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Nahrungsmittelmarkt bietet Perspektiven

Saudi-Arabien arbeitet an einer Ausweitung der lokalen Agrar- und Fischereiproduktion sowie dem Ausbau der Nahrungsmittelverarbeitung. Dennoch bleiben die Importe auf hohem Niveau.

Von Robert Espey | Dubai

Aufgrund der klimatischen Bedingungen wird Saudi-Arabien dauerhaft seine Nahrungsmittelnachfrage durch hohe Einfuhren decken müssen, derzeit sind es 70 bis 80 Prozent des Lebensmittelkonsums. Die Bemühungen um steigende Selbstversorgungsquoten bei Agrar- und Fischereiprodukten haben allerdings in verschiedenen Bereichen zu beachtlichen Erfolgen geführt. Die reale (preisbereinigte) Wertschöpfung des Agrar- und Fischereisektors wächst aber seit Jahren nur sehr langsam.

Agrarsektor mit schwachem Wachstum

Nach Angaben der saudi-arabischen Statistikbehörde betrug das durchschnittliche Wachstum im Agrarsektor im Zeitraum 2015 bis 2020 jährlich 0,17 Prozent. Die Wertschöpfung verminderte sich 2020 gegenüber dem Vorjahr aber um 1,7 Prozent und lag damit nur noch 1 Prozent über dem 2015 erreichten Wert. Im 1. Halbjahr 2021 konnte aber ein Plus von 3,1 Prozent verbucht werden.

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Dem Ministerium für Umwelt, Wasser und Landwirtschaft zufolge hatte Saudi-Arabien 2019 bei Gemüse und Geflügel eine Selbstversorgungsquote von über 60 Prozent erreicht. Bei Eiern und Milch waren es 116 beziehungsweise 109 Prozent. Etwa 55 Prozent sollen es im Fischereisektor sein. Die höchste Quote wird für die Dattelerzeugung (125 Prozent) ausgewiesen.

In einer im September 2021 erschienenen Studie des in Dubai ansässigen Finanzdienstleisters Alpen Capital wird für Molkereiprodukte eine Selbstversorgungsquote von 112 Prozent genannt (Stand: 2019). Relativ hohe Werte erreichen auch Fleisch (59 Prozent), Früchte (52 Prozent) und Gemüse (52 Prozent).

Die Selbstversorgungsrate im Bereich Getreide ist auf unter 10 Prozent gesunken. Nach einer starken Expansion des Weizenanbaus wurde die Erzeugung 2015 angesichts des hohen Wasserverbrauchs weitgehend eingestellt. Seit 2018 aber darf Weizen beschränkt wieder angebaut werden, etwa 0,2 Millionen Tonnen pro Jahr.

Eine weitere Steigerung der lokalen Agrarproduktion erfordert den Einsatz wassersparender Anbaumethoden. Hier bieten sich für innovative Unternehmen interessante Investitionschancen.

Investoren für den Nahrungsmittelsektor gesucht

Saudi-Arabien verfolgt im Nahrungsmittelsektor eine Importsubstitutionsstrategie. Gleichzeitig sollen Exportmärkte ausgebaut werden. Die zum Investitionsministerium, dem Ministry of Investment (MISA), gehörende Investitionsförderungsorganisation "Invest Saudi" gibt das Volumen des saudi-arabischen Nahrungsmittelmarktes mit 49 Milliarden US$ an. Sie erwartet im Zeitraum 2021 bis 2025 ein durchschnittliches Wachstum von 6 Prozent. Diese Prognose erscheint einigen Beobachtern allerdings zu optimistisch.

 "Invest Saudi" nennt drei Sektoren die für Investoren besonders attraktiv sind: Thunfischkonserven, Geflügel und Fischzucht. Derzeit existiert in Saudi-Arabien noch keine Produktion von Thunfischkonserven. Für 2018 wird der Absatz von Thunfischkonserven mit 53.000 Tonnen angegeben, bis 2022 soll es zu einem Anstieg auf 70.000 Tonnen kommen.

Gemäß "Invest Saudi" soll bei Geflügel die Selbstversorgungsrate bis 2023 von 54 Prozent (2019) auf 60 Prozent erhöht werden. Der Geflügelmarkt wird den Plänen zufolge bis 2030 von 1,52 Millionen Tonnen (2019) auf 1,71 Millionen Tonnen expandieren, eine Selbstversorgungsrate von 80 Prozent wird angestrebt.

Es ist geplant, dass neue Fischfarmen vor allem an der 1.800 Kilometer langen Küste des Roten Meeres entstehen. Die Regierung hat den Genehmigungsprozess für Fischfarmprojekte erleichtert, insgesamt sind 13 mögliche Standorte identifiziert worden.

Mit einem Fonds über 346 Millionen US$ will das Land die Entwicklung innovativer Technologien für Fischfarmen unterstützen. Derzeit dürfte die jährliche Fisch- und Garnelenfarm-Produktion unter 100.000 Tonnen liegen, als Ziel für 2030 werden 600.000 Tonnen genannt.

