Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Vereinigtes Königreich | Windenergie

Marktorganisation

Die Regierung stellt umgerechnet 310 Millionen Euro für die nächste Runde des CfD-Förderschemas bereit. Bis 2038 könnte das Land zum Nettostromexporteur werden.

Von Charlotte Hoffmann | Bonn

Das britische Hochspannungsnetz wird von dem privatwirtschaftlichen Unternehmen National Grid Plc als National Grid Electricity System Operator (NGESO) gesteuert, während das Netz selbst von regionalen Netzbetreibern besessen und betrieben wird. Die drei regionalen Netzbetreiber sind für England und Wales National Grid Electricity Transmission plc (NGET) sowie für Südschottland Scottish Power Transmission Limited und für Nordschottland und die Inseln Scottish Hydro Electric Transmission plc. Als Gas- und Strommarktbehörde reguliert Ofgem die Branche. Ebenfalls privatwirtschaftlich wird das nordirische Stromnetz von SONI (System Operator for Northern Ireland) betrieben, von NIE Networks (Northern Ireland Electricity Networks) instandgehalten und von der Regulierungsbehörde Utility Regulator überwacht.

Interkonnektoren: Erstes deutsch-britisches Seekabel in Planung

Großbritannien verfügt neben einem Interkonnektor nach Nordirland über sechs weitere Verbindungen nach Irland, Frankreich, den Niederlanden und Belgien mit einer Kapazität von insgesamt 7,4 Gigawatt. Außerdem wird das Netz bis 2025 um sieben weitere Interkonnektoren und neue Übertragungskapazitäten von 8,5 Gigawatt erweitert und damit enger an die Europäische Union (EU) angebunden.

Unter den geplanten Verbindungen befindet sich auch das erste deutsch-britische Interkonnektorenprojekt "NeuConnect" mit einer Kapazität von 1,4 Gigawatt, welches bis 2024 gebaut werden soll. Das 720 Kilometer lange Kabel soll Wilhelmshaven mit der Isle of Grain verbinden.

Der Brexit hat sowohl für den Stromhandel als auch die Anbindung an den EU-Strommarkt Folgen, über die die britische Regierung auf dieser Website informiert. Dennoch bleibt die Vernetzung der beiden Strommärkte ein wichtiger Fokus. "Auch wenn wir kein Teil vom innereuropäischen Binnenmarkt mehr sind, wird die Zusammenarbeit zwischen Großbritannien und Europa fortgesetzt", erklärte John Pettigrew, Geschäftsführer des Netzbetreibers National Grid Anfang 2021 in einem Zeitungsbericht.

Bild vergrößern

Förderregime: Contracts-for-Difference (CfD)

Seitdem der Einspeisetarif 2019 abgeschafft wurde, spielt das Contracts for Difference (CfD) Programm eine zentrale Rolle bei der Förderung von Offshore- und Onshore-Windenergie. Den Zuschlag erhalten solche Projekte, die den niedrigsten Vergütungspreis (strike price) bieten. Fällt der Marktpreis (reference price) unter den Vergütungspreis, wird der Preisunterschied vom Vertragspartner, der Low Carbon Contracts Company (LCCC), erstattet. Zu den Vergaberunden werden Projekte zugelassen, die Strom mit niedrigen Emissionen erzeugen und noch nicht gebaut sind.

Der Strommarkt wird von der Gas and Electricity Markets Authority reguliert, die zur Regulierungsbehörde Office of Gas and Electricity Markets (Ofgem) gehört. Durch den Ausbau der Interkonnektoren und den steigenden Ausbau erneuerbarer Energien erwarten die Analysten von Cornwall Insight, dass das Vereinigte Königreich spätestens 2038 zum Nettostromexporteur werden könnte.

Strompreiskrise verschärft sich weiter

Der britische Strommarkt ist aufgrund der europaweit gestiegenen Gaspreise seit August 2021 stark unter Druck geraten. Bereits 16 Stromanbieter mussten bis Anfang November Insolvenz anmelden. Rund 2 Millionen Kunden haben bislang ihren Stromanbieter verloren.

Da Erdgas immer noch einen hohen Anteil an der Stromerzeugung hat, beeinflusst der Gaspreis den Strompreis im Vereinigten Königreich enorm, die Preise für Verbraucher sind jedoch durch den 2017 eingeführten Energy Price Cap gedeckelt. Während der Coronakrise fiel der Vortages-Strompreis im Großhandel laut Regulierungsbehörde Ofgem auf den niedrigen Stand von 24,01 GBP pro Megawattstunde, umgerechnet rund 27 Euro. Im Vergleich zu 2020 hat sich der Großhandelsstrompreis inzwischen verfünffacht. Die Regierung hat eine Erhöhung der Preisobergrenze bereits angekündigt. Eine Entscheidung wird nicht vor Februar 2022 erwartet.

Die Versorgungskrise weiter verschärft hat eine verringerte Windproduktion in den letzten Monaten sowie das durch einen Brand im September 2021 beschädigte Interkonnektoren-Kabel IFA 2 zwischen Frankreich und der britischen Insel. Das auf 2 Gigawatt ausgelegte Unterseekabel wird voraussichtlich erst im März 2022 wieder auf voller Kapazität Strom liefern können.

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.