

Zusätzlich setzt der rumänischen Automobilindustrie der Fachkräftemangel zu. Rumäniens Automobilindustrie ist mit einem Anteil der Beschäftigten von 15,7 Prozent der größte Arbeitgeber der gesamten verarbeitenden Industrie des Landes. Ford und Dacia beschäftigt rund 19.000 Mitarbeiter. Der Rest der Arbeitsplätze stellt die Kfz-Zulieferindustrie, die immer mehr von spezialisierten Fachkräften abhängig wird. "Rumänien braucht über 100.000 neue Mitarbeiter in der Branche. Wir bewegen uns vom Fertigungsbereich zur digitalisierten Produktion. Dieser Prozess erfordert eine dynamische Belegschaft, die in der Lage ist, die neuen Technologien zu nutzen", sagt Adrian Sandu, Generalsekretär des ACAROM. 

Auswahl der wichtigsten Produzenten der rumänischen Kfz-Industrie

Unternehmen

Herkunftsland

Bosch

Deutschland

Continental

Deutschland

Daimler (Star Assembly und Star Transmission)

Deutschland

Dräxlmaier

Deutschland

Eberspächer

Deutschland

Hella

Deutschland

Huf

Deutschland

Kirchhoff

Deutschland

Kromberg & Schubert

Deutschland

Leoni Wiring Systems Ro

Deutschland

Marquardt Systeme

Deutschland

Porsche Engineering

Deutschland

Preh Romania

Deutschland

Schaeffler Romania

Deutschland

TRW Automotive Safety Systems

Deutschland

Delphi

USA

Emerson

USA

Inteva

USA

Key Safety Systems

USA

Lear Corporation

USA

Timken

USA

Faurecia

Frankreich

Michelin

Frankreich

Novares

Frankreich

Valeo

Frankreich

Calsonic Kansei

Japan

Roki

Japan

SEWS

Japan

Alu Menziken

Schweiz

Autoliv

Schweden

Coindu

Portugal

Mecaplast

Monaco

Pirelli

Italien

VCST Automotive Production

Belgien

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest (Januar 2022)

Der Hersteller von Kabeln für die Automobilindustrie Kromberg & Schubert sucht 80 Mitarbeiter. Auch der Keilriemenhersteller Optibelt plant, die Anzahl der Mitarbeiter um 90 Personen aufzustocken. Der Kampf um Fachkräfte wird in den Zentren der Automobilwirtschaft immer härter. Mehr als die Hälfte der Branchenunternehmen rekrutieren Mitarbeiter von Fachhochschulen und Berufsschulen, berichtet der Verband der Automobilhersteller ACAROM.

Die Städte Pitesti und Mioveni (Dacia) im Zentrum Rumäniens und Craiova (Ford Otosan) im Süden bilden mit der Region im Westen als Standort vieler Zulieferer die größten Automotive-Cluster des Landes. Durch die Ansiedlung von BMW im ungarischen Debrecen bildet sich ein neues Cluster im Westen des Landes.

Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach Rumänien (in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent)

2021

Veränderung  2021/2020 

aus Deutschland

SITC 778.3 Kfz-Elektrik

435

25

86

SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc.

4.847

24

1.841

SITC 773.13 Zündkabelsätze

863

13

64

SITC 713.2 Motoren

452

13

11

Summe

6.597

22

2002

Abweichung durch RundungenQuelle: UN Comtrade 2023

(Stand Februar 2023)

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