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Markttrends

Die Kauflaune leidet unter den Pandemieeinschränkungen. Mittelfristig aber besteht hoher Nachholbedarf. Vinfast will einen E-Auto-Boom anschieben.

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Hanoi

Deutsche Autos wieder stärker gefragt

Die Coronakrise schlägt seit dem Frühjahr 2021 auch in Vietnam mit Macht durch. Zu den Hochzeiten der Pandemie im Sommer 2021 kam es vor allem im Süden des Landes, aber auch in den nördlichen Landesteilen in und um Hanoi zu teils langdauernden Lockdowns. Geschlossene Autofabriken, vor allem aber geschlossene Showrooms brachten die Autoverkäufe zum Erliegen. Seit Herbst 2021 beruhigt sich die pandemische Lage. Ein Großteil der wohlhabenderen städtischen Mittelschicht ist finanziell ohne größere Einbußen durch die Pandemie gekommen und investiert wieder in das eigene Auto. 

Die Regierung fördert die Erholung von Autobauern, die in Vietnam produzieren. Dafür senkt sie die Registrierungsgebühr um 50 Prozent auf fünf Prozent beziehungsweise sechs Prozent von Dezember 2021 bis zum 31. Mai 2022. Importierte Fahrzeuge werden von der Absenkung der Registrierungsgebühr nicht erfasst. Steuererleichterungen und teils radikale Preisnachlässe schieben die Kfz-Verkäufe seit dem 4. Quartal 2021 erneut an. Insgesamt bleibt der Gesamtmarkt dennoch hinter dem bereits schlechten Jahr 2020 zurück. Die Autohäuser des Landes verkauften knapp 390.000 Fahrzeuge, ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr von 3,8 Prozent.

Mittelfristig sieht das Industrial Policies Strategies Institute (IPSI), ein Forschungsinstitut unter dem Ministerium für Industrie und Handel, aber gute Wachstumschancen für den vietnamesischen Automobilmarkt. Das Institut geht davon aus, dass die Verkaufszahlen auf 750.000 bis 800.000 Fahrzeuge im Jahr 2025 steigen werden. Für 2035 erwartet IPSI einen Absatz von 1,7 Millionen bis 1,8 Millionen Fahrzeugen pro Jahr. Im Jahr 2019 hatten laut dem Bevölkerungszensus der Regierung lediglich 5,7 Prozent der Bevölkerung ein eigenes Auto. Der Nachholbedarf ist folglich hoch. Steigende Einkommen einer wachsenden Mittelschicht, eine verbesserte Straßeninfrastruktur und ein stetig zunehmendes Transportvolumen auf der Straße treiben Vietnams Automobilmarkt.

Nachdem 2020 ein schlechtes Jahr für Importwagen war, ziehen die Einfuhren wieder an und erreichten 2021 eine Steigerung von knapp 56 Prozent. Vor allem chinesische Fahrzeuge profitieren, hier insbesondere der Nutzfahrzeugbereich. China stellt mittlerweile beinahe 25 Prozent aller Kfz-Einfuhren nach Vietnam. Auch deutsche Importe legten 2021 um gut 14 Prozent zu, erreichten aber nach einem Einbruch von mehr als 46 Prozent 2020 noch nicht das Niveau aus 2019. Das am 1. August 2020 in Kraft getretene EU-Vietnam-Freihandelsabkommen aber dürfte die Absatzchancen deutscher und europäischer Autobauer verbessern. Zwar sind gerade deutsche Luxusfahrzeuge bereits jetzt in Vietnam hoch angesehen. Die schrittweise Absenkung des bislang geltenden Einfuhrsteuersatzes von bis zu 70 Prozent bis Ende 2030 aber wird dazu beitragen, auch deutsche Mittel- und Oberklassefahrzeuge einer breiteren Käuferschicht zugänglich zu machen. 

Freihandelsabkommen verbessert Chancen für deutsche Autohersteller

Die Automobil- und Automobilzulieferindustrie in Vietnam ist noch klein und wenig ausgeprägt. Die Regierung versucht den Sektor zu fördern, bislang aber recht erfolglos. Die Produktion von Kfz beschränkt sich weitestgehend auf die Montage von aus dem Ausland importierten Bausätzen (Completely Knocked Down (CKD)). Die Marktführer Toyota, Hyundai und Kia sind in Vietnam mit Montagewerken vertreten. Mercedes montiert als erster deutscher Autobauer einen Teil seiner Flotte in Vietnam. BMW zieht nach. Im Jahr 2022 wird auch BMW beginnen, in Kooperation mit dem vietnamesischen Autobauer Thaco in der zentralvietnamesischen Provinz Quang Nam Fahrzeuge für den lokalen Markt zu bauen.

Eine Ausnahme vom Baukastenbau bildet der erste vietnamesische Autobauer Vinfast. Vinfast betreibt im Land seit 2019 eine Eigenproduktion von Kfz mit einer Kapazität von 250.000 Fahrzeugen pro Jahr. Die Verkaufszahlen blieben mit knapp 36.000 verkauften Modellen 2021 allerdings weit hinter den Kapazitäten zurück.

Vinfast setzt auf E-Mobilität

Verbrennerfahrzeuge sind für das Autounternehmen aber ohnehin bald Teil der Vergangenheit. Überraschend hatte Vinfast im Januar 2022 angekündigt, zum Ende des Jahres 2022 jegliche Produktion von benzinbetriebenen Autos einzustellen. Stattdessen konzentriert sich das Unternehmen ausschließlich auf die Herstellung von elektrischen Fahrzeugen. Die ersten Vinfast-E-Busse rollen seit Dezember 2021 über die Straßen Hanois. Auch wurden Ende Dezember die ersten Vinfast-Elektroautos an Kunden in Vietnam ausgeliefert.


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