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Markthemmnisse

Der zukünftige Energie-Mix und die Entwicklung des Strombedarfs sind unklar. Die geforderte lokale Wertschöpfung stellt Investoren vor Herausforderungen.    

Von Robert Espey | Dubai, Riad

Weitere konventionelle Kraftwerke, Atomkraftprojekte geplant

Die Entwicklungsziele bei Solar- und Windenenergie sind zwar sehr ambitioniert, der Grad der Realisierung ist aber ungewiss. Ein erstes, 2013 mit großem Marketingaufwand präsentiertes EE-Programm (Erneuerbare Energien) wurde letztlich überhaupt nicht umgesetzt. Das aktuelle "National Renewable Energy Program" macht zwar Fortschritte, müsste aber erheblich beschleunigt werden, um die gesteckten Ziele zu erreichen.

Weiterhin sind neue konventionelle Kraftwerke im Bau und in der Planung. Das gasbefeuerte 1,5 Gigawatt Al Fadhili Kraftwerk in Jubail wurde 2020 fertig. Im Bau sind unter anderem ein 1,5 Milliarden US$ teures 1,8 Gigawatt sowie ein 0,7 Gigawatt Kraftwerk für 0,8 Milliarden US$. In der Planungsphase befinden sich unter anderem ein 1,6 Gigawatt Kraftwerk sowie zwei 1,2 Gigawatt Kraftwerke. Einige große konventionelle Kraftwerksprojekte liegen allerdings derzeit auf Eis, könnten aber reaktiviert werden.

Völlig unklar ist die Weiterentwicklung im Atomkraftsektor. Die Planung sieht bis 2040 den Bau von Kernreaktoren mit einer Gesamtleistung von 17 Gigawatt vor. Zunächst sollen zwei große Atomkraftwerke und "Smart Reactors" mit einer Leistung von jeweils 100 Megawatt gebaut werden. Uran soll in Saudi-Arabien abgebaut werden. Mit mehreren ausländischen Firmen wurden Kooperationen im Nuklearsektor vereinbart, darunter Rosatom, KEPCO (Korea, Rep.), Areva (Frankreich), EdF (Frankreich) und die China Nuclear Engineering & Construction Group. Seit 2019 liegen Angebote zum Bau von zwei Atomkraftwerken (Gesamtkapazität: 2,8 Gigawatt) aus den USA, Russland, Frankreich, Korea (Rep.) und China vor.

Lokale Wertschöpfung als wichtiges Vergabekriterium

Die Erfüllung der "Local Content" Anforderung stellt die Investoren vor Herausforderungen. Zwar befindet sich eine lokale Zulieferindustrie im Aufbau, aber ein Großteil der Komponenten und auch technische Dienstleistungen müssen weiterhin im Ausland beschafft werden.

Bei der Vergabe von Solar- und Windprojekten soll die Bereitschaft zu Investitionen in den Aufbau einer lokalen Wertschöpfungskette besonders gewichtet werden. Die erste große, 2021 ans Netz angeschlossene PV-Anlage (Photovoltaik), das 300 Megawatt Sakaka-Kraftwerk, wurde mit der Auflage vergeben, einen "Local Content"-Anteil von 30 Prozent zu erreichen. Ob diese Vorgabe eingehalten werden konnte, ist nicht bekannt.

Bei sechs im Frühjahr 2021 vom Renewable Energy Project Development Office (REPDO) vergebenen PV-Projekten ist eine lokale Wertschöpfung von 17 Prozent zu erreichen. Für die vier derzeit vom REPDO ausgeschriebenen PV-Projekte gilt eine "Local Content"-Quote von mindestens 18 Prozent. Richtlinien zur Kalkulation der lokalen Wertschöpfung hat die Local Content & Government Procurement Authority erlassen.

Finanzielle Situation des Staatssektors langfristig ungewiss

Die von den privaten Kraftwerken mit der staatlichen Saudi Power Procurement Company (SPPC) abgeschlossenen Stromabnahmeverträge haben in der Regel eine Laufzeit von 25 Jahren. Trotz der in den letzten Jahren stark geschrumpften Staatseinahmen (aufgrund gesunkener Öleinahmen) ist kurz- und mittelfristig nicht mit Zahlungsausfällen zu rechnen. Das Land verfügt über zwar geschrumpfte, aber weiterhin beachtliche Reserven.

Die längerfristige Entwicklung der finanziellen Situation des Staatsektors ist allerdings nur schwer prognostizierbar. Auch kann nicht mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass die angestrebte Diversifizierung der saudi-arabischen Wirtschaft, um von den Öleinnahmen unabhängiger zu werden, gelingt.

Entwicklung des Strombedarfs und Marktreformen mit Fragezeichen

Die Entwicklung der in den heißen Sommermonaten erreichten Spitzenlast zeigte bis 2015 kontinuierlich hohe Wachstumsraten, aber seither gibt es keinen Wachstumstrend mehr. Ein wichtiger Grund sind die seit 2015 stark gestiegenen Stromabgabepreise.

Derzeit geht die Regierungsplanung bis 2030 von einem Anstieg der Spitzenlast auf 120 Gigawatt aus. Mit 62,3 Gigawatt erreichte die Spitzenlast 2015 den bisherigen Höhepunkt (nur National Grid, ohne das 2 Gigawatt Netz der Power and Water Utility Company for Jubail and Yanbu/Marafiq). In den folgenden Jahren lagen die Spitzenwerte bei 60,8 (2016), 62,1 (2017), 61,7 (2018), 62,1 (2019) und 62 Gigawatt (2020, Schätzung).

Beim Stromverbrauch sind seit 2015 geringere Zuwächse zu verzeichnen, ein Rückgang wurde 2019 verzeichnet. Krisenbedingt könnte es 2020 zu einer weiteren Schrumpfung gekommen sein.

Saudi-Arabien arbeitet an einer weiteren Privatisierung und Liberalisierung des Stromsektors. Prognosen zum Reformtempo und den zu erwartenden Strukturänderungen sind aber schwierig. Im April 2020 wurde ein neues Planungsgremium, das "Higher Committee for Energy Mix Affairs for Electricity Production and Enabling the Renewable Energy Sector", unter Leitung des Kronprinzen etabliert.

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