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Branchen | Oman | Petrochemie

Oman baut Petrochemiesektor weiter aus

Allerdings steckt das größte geplante Projekt in der Krise. Eine weitere Raffinerie soll mit chinesischer Beteiligung errichtet werden.

Von Robert Espey | Dubai

Nach einigen Jahren mit geringen Zuwächsen sind in Oman die Kapazitäten der petrochemischen Industrie zwischen 2018 und 2020 deutlich gestiegen. Nach vorläufigen Berechnungen der in Dubai ansässigen Gulf Petrochemicals and Chemicals Association (GPCA) summierten sich 2020 die Produktionskapazitäten auf etwa 13 Millionen Tonnen/Jahr. Zwei Jahre zuvor waren es 10,9 Millionen Tonnen. Die Daten beruhen auf Angaben der GPCA-Mitglieder.

Deutlicher Kapazitätsanstieg durch Liwa-Großprojekt

Die Kapazitätssteigerung wurde vor allem von der im Frühjahr 2020 erfolgten Fertigstellung des Liwa Petrochemiekomplexes in Sohar verursacht. Der Steam Cracker verfügt über eine Jahreskapazität von 900.000 Tonnen Ethylen. Die Polyethylen-Anlage kann 800.000 Tonnen HDPE (High Density) und LLDPE (Linear Low Density) produzieren, das Polypropylen-Werk 215.000 Tonnen PP, 40.000 Tonnen MTBE (Methyl-tert Butylether) und 45.000 Tonnen Butene-1.

Das Liwa-Werk wird von der Oman Oil Refineries & Petroleum Industries Company (Orpic) betrieben. Das Unternehmen gehört zur 2019 gegründeten Staatsholding "OQ". Neben der Orpic wurden unter dem Dach der "OQ" unter anderem auch die Oman Oil Company, die Oman Gas Company, die Duqm Refinery, die Salalah Methanol Company, Oman Trading International, OXEA Chemicals und die Salalah Liquified Petroleum Gas Company zusammengeführt.

Das nächste in Betrieb gehende große Petrochemieprojekt wird das 443-Millionen-US$-Ammoniak-Werk in Salalah (Luban Ammonia; Investor: "OQ") sein. Die Anlage ist nach dreijähriger Bauzeit weitgehend fertiggestellt und wird über eine Leistung von 1.000 Tonnen/Tag verfügen. Das notwendige Methanol (Feedstock) liefert die Salalah Methanol Company (Kapazität: 3.000 Tonnen/Tag). Den Hauptbauauftrag hat ein Konsortium aus der lokalen Galfar Engineering & Contracting Company und SNC Lavalin (Kanada) erhalten. Der FEED-Auftrag (Front End Engineering and Design) ging an Linde.


Oman: Ausgewählte Raffinerie-und Petrochemieprojekte in der Planungsphase 1)

Projektbezeichnung

Investitions-summe (Millionen US$)

Projekt-stand 2)

Projektträger

Sur Refinery And Petrochemicals Complex

10.000

ST

Shumookh Investment & Services Company

Low-Sulphur Fuel Oil Refinery in Duqm

4.200

ST

Canada Business Holdings

Methanol to Olefins Plant in Duqm

2.800

ST

Mingyuan Holdings Group / Duqm Special Economic Zone Authority

Salalah Refinery

2.500

ST

Salalah Refinery LLC

Petrochemical Project: Acetic Acid Plant

1.000

FEED

Government of Oman / BP Global

Urea Plant at Salalah Free Zone

285

ST

Salalah Free Zone Company 

Soda Ash Production Facility

146

ST

Duqm Quarries

Integrated Chemical Complex at Salalah

120

AP

Muscat Overseas Group / Deepak Nitrate Limited /  Oman National Investments Development Company 

Hydrogen Production Facility

100

ST

Sumitomo Corporation / ARA Petroleum

Oxygen Production Plant

26

ST

Moon Iron & Steel Company / Linde 

1) bei vielen Projekten sind Zeithorizont und/oder Realisierungschancen unklar; 2) ST = Studie, FEED = Front End Engineering and Design, AP = AngebotsprüfungQuelle: MEED Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest

Noch 2021 könnte in Sohar ein 156-Millionen-US$-Werk zur Produktion von kalziniertem Petrolkoks fertigwerden. Betreiber der Anlage (Kapazität: 500.000 Tonnen/Jahr) ist Sanvira Carbon (Indien). Oman Chlorine errichtet in Muscat für 16 Millionen US$ ein Calciumchloridwerk mit einer Tagesleistung von 80 Tonnen. Das indische Unternehmen Nuberg Engineering baut die Anlage.

