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Branchen | Botsuana | Bergbau und Rohstoffe

Neue Vielfalt im Bergbau

Diamanten sind das mit Abstand wichtigste Exportprodukt Botsuanas. Neben dem Energierohstoff Kohle kommen nun aber auch wieder andere Mineralien in den Fokus.

Von Marcus Knupp | Berlin

In Botsuana erholt sich die Wirtschaft getragen vom Bergbau. Die global anziehende Nachfrage nach Rohstoffen gibt der Bergbaubranche deutliche positive Impulse. Demgegenüber wird das zweite große Standbein der Wirtschaft, der Tourismus, noch einige Zeit unter der stark zurückgegangenen Reiseaktivität leiden.

Nach einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) durch die Coronakrise 2020 um real 8,5 Prozent erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF) für 2021 einen Zuwachs um 7,5 Prozent. Zurückhaltender ist die Economist Intelligence Unit (EIU), die von 3,5 Prozent ausgeht. In den beiden folgenden Jahren prognostiziert sie eine leichte Beschleunigung auf 4,2 Prozent 2022 und 4,7 Prozent 2023.

Erfolge in der Weiterverarbeitung

Die Ausfuhrstatistik zeigt die sehr einseitige Ausrichtung auf den Diamantenexport. Nach Angaben von Statistics Botswana lag der Anteil von Diamanten an der Gesamtausfuhr in den ersten sechs Monaten 2021 mit 92 Prozent nochmals höher als im letzten Vor-Krisen-Jahr 2019 mit 90,5 Prozent. Abgemildert wird diese Abhängigkeit allerdings durch die in den letzten beiden Jahrzehnten erfolgreich umgesetzte Erhöhung der inländischen Wertschöpfung.

Diamanten werden in Botsuana nicht nur gefördert, sondern auch aufbereitet, sortiert und gehandelt. Dies spiegelt sich in der Zusammensetzung der Importe wider. Denn auch 36,7 Prozent der Einfuhr entfielen in den Monaten Januar bis Juni 2021 auf Diamanten. Botsuana ist damit zu einem der weltweit wichtigen Handelsplätze für die Ressource aufgestiegen. Eine große Rolle spielt dabei die überragende Position des Landes im Produktionsportfolio des Bergbaukonzerns De Beers.

Die Entwicklung verdeutlicht die Möglichkeiten, mit einer umsichtigen Politik der "Rohstoff-Falle" zu entkommen, einen größeren Teil der Wertschöpfung im Land zu behalten und lokal qualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen. Das wird sich nicht mit allen Rohstoffen in der gleichen Weise umsetzen lassen. Dennoch erscheint die Diversifizierung des botsuanischen Bergbaus sinnvoll, um die gesamtwirtschaftlichen Risiken zu verringern.

Produktion im Bergbau Botsuanas

Abbauprodukt (Maßeinheit)

2013

2019

2020

2021 *)

Diamanten (1.000 Karat)

23.134

23.686

16.868

5.040

Gold (kg)

1.207

943

851

174

Silber (kg)

22.597

-

-

-

Kupfer (t)

21.300

-

-

-

Nickel (t)

22.848

-

-

-

Kobalt (t)

248

-

-

-

Natriumkarbonat (t)

227.913

264.119

238.476

71.638

Salz (t)

22.597

-

-

-

Kohle (t)

1.495.653

2.110.891

1.923.992

516.868

* ) 1. QuartalQuelle: Statistics Botswana

Export-Diversifizierung im richtigen Moment

In einem Online-Pitch hat der Präsident Botsuanas, Mokgweetsi Masisi, Anfang 2021 zu neuen Investitionen in den Bergbau des Landes aufgerufen. Dabei hob er ausdrücklich die Chancen für den Abbau von Metallen wie Kupfer, Nickel, Gold oder Silber sowie Natriumkarbonat, Salz und Kohle hervor. Durch den Konkurs der Kupferminen BCL und Mowana war in den Jahren 2017 und 2018 der Abbau von Kupfer und assoziierten Erzen zum Erliegen gekommen.

