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Milliardenschweres Investitionsprogramm in die Bahninfrastruktur

Nach dem vorrangigen Ausbau der Autobahnen und Flughäfen in den vergangenen Jahrzehnten soll künftig die Bahn zum Schwerpunkt der Investitionsaktivitäten im Verkehrssektor werden.

Von Waldemar Lichter | Zagreb

Die kroatische Regierung will in den nächsten Jahren die Bahninfrastruktur modernisieren und die Qualität der Bahndienstleistungen auf ein höheres, europäisches Niveau heben. Die derzeit laufenden Investitionen im Transportsektor summieren sich auf mehr als 3,3 Milliarden Euro, so Kroatiens Verkehrs- und Infrastrukturminister Oleg Butković. Ein großer Teil davon entfalle auf die Bahn.

Der staatliche Investitionszyklus in den Bahnsektor wurde vor vier Jahren begonnen. Bisher wurden umgerechnet 1,5 Milliarden Euro dafür eingesetzt. In den nächsten zehn Jahren könnten die Bahninvestitionen Schätzungen zufolge einen Umfang von 4,4 Milliarden Euro erreichen, so Butković. Dabei gehe es nicht nur um die Modernisierung und Erneuerung der Schienenwege oder des Fahrzeugparks, sondern auch um eine Reform des gesamten Sektors.

Finanzierung von Vorhaben gesichert

Dass sich die Modernisierung der kroatischen Bahn nicht im gewünschten Tempo vollzieht, liegt nicht an fehlenden Finanzen. "Das Geld ist nicht das Problem", so Butković. Denn es stehen genügend Mittel aus diversen Fonds der Europäischen Union (EU) zur Verfügung, aus denen Projekte mit bis zu 80 Prozent der Kosten finanziert werden können. Für die nächsten Jahre rechnet Kroatien mit Geldern aus dem Corona-Wiederaufbaufonds (Recovery and Resilience Fund; RRF) und mit Zuschüssen aus der neuen EU-Finanzperiode 2021 bis 2027 - auch für Projekte im Bahnsektor.

Die größten Probleme und Ursachen für Verzögerungen bei Projektrealisierungen sind hausgemacht. Es sind vor allem die langwierigen Planungs- und Genehmigungsprozeduren und das schwierige öffentliche Beschaffungsrecht. Kroatische Fachleute beklagen ferner, dass die eigene Industrie über keine ausreichenden Planungs- und Baukapazitäten verfüge.

Zuständig für den Betrieb, die Instandhaltung der Schienenwege (2.617 Kilometer) und andere Bahninfrastruktur sowie die Regulierung des Bahnverkehrs in Kroatien ist die staatliche Gesellschaft HŽ Infrastruktura. Das Unternehmen ist auch für die Realisierung von Investitionsprojekten im von ihr verwalteten Bahnnetz zuständig.

Mehrere Bahnstrecken werden umfangreich modernisiert

Bis 2030 plant HŽ Infrastruktura, rund 780 Kilometer Bahnstrecken zu modernisieren und zu erneuern. Das entspricht etwa 30 Prozent des gesamten Streckennetzes. Die Investitionen werden sich nach Angaben von Geschäftsführer Ivan Kršić auf insgesamt 5,4 Milliarden Euro belaufen. Rund 460 Kilometer sind in der Projektierungsphase, für 90 Kilometer wurden Ausschreibungen veröffentlicht. Bereits gearbeitet wird an 230 Streckenkilometern.

Der größte Teil der Projekte bezieht sich auf die Transportkorridore RH1 zwischen Slowenien und Serbien und RH2 zwischen dem Adriahafen Rijeka und der ungarischen Grenze. Auf dem Korridor RH1 wurden schon drei Vorhaben beendet, vier weitere sind in Vorbereitung.

Zu den wichtigsten Projekten entlang des Korridors RH2 gehört die Modernisierung der Strecke Dugo Selo – Križevci und deren Ausbau um ein zweites Gleis (36,4 Kilometer). Die Fertigstellung soll mit zweijähriger Verzögerung 2023 beendet werden. Den Auftrag führt ein Konsortium aus den kroatischen Firmen Dalekovod, DIV und Zagreb Montaža HŽ Infrastrukturi aus. Die Kosten von umgerechnet 202 Millionen Euro werden zu 85 Prozent aus dem EU-Kohäsionsfonds finanziert. Der Beginn von Projekten auf weiteren Streckenabschnitten dieses Korridors wird in Kürze erwartet.

Auch an der Erneuerung der Strecke Zagreb-Westbahnhof – Savski Marof (17,8 Kilometer; Korridor RH1) wird bereits gearbeitet. Die Fertigstellung ist für 2022 geplant. Den Auftrag erhielt das Unternehmen Swietelsky. Die Kosten belaufen sich auf umgerechnet 48,6 Millionen Euro, wovon rund 28 Millionen Euro aus einem Kredit der Weltbank finanziert werden.

Ausschreibungen sind für 2022 absehbar

Für 2022 ist eine Ausschreibung für die Modernisierung der Bahnstrecke Dugo Selo – Novska geplant. Zur Finanzierung des Vorhabens will sich HŽ Infrastruktura um EU-Mittel bemühen. Die Kosten der Projektarbeiten werden mit 10,2 Millionen Euro angegeben, wovon 85 Prozent aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung und 15 Prozent von der kroatischen Regierung getragen werden sollen. Die Gesamtkosten des Vorhabens betragen 572,5 Millionen Euro.

In Vorbereitung ist ferner ein Projekt für die Erneuerung der Strecke Okučani – Vinkovci mit 131 Kilometern Länge. Auch hier wird ein Tender für 2022 erwartet. In Kürze soll zudem der Auftrag für den Abschnitt Hrvatski Leskovac – Karlovac vergeben werden. Es handelt sich dabei um die Teilstrecke der geplanten Bahnverbindung zwischen der Hafenstadt Rijeka und der ungarischen Grenze. Bei der Ausschreibung dafür sind fünf Gebote eingegangen. Das günstigste war von der tschechischen Firma AŽD Praha in Höhe von umgerechnet 35 Millionen Euro.

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