Geplanter Petrochemiekomplex in Duqm vor ungewisser Zukunft

Das größte Petrochemievorhaben in der Planungsphase, ein Komplex für 9 Milliarden US$ in der Wirtschaftssonderzone Duqm, wurde Mitte 2021 auf Eis gelegt. Kernelemente des Vorhabens sind ein Steam Cracker (Kapazität: 1,6 Millionen Tonnen/Jahr Ethylen), eine Aromaten-Anlage sowie ein PE- und PP-Werk. Betreiber des Mega-Projektes ist (oder war) das "OQ8" Joint Venture, bestehend aus "OQ" (beziehungsweise der Oman Oil Company) und Kuwait Petroleum International.

An dem im März 2020 gestarteten Präqualifizierungsverfahren für zwei Teilprojekte (Steam Cracker, Offsite & Utilities) im Gesamtwert von 6 Milliarden US$ hatte sich eine große Zahl internationaler Firmen, darunter auch deutsche Interessenten, beteiligt. Mit den Ausschreibungen wurde bis Ende 2021 gerechnet.

Bereits im November 2020 erfolgte der Stopp der FEED-Arbeiten, die 2019 an die britische Wood Group vergeben worden waren. Damals nannte "OQ8" als Gründe für den Schritt die Auswirkungen der Coronakrise, eine geringe Nachfrage und die sehr volatilen Marktpreise. Das Projekt müsse einer erneuten Evaluierung unterzogen werden.

Im Dezember 2020 wurde bekannt, dass "OQ" an einer Neukonzipierung des Projekts arbeitet, die Wood Group hat einen Beratungsauftrag erhalten. Trotz der zwischenzeitlich wieder deutlich verbesserten Marktbedingungen ist es aber bislang nicht zu einer Wiederaufnahme des Projekts gekommen.

Derzeit ist ein Neustart des Projekts unter saudi-arabischer Beteiligung im Gespräch. Im August 2021 hat eine Wirtschaftsdelegation unter Leitung des saudi-arabischen Investitionsministers Khaled Al Falih Duqm besucht. Mit der omanischen Seite kam eine Vereinbarung zur Erstellung einer Durchführbarkeitsstudie für die Gründung eines auf Petrochemie fokussierten Joint Venture (Gulf Company) zustande.

Raffineriebau weit fortgeschritten, weitere Raffinerie geplant

Die in Duqm im Bau befindliche dritte Ölraffinerie des Landes (Kapazität: 230.000 bpd; barrel per day) soll zu 80 Prozent fertiggestellt sein. Das "OQ8" Joint Venture ist der Investor des 6-Milliarden-US$-Projekts. Drei EPC-Teilaufträge (Engineering, Procurement and Construction) im Gesamtwert von 5,6 Milliarden US$ wurden 2017 vergeben: (1) Process Units für 2,7 Milliarden US$ an Tecnicas Reunidas und Daewoo Engineering & Construction), (2) Utilities and Offsites für 2,0 Milliarden US$ an Petrofac und Samsung Engineering) sowie (3) Offsite Facilities für 0,9 Milliarden US$ an Saipem und McDermott International. Ursprünglich sollte das Vorhaben 2021 in Betrieb gehen, jetzt gilt 2023 als wahrscheinlich.

In Duqm ist unter chinesischer Führung der Bau einer weiteren Raffinerie in Planung. Das in Hongkong ansässige Unternehmen Yanchang Petroleum International (YPI) will gemeinsam mit der lokalen Ras Madrakah Petroleum Industry Company eine Raffinerie errichten. Dort ist die Erzeugung hochwertiger Ölprodukte unter Verwendung der "Hydroconversion Upgrader Technology" der kanadischen Genoil Inc. geplant. Der Lizenzvertrag mit Genoil wurde im Juni (2021) geschlossen. Zum Projekt gehört auch ein Öltanklager für 4,5 Millionen Barrel in Ras Markaz. Eine 80 Kilometer lange Pipeline wird das Tanklager mit der Raffinerie verbinden.

Die Raffinerie soll über eine Kapazität von 200.000 bpd verfügen, das Investitionsvolumen wird mit 2 Milliarden US$ veranschlagt. Eine YPI-Tochter, die Beijing Petrochemical Engineering Company, hat den Auftrag zur Erstellung einer Durchführbarkeitsstudie erhalten und führt die FEED-Arbeiten sowie den Bau der Anlage durch. Ferner soll das Unternehmen den Betrieb der Raffinerie übernehmen. Die Fertigstellung der Anlage ist für 2023/2024 vorgesehen.

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