Mit dem kanadischen Unternehmen Premium Nickel Resources Corp. hat Botsuana im März 2021 ein Memorandum of Understanding unterzeichnet mit dem Ziel, die BCL-Mine wieder in Betrieb zu nehmen. Pressemeldungen zufolge werden hierzu Investitionen von etwa 400 Millionen US-Dollar (US$) nötig sein. Weiter fortgeschritten sind die Arbeiten in der Khoemacau-Kupfermine der US-amerikanischen Cupric Canyon im Nordwesten Botsuanas. Am 30. Juni wurde das erste Kupfer-Silber-Konzentrat gewonnen. Ab 2022 sollen hier jährlich circa 60.000 Tonnen Kupfer und bis 2 Millionen Feinunzen Silber produziert werden. Ein weiterer Ausbau der Mine ist geplant.

Ebenso im Nordwesten befindet sich das Motheo Copper Project des australischen Bergbauunternehmens Sandfire Resources. Anfang 2021 haben die Arbeiten zur Erschließung des Tagebauareals T3 begonnen. Als Betreiber hat Sandfire African Mining Services (AMS) gewählt, ein Tochterunternehmen der Perenti Group aus Australien. Der zunächst über sieben Jahre und drei Monate laufende Vertrag hat ein Volumen von 496 Millionen US$. Gold- und Nickel-Vorkommen im Tati Greenstone Belt bei Francistown im Osten des Landes will das britische Unternehmen Power Metal Resources über seine botsuanische Filiale erschließen.

Trennung von der Kohle fällt schwer

Zwar sieht der Ende 2020 vorgestellte Integrated Resource Plan für Botsuana den schrittweisen Umstieg zu mehr Stromerzeugung aus Solarenergie vor, für den Übergang soll aber auch weiterhin auf die reichlich vorhandene Kohle zurückgegriffen werden. Reserven von circa 212 Milliarden Tonnen lagern unter der botsuanischen Savanne. Ein zusätzliches thermisches Kraftwerk mit einer installierten Kapazität von 300 Megawatt soll bis 2026 in Betrieb gehen.

Damit bleibt auch die Förderung einstweilen interessant. Maatla Resources hat die Lizenz zum Abbau im Bergwerk Mmamabula erhalten. Die vorbereitenden Arbeiten haben Mitte 2021 begonnen, für Juni 2022 ist der Produktionsbeginn vorgesehen. Monatlich sollen dann 100.000 Tonnen Steinkohle überwiegend zum Export nach Südafrika abgebaut werden.

Diamanten stehen weiter im Mittelpunkt

Mehrere Projekte sollen unterdessen sicherstellen, dass der stete Einnahmefluss aus dem Export von Diamanten auch in den kommenden Jahrzehnten nicht versiegt. Dabei geht es einerseits darum, die Lebensdauer bestehender Minen zu verlängern, zum anderen um die Erschließung neuer Vorkommen, wie sie die Unternehmen Botswana Diamonds oder Tsodilo Resources vorantreiben.

Debswana, das Joint Venture der botsuanischen Regierung mit De Beers, will seine große Mine Jwaneng für den Untertagebau erweitern und bis mindestens 2035 betreiben. Hierfür werden insgesamt 360 Kilometer Tunnel angelegt. Nach Beendigung des Kontraktes mit dem australischen Unternehmen Thiess Anfang 2021 will Debswana die Ausbauten nun in Eigenregie vornehmen.

Auch die Lucara Diamond Corp. sichert den Abbau in ihrem Bergwerk Karowe für weitere 25 Jahre durch die Erweiterung unter Tage. In einem ersten Schritt des 514 Millionen US$ teuren Projekts werden Versorgungs- und Transportschäfte bis 750 Meter Tiefe abgeteuft. Hiermit wurde United Mining Services (UMS) aus Südafrika beauftragt.

Ansprechpartner für weitere Informationen und Beratung ist das Kompetenzzentrum Bergbau & Rohstoffe bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer für das südliche Afrika (AHK).


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