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Branchen | Nigeria | Landwirtschaft

Markttrends

Die Steigerung der lokalen Produktion steht im Fokus der Agrarpolitik. Für Verbraucher werden künftig Lebensmittelsicherheit und gesunde Ernährung wichtiger.

Von Corinna Päffgen | Accra

Selbstversorgung ist oberstes Ziel

Der Agrarsektor hat zwar in den letzten Jahren an Wachstum zulegen können, gilt aber immer noch als unterentwickelt. Das Land kann sich nicht selbst versorgen und ist auf den Import vieler Lebensmittel und auch Grundnahrungsmittel wie Weizen, Reis und Fisch angewiesen. 

Dabei ist das Potenzial groß und Nigeria hat gute Chancen seine Produktion zu steigern. Nigeria verfügt über etwa 69 Millionen Hektar landwirtschaftliche Flächen - was rund 75 Prozent der gesamten Fläche Nigerias ausmacht - davon sind aber nur etwa die Hälfte der Flächen kultiviert. Derzeit machen Sesam, Cashew-Nüsse und Baumwolle etwa die Hälfte der agrarischen Exporte aus. Das Land ist zudem der größte Kassava-Produzent und viertgrößter Kakao-Produzent weltweit.

Nigeria strebt nicht nur die Unabhängigkeit von Lebensmittelimporten hin zur Selbstversorgung an, es möchte sich auch vom Nettoimporteur zum Nettoexporteur wandeln. Die Gewährleistung der Ernährungssicherheit und die Eindämmung des Klimawandels stehen dabei besonders im Fokus.

Umgang mit Ressourcen wird wichtiger

Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Der Agrarsektor ist geprägt von Kleinbauerntum. Kommerzielle Verarbeiter und große Betriebe gibt es noch wenig. Hohe Nachernteverluste aufgrund fehlender Lagermöglichkeiten und einer vielerorts maroden Infrastruktur sowie eine hohe Abhängigkeit von Niederschlägen sind weit verbreitet. Bereits jetzt fehlt es häufig an Wasser und die Auswirkungen des Klimawandels sind durch zunehmende lange Hitze- und Dürreperioden vor allem im Norden des Landes deutlich spürbar.

Die Verfügbarkeit und der Umgang mit der Ressource Wasser wird künftig noch wichtiger werden. Zwar verfügt Nigeria eigentlich über genügend Wasserressourcen, trotzdem leidet das Land und vor allem die wasserintensive Landwirtschaft aufgrund fehlender Investitionen in Bewässerungssysteme unter Wasserknappheit.

Die Bedeutung von Düngern und Pestiziden wird durch einen besseren Zugang für die Bauern steigen. Auch hier ist ein nachhaltiger und sicherer Umgang und vor allem durch entsprechende Schulung von Farmern erforderlich, um einer künftigen etwaigen übermäßigen Nutzung entgegenzuwirken.

Neben den spezifischen Herausforderungen für den Agrarsektor kommen die allgemeinen Themen, mit denen Unternehmen in der Lebensmittelindustrie konfrontiert werden, hinzu. Dazu gehören unter anderem die mangelnde Verfügbarkeit von Devisen für Produkte, die auf der Importverbotsliste der Nigerianischen Zentralbank (Central Bank of Nigeria; CBN) stehen und die Abwertung der Naira, die wiederum die Importe verteuern. 

Nigeria verfolgt zur Steigerung der lokalen Wertschöpfung seit ein paar Jahren eine Politik der Rückwärtsintegration, die mit verschiedenen Instrumenten umgesetzt wird. Dazu gehören unter anderem Importrestriktionen für mittlerweile über 40 Produktkategorien, die die CBN seit 2015 erlassen hat, dazu gehören Geflügel, Rindfleisch, Tomaten, Nudeln etc. aber auch Zement oder Glaswaren.

Pandemie dämpft Nachfrage

Die Covid-19 Pandemie hat Auswirkungen auf das Kaufverhalten der Bevölkerung. Steigende Lebensmittelpreise und die Abwertung der Naira sowie der Rückgang der Einkommen haben dazu geführt, dass die Verbraucher preisbewusster und nur noch das Nötigste kaufen. Die Pandemie hat schätzungsweise weitere 4 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgrenze rutschen lassen, sodass nun etwa die Hälfte der Nigerianer in Armut leben. Zumindest mittelfristig wird die Nachfrage nach Niedrigpreisprodukten deshalb entsprechend hoch bleiben. Die Nachfrage nach Produkten aus dem höheren Preissegment dürfte zunächst ein wenig zurückgehen.

Künftig zunehmen wird auch das Ernährungsbewusstsein. Verbraucher legen zunehmend mehr Wert auf eine gesunde Ernährung. Lebensmittelsicherheit und Lebensmittelqualität werden somit eine größere Rolle spielen. Zudem essen immer mehr Nigerianer auswärts, auch wenn dieser Trend durch den Ausbruch der Pandemie unterbrochen wurde. Nigerianer gehen vermehrt in Restaurants, vor allem in städtischen Gebieten. Auch Fast-Food-Ketten werden immer sichtbarer im Land. So gibt es bereits Niederlassungen der US-amerikanischen Ketten Domino´s Pizza oder Cold Stone Creamery. Burger King hat seinen Markteintritt für das 4. Quartal dieses Jahres angekündigt.

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