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Branchen | USA | Automobilsektor

Marktchancen Kfz-Absatzmarkt

Der Wandel zur E-Mobilität bietet viele Chancen. Eventuell können E-Fahrzeuge aus Europa im Rahmen von Leasingmodellen von den Förderungen des Inflation Reduction Act profitieren.

Von Heiko Steinacher | San Francisco

Verkauf von Neuwagen sinkt

Die Neuwagenverkäufe sind in den USA im Jahr 2022 um fast 8 Prozent auf knapp 13,9 Millionen Einheiten zurückgegangen. Am stärksten traf der Rückgang das Pkw-Segment (-13 Prozent), der Absatz von Light Trucks, also Pick-ups, Sport Utility Vehicle (SUV) und Vans, sank um gut 6 Prozent. Damit hat das SUV-Segment weiter an Bedeutung gewonnen, auf Kosten "herkömmlicher" Klein- und Mittelklassewagen. Light Trucks machen fast vier Fünftel der US-Neuzulassungen aus. Die Vorliebe der US-Kunden für Kleinlaster dürfte noch wachsen, zumal es immer mehr davon mit Alternativantrieben gibt.

Auch die Absatzzahlen vieler deutscher Automarken gingen in den USA 2022 zurück: VW traf es mit -20 Prozent am stärksten, doch auch Audi (-4,7 Prozent) und BMW (-1,3 Prozent) landeten im Minus. Mercedes-Benz konnte dagegen seine Neuwagenverkäufe in den USA um 6,5 Prozent steigern, die Absatzzahlen von Porsche blieben weitgehend unverändert. Das deutet darauf hin, dass deutsche Premiummarken bei US-Autofahrern weiterhin hoch im Kurs stehen. Ein Vorteil für deutsche Exporteure war die Schwäche des Euro gegenüber dem US-Dollar in der 2. Jahreshälfte 2022.

Absatz von Kfz in den USA (Stückzahl, Veränderung in Prozent)

Kategorie

2020

2021

2022

Veränderung 2022/2021

Pkw1)

14.645.049

15.059.846

13.865.892

-7,9

Lkw2)

420.716

464.191

430.632 3)

3,4 5)

Busse

894

1.104

475 4

-1,0 6)

1 Light trucks (Pick-ups, SUV, Vans) und sonstige Pkw; 2 mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über 6,35 t; 3 Januar bis November 4 1. Halbjahr.; 5 Januar bis November 2022 / Januar bis November 2021; 6 1. Halbjahr 2022 / 1. Halbjahr 2021Quelle: Automotive News 2023; American Bus Association (ABA) 2023

Branche legt 2023 voraussichtlich nur schwach zu

Für 2023 erwartet der Kfz-Dienstleister Cox Automotive ein schwaches Wachstum von 3 Prozent auf 14,1 Millionen Einheiten. Angesichts dessen, dass viele Hersteller immer noch eine hohe Nachfrage nach ihren Fahrzeugen beobachten, erscheint das eher wenig. Einige Beobachter gehen davon aus, dass die Fahrzeugknappheit in den letzten zwei Jahren 4 Millionen bis 7 Millionen potenzielle US-Käufer vom Erwerb eines Neuwagens abgehalten hat. Zudem hat sich die Versorgungssituation seit dem Spätsommer 2022 zumindest in einigen Teilen wieder gebessert, sodass sich die Lagerbestände zunehmend erholen.

Darüber hinaus könnte im Zuge der staatlichen Anreize für den Kauf von Elektrofahrzeugen deren Absatz 2023 erstmals die 1-Million-Marke überschreiten. Besonders attraktiv sind die Steuergutschriften für Flottenkäufer. Dazu zählen unter anderem auch Bundesbehörden, die US-Präsident Joe Biden Ende 2021 in einer Executive Order angewiesen hat, ab 2027 nur noch emissionsfreie Pkw und leichte Nutzfahrzeuge zu beschaffen. So will der staatliche Postdienst der USA (U.S. Postal Service) 25.000 neue elektrische Zustellfahrzeuge anschaffen. Die ersten sollen Ende 2023 eingesetzt werden. Auch bundesstaatliche Behörden gehen diesen Weg: So hat das Department of Transportation (Caltrans) Kaliforniens Ende 2022 fast 400 Tesla Model 3 geordert.

Um die handelspolitischen Bedenken der EU beim Inflation Reduction Act (IRA) zu zerstreuen, wollen die USA nun zulassen, dass auch für europäische E-Autos Steuergutschriften geltend gemacht werden können, sofern sie geleast werden.

