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Branchen | USA | Automobilsektor

Marktchancen Automobil- und Kfz-Teile-Produktion

Die Nachfrage nach Sensoren für moderne Fahrerassistenzsysteme ist hoch. Das Recycling von Elektroauto-Akkus dürfte in den nächsten Jahren spürbar an Bedeutung gewinnen.

Von Heiko Steinacher | San Francisco

Techstreit zwischen USA und China wirkt sich zunehmend auf den Autosektor aus

Die in den USA tätigen Kfz-Bauer beschaffen immer mehr Teile in Nordamerika. Grund dafür sind die seit der Pandemie gestiegenen Frachtkosten und deutlich längere Lieferzeiten per Seeweg aus Asien. Befeuert wurde diese Entwicklung auch durch die Bestimmungen des im Juli 2020 in Kraft getretenen NAFTA-Nachfolgeabkommens United States-Mexico-Canada-Agreement (USMCA). Danach steigt der regionale Wertschöpfungsanteil für den Kfz-Sektor bis 2025 von 62,5 auf bis zu 75 Prozent. So müssen die Firmen für die Vor-Ort-Produktion zum Beispiel deutlich mehr Stahl und Aluminium in den USA, Mexiko und Kanada beschaffen als bisher. 

Auch die Auswirkungen des Technologiestreits zwischen den USA und China bekommen Autobauer und Zulieferer immer stärker zu spüren. BMW hat bereits einen Teil der Produktion seiner X5-Reihe aus den USA nach China verlagert. Ein Großteil davon war für den chinesischen Markt bestimmt und wurde bisher dorthin exportiert. Angesichts der Spannungen zwischen den beiden Ländern denkt das Management offenbar um. Andererseits investiert BMW in den USA 1,7 Milliarden US$, davon 1 Milliarde US$ in die Umrüstung seines Werks in Spartanburg, South Carolina. Der Rest fließt in ein Montagezentrum für Batterien im nahegelegenen Woodruff. Dadurch qualifiziert sich BMW für einen Teil der Steuergutschrift im Rahmen des IRA.

Kfz-Produktion in den USA (Stückzahl)

Kategorie

2020

2021

2022

Pkw1)

8.805.575

9.069.160

10.203.038

Lkw2)

500.000

520.000

k. A.

1 Light trucks (Pick-ups, SUV, Vans) und sonstige Pkw; 2 mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über 6,35 tQuelle: Automotive News, Statista 2023

 

Hohe Investitionen fließen in Batteriefabriken und Wasserstoffproduktion

Laut dem Beratungshaus AlixPartners werden Autofirmen und Zulieferer bis 2026 in den USA mehr als 38 Milliarden US$ in neue Batteriewerke investieren. Mercedes-Benz hat an seinem Standort in Alabama im März 2022 ein eigenes Werk für die Zellmontage eröffnet, Volkswagen drei Monate später an seinem Standort in Tennessee ein Batterielabor.

Allerdings werden die für Lithium-Ionen-Batterien benötigten Mineralien in den USA bisher nicht in größeren Mengen abgebaut. Ende Januar 2023 kündigte GM an, 650 Millionen US$ in das Förderunternehmen Lithium Americas zu investieren, um sich den Zugang zu Lithium zu sichern. Das dürfte nicht der letzte Deal dieser Art bleiben.

Immer mehr Autobauer kooperieren auch mit Jungunternehmen, die sich auf Rohstoffrückgewinnung spezialisieren. So hat sich GM im September 2022 an Lithion Recycling beteiligt und arbeitet beim Recycling von Autobatterien außerdem mit Cirba Solutions zusammen. Trotz der allgemeinen Börsenschwäche konnte eine Reihe von Batterierecycling-Start-ups in den letzten Monaten beachtliche Summen an Wagniskapital einsammeln.

Da die USA auch die Produktion von Wasserstoff fördern, ist verstärkt mit Investitionen in diesem Bereich zu rechnen. So investiert Bosch mehr als 200 Millionen US$ in sein Werk in South Carolina, um dort ab 2026 auch sogenannte Brennstoffzellen-Stacks für Schwerlast-Lkw produzieren zu können. Das sind Stapel aus Brennstoffzellen, die elektrische Energie für den Fahrzeugantrieb generieren. Das US-Start-up Nikola will zusammen mit dem australischen Anbieter Fortescue Future Industries in die Produktion von grünem Wasserstoff einsteigen und in Phoenix, Arizona, einen Wasserstoff-Hub aufbauen. Mit dem Systemlösungsanbieter für erneuerbare Energien GP Joule hat Nikola bereits einen potenziellen deutschen Kunden für seine Lkw mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb an der Angel: Die beiden Partner haben im Januar 2023 eine Absichtserklärung über die Lieferung von 100 Sattelzugmaschinen unterzeichnet.

Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in den USA

Vorhaben

Investitionssumme (in Mrd. US$)

Projektstand

Anmerkungen

GM

7

k. A.

Ausbau von drei Anlagen für Elektro- und autonome Fahrzeuge in Orion Township, Michigan

Ford

2

k. A.

Ausbau mehrerer Anlagen für die Produktion von E-Pick-ups auf Mackinac Island, Michigan

Our Next Energy

1,6

Bau fertig, technische Ausstattung bis 2027

Bau eines Werks für die Produktion von Batteriezellen, Van Buren Township, Michigan

Ford

0,65

Fertigstellung bis 2026 geplant

Erschließung einer Lithiummine in Nevada, Gemeinschaftsprojekt mit Lithium Americas Corp.

Bridgestone

0,55

Fertigstellung bis Mai 2024 geplant

Ausbau einer Reifenfabrik für Lkw- und Busreifen, Morrison, Tennessee

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2023

Fortschrittliche Assistenzsysteme sind in den USA heiß begehrt

Fahrerassistenzsysteme werden immer beliebter, was sich vor allem in der Nachfrage nach Sensoren widerspiegelt. Vor allem Kameras, Radar-, Ultraschall- und LiDAR-Sensoren sowie zunehmend sogenannte Car-to-X-Technologien, mit denen Fahrzeuge in Echtzeit Informationen austauschen können, werden benötigt. In diesem Jahr werden Fahrerassistenzsysteme der Stufen 1 und 2 voraussichtlich mehr als 80 Prozent des US-Marktes durchdringen.

Bei der Softwareentwicklung im Automobilbereich hinken deutsche Hersteller den US-Techriesen hinterher. Mercedes-Benz kooperiert zum Beispiel mit dem US-Chipentwickler Nvidia. Die Zulieferer Bosch und Continental sind beim Silicon-Valley-Start-up Recogni eingestiegen, das Hochleistungschips entwirft.

Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile in die USA (in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent)

Produkte

2021

2022 1)

Veränderung 2022/2021 2)

aus Deutschland 1)

SITC 778.3 Kfz-Elektrik

10.929

10.993

8,9

307

SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc.

74.592

79.739

16,1

5.023

SITC 773.13 Zündkabelsätze

11.484

12.039

13,8

44

SITC 713.2 Motoren

11.876

11.439

4,4

1.728

Summe

108.881

114.210

13,9

7.102

1 Januar bis November; 2 jeweils Januar bis NovemberQuelle: UN Comtrade 2023

(Stand Februar 2023)

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