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Branchen | Frankreich | Automobilsektor

Marktchancen Kfz-Teile-Produktion

Zulieferunternehmen leiden unter der Dauerkrise. Die Branchengrößen orientieren sich um in Richtung Elektro- und Wasserstoffmobilität.

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

Probleme in der Lieferkette 

Nach den schwierigen Pandemiejahren hat sich das wirtschaftliche Umfeld für die Zulieferindustrie auch 2022 nicht verbessert. Probleme bei Zulieferungen von Elektronikkomponenten schränkten die Automobilproduktion 2021 und im 1. Halbjahr 2022 stark ein, was zu Einbrüchen bei der Nachfrage nach Teilen führte. Der Ukrainekrieg, anziehende Preise für Vorprodukte wie Metalle und massiv steigende Energiekosten sorgen dafür, dass die Lage für Zulieferer weiterhin schwierig bleibt. Zwar erreichen die Umsätze seit Mitte 2022 nach Daten des Statistikamtes Insee wieder das Vorkrisenniveau. Allerdings können Branchenunternehmen gerade höhere Energiekosten in der Regel nicht an den Endkunden weitergeben. Das Beratungsunternehmen Roland Berger erwartet, dass sich erst 2025 das Geschäftsumfeld wesentlich verbessert.  

Die Entwicklung der Kfz-Zulieferindustrie hängt nur zum Teil von der Kfz-Produktion in Frankreich ab. Nach Angaben des Branchenverbands Fédération des Industries des Equipements pour Véhicules (FIEV) liefen 2020 zwar etwa 42 Prozent des Ausstoßes der Industrie in die französische Neuwagenproduktion. Die Zulieferindustrie ist jedoch gleichzeitig stark exportorientiert und wird von Niederlassungen ausländischer Firmen dominiert. Etwa 55 Prozent der Umsätze 2020 wurden nach Informationen von FIEV auf Exportmärkten getätigt. 128 ausländische Zulieferer produzierten in Frankreich und erwirtschaften 57 Prozent der Umsätze. Auch zahlreiche deutsche Zulieferer sind in Frankreich präsent.

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Zulieferer unter Druck

Die anstehende Umstellung auf Elektromobilität stellt die Zulieferbranche vor tiefgehende Umbrüche. Sektorunternehmen sind gezwungen, sich in den Geschäftsfeldern Elektrifizierung und Digitalisierung zu positionieren. Zugleich aber wird der Verbrennermotor gerade international die kommenden Jahre weiterhin die führende Antriebsart bleiben. Insbesondere kleinere Zulieferer haben nach drei margenschwachen Jahren Schwierigkeiten, die notwendigen technologischen Anpassungen zu finanzieren. Immer wieder kommt es zu Fabrikschließungen oder Betriebsverlagerungen. Vorwiegend Gießereien und metallverarbeitende Unternehmen sind betroffen, so die Fonderie du Poitou Fonte sowie die Société Aveyronnaise de Métallurgie (SAM) in Viviez (Aveyron) (beide Renault-Zulieferer). Faurecia / Forvia hat eine Produktion von Autositzen für Stellantis in Pulverheim geschlossen. Dafür eröffnet der Konzern eine Fertigung für Wasserstoffspeicher in Allenjoie, ausgerichtet auf Renaults Wasserstofftransporter Master H2-Tech. 

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Branchengrößen expandieren in neue Technologiefelder

Auf französischer Seite gibt es zahlreiche kleine Firmen. Insgesamt zählt der Sektor Anfang 2021 nach Angaben von FIEV 203 Unternehmen mit gut 62.000 Mitarbeitern. 128 dieser Zulieferer beschäftigen weniger als 250 Mitarbeiter. Mit den Teileherstellern Valeo, Faurecia und Plastic Omnium und dem Reifenhersteller Michelin stechen aber vier Unternehmen hervor, die in ihren jeweiligen Tätigkeitsfeldern zu den internationalen Marktführern zählen. Die großen Zulieferer verfolgen ehrgeizige Expansionspläne und wollen sich in wichtigen Zukunftstechnologien in der ersten Reihe positionieren. Deutsche Autobauer sind die wichtigste Kundengruppe für die großen Teilezulieferer und die Verbindungen werden weiter ausgebaut.