Mehrere Faktoren dürften den Markthochlauf verzögern

Der anhaltende Chipmangel, hohe Autopreise und Kreditzinsen werden indes dafür sorgen, dass die Bäume 2023 dennoch nicht in den Himmel wachsen. Im Zuge der aggressiven Zinsschritte der US-Notenbank Fed haben sich Autokredite 2022 so stark verteuert wie seit über 20 Jahren nicht mehr.

Laut Angaben von Standard & Poor’s Global Mobility wurden vom 1. bis 3. Quartal 2022 in den USA etwa 525.000 reine E-Fahrzeuge neu zugelassen, was gut 5 Prozent der gesamten US-Neuzulassungen entspricht. Im gleichen Zeitraum des Vorjahrs waren es erst rund 4 Prozent. Die meisten kamen von Tesla, doch erwarten die Analysten von Global Mobility, dass der Marktanteil des kalifornischen E-Auto-Pioniers zurückgehen wird, dessen Modelle als hochpreisig gelten. Die dichtesten Verfolger bei E-Modellen sind Ford, Kia, Hyundai und Chevrolet. Die deutschen Autobauer VW und Audi kommen in den USA auf jeweils rund 2 Prozent Marktanteil bei E-Autos.

Absatz von Pkw nach Herstellern in den USA (Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent)

Hersteller

Absatz 2021

Absatz 2022

Veränderung 2022/2021

Marktanteil 2022

General Motors

2.202.577

2.258.283

2,5

16,3

Toyota Motor N.A.

2.332.262

2.108.455

-9,6

15,2

Ford Motor Co.

1.891.753

1.850.925

-2,2

13,3

Stellantis

1.784.541

1.553.485

-12,9

11,2

Hyundai-Kia Automotive

1.489.118

1.474.224

-1,0

10,6

American Honda

1.466.630

983.507

-32,9

7,1

Nissan Group

 977.639

 729.350

-25,4

5,3

VW Group

 648.120

 565.119

-12,8

4,1

BMW of N.A.

368.184

363.612

-1,2

2,6

Jaguar Land Rover N.A.

87.700

65.602

-25,2

0,5

Pkw beinhaltet Light trucks (Pick-ups, SUV, Vans) und sonstige PkwQuelle: Automotive News 2023

Nachfrage nach Elektro-Lkw und -Schulbussen steigt

Der Schwenk in der Klimapolitik durch die Biden-Regierung belebt auch den US-Markt für Elektro-Lkw. Zudem wird die Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs durch immer höhere Akkureichweiten vorangetrieben. So hat der Semi von Tesla in einem Test mit einer einzigen vollen Batterieladung mehr als 800 Kilometer zurückgelegt. Anfang Dezember wurden die ersten Exemplare des elektrischen Lkw an PepsiCo übergeben.

Der US-Nutzfahrzeughändler Randy Marion Isuzu hat im Dezember 2022 insgesamt 6.000 Elektro-Transporter von Mullen Automotive geordert. Der südkalifornische Hersteller forscht neben Festkörperakkus auch an anderen Batteriearten, darunter Lithium-Schwefel-Batterien.

Im Busmarkt dürfte sich im Hinblick auf elektrische Antriebe vor allem das in den USA relativ große Segment für Schulbusse dynamisch entwickeln. Bis Mitte 2022 waren in den USA erst rund 50 elektrische Schulbusse im täglichen Einsatz. Die US-Regierung hat das Budget für die Förderung von "sauberen" Schulbussen 2022 laut dem US-Umweltbundesamt (U.S. Environmental Protection Agency) von 500 Millionen US$ – wie ursprünglich angekündigt – auf 965 Millionen US$ angehoben. Bis Ende September 2022 gingen bei der EPA etwa 2.000 Anträge ein, in denen fast 4 Milliarden US$ für mehr als 12.000 solche Schulbusse angefordert wurden. Rund 90 Prozent davon waren Elektrobusse.

Brennstoffzelle ist für US-Schwerlastverkehr attraktiv geworden

Neben der Elektromobilität wird die Produktion von Wasserstoff in den USA großzügig gefördert. Das Infrastrukturpaket sieht fast 10 Milliarden US$ für Forschungs-, Entwicklungs- und Demonstrationsprojekte zu grünem Wasserstoff von 2022 bis 2026 vor. Im Rahmen des IRA gibt es zudem Steuergutschriften in Höhe von bis zu 3 US$ pro Kilogramm Wasserstoff (je nach Kohlenstoffintensität). Nutzfahrzeughersteller setzen daher auch auf Wasserstoffantriebe und erwarten in den USA bis 2030 einen Bedarf von bis zu 300.000 Brennstoffzellen-Lkw. Quantron hat bereits im Oktober 2022 einen Großauftrag aus den USA erhalten: Der Augsburger Autobauer soll dem US-Logistikunternehmen TMP Logistics insgesamt 500 Brennstoffzellen-Lkw liefern.

(Stand Februar 2023)

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