Als weitere Investitionschancen nennt "Invest Saudi" die Produktion von Tiefkühlfrüchten und -gemüse, die Herstellung würziger, salziger Snacks sowie süßer Biskuits. Konkret schlägt die Organisation den Bau einer 16 Millionen US$ teuren Fabrik für Tiefkühlprodukte, die Errichtung einer Biskuitfabrik für ebenfalls 16 Millionen US$ sowie eines Werks zur Herstellung von Snacks für 13 Millionen US$ vor.

Einfuhrwert deutlich gestiegen

Gemäß den Daten der saudi-arabischen Statistikbehörde haben die Nahrungsmittelimporte 2020 (HS-Kapitel 2 bis 5, 8 bis 12 und 15 bis 22) um 6,5 Prozent auf 20,6 Milliarden US$ zugelegt. Inwieweit es sich hier um Preis- und/oder Mengeneffekte handelt, ist unklar. Für 2019 wird ein Anstieg um nur 0,3 Prozent auf 19,4 Milliarden US$ ausgewiesen.

Saudi-Arabien: Nahrungsmitteleinfuhren 2018 bis 2020 (in Millionen US$)

HS-Kapitel

Produktbezeichnung

2018

2019

2020

10

Getreide

4.605

3.547

4.298

04

Milch, Milcherzeugnisse, Vogeleier etc.

1.888

1.972

2.257

02

Fleisch etc.

1.860

1.969

1.837

08

Genießbare Früchte und Nüsse etc.

1.582

1.740

1.775

19

Zubereitungen aus Getreide etc.

1.427

1.565

1.597

21

Verschiedene Lebensmittelzubereitungen

1.339

1.378

1.433

09

Kaffee, Tee

863

956

1.184

20

Zubereitungen von Gemüse, Früchten etc.

883

974

1.001

12

Ölsamen und ölhaltige Früchte etc.

787

931

946

15

Tierische und pflanzliche Fette und Öle

939

890

897

17

Zucker und Zuckerwaren

797

817

829

07

Gemüse, Pflanzen etc., die zu Ernährungszwecken verwendet werden

614

750

728

16

Zubereitungen aus Fleisch, Fischen etc.

413

470

479

18

Kakao und Zubereitungen aus Kakao

543

557

468

03

Fische und Krebstiere

409

450

380

22

Getränke, alkoholhaltige Flüssigkeiten und Essig

180

213

298

11

Müllereierzeugnisse etc.

207

209

233

05

Andere Waren tierischen Ursprungs

6

7

6

Summe

19.342

19.395

20.646

Quelle: General Authority for Statistics (GAS)


Die Getreideeinfuhr (HS 10) erhöhte sich um 21,2 Prozent auf 4,3 Milliarden US$. Bei Molkereiprodukten und Eiern (HS 04) wird ein Zuwachs um 14,4 Prozent auf 2,3 Milliarden US$ gemeldet, bei Kaffee und Tee (HS 09) ein Plus von 23,8 Prozent auf 1,2 Milliarden US$. Der Fleischimport ging um 6,7 Prozent auf 1,8 Milliarden US$ zurück.

Deutsche Nahrungsmittellieferungen rückläufig

Die deutschen Nahrungsmittelexporte (SITC 01 bis 09 und 11) nach Saudi-Arabien sind in den ersten sieben Monaten 2021 um fast 52 Prozent auf 146 Millionen US$ gesunken, so das Statistische Bundesamt. Der Rückgang wurde vor allem durch einen Einbruch bei den Getreidelieferungen um 86 Prozent auf 22 Millionen US$ und einen Rückgang der Ausfuhren von Milch und Eiern um 31 Prozent auf 35 Millionen US$ verursacht.

Deutschland: Ausfuhren von Nahrungsmitteln nach Saudi-Arabien 2016 bis 2020 (in Millionen US$)

SITC-Code

Bezeichnung

2016

2017

2018

2019

2020

01

Fleisch und Zubereitungen von Fleisch

0

0

0

0

0

02

Milch- und Milchprodukte, Eier

87

78

78

84

101

03

Fische, Krebstiere etc. und Zubereitungen davon

1

3

1

0

0

04

Getreide und Getreideerzeugnisse

495

487

371

208

222

05

Gemüse und Früchte

16

14

13

18

34

06

Zucker, Zuckerwaren, Honig

27

36

33

32

30

07

Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze und Waren daraus

35

39

38

45

42

09

Verschiedene genießbare Waren und Zubereitungen

104

70

59

66

82

11

Getränke

3

3

3

5

5

Summe

768

730

596

458

516

Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis)


Im Jahr 2020 wurde eine leichte Erholung der deutschen Nahrungsmittellieferungen auf 516 Millionen US$ verzeichnet. Zwischen 2016 und 2019 waren die Ausfuhren kontinuierlich von 768 Millionen auf 458 Millionen US$ gefallen. Der entscheidende Faktor für die Gesamtentwicklung der deutschen Nahrungsmittelausfuhr nach Saudi-Arabien sind die Getreidelieferungen.

Hochwertige verarbeitete Lebensmittel aus Deutschland stoßen in Saudi-Arabien bei kaufkräftigen Konsumenten auf großes und steigendes Interesse. Der Trend in Richtung gesünderer Ernährung fördert diese Entwicklung. In Saudi-Arabien sind Diabetes und Übergewicht stark verbreitet.



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