Große französische Kfz-Zulieferer (in Millionen Euro; Veränderung in Prozent)

Unternehmen

Umsätze 2021

Veränderung gegenüber Vorjahr

Michelin

24.188

18,2

Valeo

17.262

5,0

Faurecia

15.618

8,1

Plastic Omnium

8.017

3,7

Große Zulieferer zeigen 2021 Umsatzsteigerungen gegenüber einem allerdings schlechten Jahr 2020Quelle: Jahresberichte der Unternehmen, Tagespresse

Valeo ist ein weltweit führender Anbieter von Elektroantrieben und Fahrassistenzsystemen unter anderem für den Bereich des autonomen Fahrens. 30 Prozent der Umsätze werden mit deutschen Firmen erwirtschaftet. In seiner Fünf-Jahres-Strategie setzt Valeo darauf, sich in der ersten Reihe bei Zulieferungen für Elektromobilität und Lichtsysteme zu etablieren. 2022 hat Valeo seinen ehemaligen Joint-Venture-Partner, Valeo Siemens eAutomotive, aufgekauft. Damit will Valeo sich bei der Entwicklung von leistungsstärkeren Elektromotoren positionieren. Ziel ist es, mit den 48-V-Motoren bis 2023 etwa 90 neue Modelle auszurüsten. Valeo will aber auch stärker den Sektor der Mikromobilität wie Elektroroller und -fahrräder beliefern. 

Faurecia stellt vor allem Cockpits und Sitze her und liefert Sitze für Volkswagen, Mercedes und BMW-Modelle. Zudem expandiert Faurecia in den Bereich Wasserstoff und entwickelt in Kooperation mit Michelin unter dem Dach des gemeinsamen Joint Ventures Symbio Brennstoffzellen. Im Bereich Wasserstofftanks kooperiert Faurecia eng mit Air Liquide. Zudem diversifiziert Faurecia seine Aktivitäten auch auf das Segment Lichtsysteme. Hierfür hat Faurecia 2022 das deutsche Unternehmen Hella erworben. Die hieraus entstandene Gruppe Forvia avancierte 2022 zum siebtgrößte Automobilzulieferer der Welt. 

Plastic Omnium produziert vor allem Tanks, Frontmontagen und Stoßstangen. Der Zulieferer treibt in hohem Tempo die Dekarbonisierung seiner Produktion und den Ausbau der Wasserstoffsparte voran. Zudem wird Omnium ebenso wie der Konkurrent Faurecia / Forvia ebenfalls im Bereich Lichtsysteme aktiv. So hat Omnium 2022 den Lichtsystemhersteller ALMS Osram sowie den indischen Zulieferer Varroc Lighting Systems aufgekauft.

Der Reifenhersteller Michelin will sich in den kommenden Jahren diversifizieren und investiert in die Entwicklung flexibler Verbundwerkstoffe sowie - in Kooperation mit Faurecia / Forvia - in Wasserstoffmobilität.

Staat unterstützt Zulieferer bei der Umstrukturierung

Der Automobilverband Plateforme Automobile (PFA) befürchtet, dass durch die Wende hin zur Elektromobilität in den kommenden Jahren bis zu 52.000 Arbeitsplätze in der französischen Kfz-Zulieferindustrie wegfallen. Die Regierung unterstützt den Zuliefersektor bei der Umstellung auf neue Technologien im Rahmen des Investitionsprogramms France 2030 mit 300 Millionen Euro. Im September 2023 wurden die ersten 46 Innovationsprojekte vorgestellt. Die Gesamtinvestitionskosten in Höhe von 181 Millionen Euro unterstützt der Staat mit Zuschüssen von 45 Millionen Euro.   

Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach Frankreich (in Millionen Euro; Veränderung in Prozent)

2021

Veränderung 2021/2020

aus Deutschland

aus Deutschland (in %)

HS 8511,8512 Kfz-Elektrik

1.827

11,0

338,5

18,5

HS 8706,8707,8708 Karosserien, Stoßstangen etc.

16.823

36,8

4.320

25,7

HS 8544.30 Zündkabelsätze

1.348

12,1

35,4

2,6

HS 8407.31-34, 8408.20 Motoren

1.553

31,7

117,3

7,6

Summe

21.551

32,0

4.793

22,2

Quelle: UN Comtrade

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