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Branchen | Japan | Papier, Pappe

Papier- und Pappeindustrie investiert in strukturelle Veränderung

Der Papier- und Pappeverbrauch in Japan geht seit Jahren zurück. Jedoch gibt es Anzeichen, dass die Talsohle durchschritten ist, denn es wird investiert.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Die Nachfrage nach Papier- und Pappeerzeugnissen hat aufgrund der Coronapandemie weiter nachgelassen. Sie hat sich laut Angaben der Japan Paper Association 2020 auf rund 22,9 Millionen Tonnen verringert, dürfte sich 2021 jedoch leicht erholen. Der Branchenverband erwartet aufgrund der Konjunkturbelebung und des gestiegenen Transportbedarfs vor allem im Pappebereich einen Mehrverbrauch.

Hygiene- und Haushaltspapiere sind gefragt

Vom Nachfragerückgang ist vor allem der Papierverbrauch betroffen, was sich bei den größten Abnehmersegmenten Büropapiere und Druckerzeugnisse niederschlägt. Dafür ist sowohl die Covid-19-Entwicklung verantwortlich, die Arbeit im Home-Office und papierloses Arbeiten gefördert hat, als auch die seit mehreren Jahren anhaltende digitale Transformation in vielen Branchen.

Zugelegt hat jedoch die Nachfrage nach Hygiene- und Haushaltspapier. Sie dürfte aufgrund der weiter notwendigen Pandemiebekämpfung 2021 abermals wachsen. Zunehmen wird sicherlich auch der Bedarf an Pappeerzeugnissen. Online-Bestellungen und -versand steigen in Japan, was die Nachfrage nach Kartonagen anschiebt. Hinzu kommt, dass 2020 und vor allem 2021 die Exporte deutlich angezogen haben, was sich positiv auf den Verpackungsbereich auswirkt.

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Neben einer höheren Nachfrage legen aufgrund von höheren Rohstoffpreisen und Lieferknappheit auch die Preise für einige Produkte, wie etwa Kartonagen und Haushaltspapier, zu. Daher gehen die führenden Branchenhersteller Japans für ihr Geschäftsjahr 2021 von leicht steigenden Umsätzen aus. Die Produktion von Papier und Pappe dürfte jedoch nicht so schnell wieder auf das Vor-Corona-Niveau zurückkehren. Sie lag laut Japan Paper Association 2019 bei 25,4 Millionen Tonnen und rutschte 2020 auf unter 23 Millionen Tonnen ab. Noch stärker brach mit 15,7 Prozent die Erzeugung von Zellstoff ein.  

Umsatz führender Zellstoff- und Papierhersteller in Japan (in Milliarden US$) 1)

Unternehmen

20202

20213, 4

Oji Holdings Corporation

12,7

13,2

https://www.ojiholdings.co.jp/english/

Nippon Paper Industries Co., Ltd.

9,4

9,4

https://www.nipponpapergroup.com/english/

Rengo Co., Ltd.

6,4

6,6

https://www.rengo.co.jp/english/index.html

Daio Paper Corporation

5,3

5,5

https://www.daio-paper.co.jp/en/

Hokuetsu Corporation

2,1

2,3

http://www.hokuetsucorp.com/en/index.html

1) Fiskaljahr (1. April bis 31. März); 2) 1 US$ = 107 Yen; 3) 1 US$ = 110 Yen; 4) PrognoseQuelle: Nikkan Kogyo Shinbun, Unternehmenswebseiten

Klimaschutz belebt Absatz

Die Papier- und Pappeindustrie erwartet zukünftig eine wachsende Nachfrage, da schärferer Klimaschutz den Einsatz von Papieren und Pappen als umweltfreundliche Alternativen zu Kunststoffen antreibt. Die Unternehmen investieren in Produkt- und Verfahrensinnovationen.  Nippon Paper beispielsweise baut sein Angebot an umweltfreundlichen Kartonagen, wie Behältnisse für flüssige Seifen, Haarpflegeprodukte etc., aus.

Der Branchenhersteller Oji Holdings versorgt seit Anfang 2020 den Nahrungsmittelhersteller Nestle in Japan mit Papierverpackung für die Schokoriegel von Kitkat, die bislang in Kunststoff einzelverpackt verkauft wurden. Weitere Konsumgüterproduzenten dürften folgen. Zudem entwickeln Oji, Nippon Paper oder auch Daio Paper Zellulose-Nanofasern (CNF, Cellulose Nanofibres), die in Leichtbaumaterialien eingesetzt werden können, wie etwa in der Automobilindustrie. Sie bieten zukünftig ein aussichtsreiches Geschäftsfeld.

Branche muss dekarbonisieren

Die Papier- und Pappeindustrie will nicht nur verschiedene Abnehmerbranchen bei der umweltfreundlichen Umgestaltung unterstützen, sondern auch ihre eigene Produktion in Japan dekarbonisieren und die nachhaltige Nutzung von Ressourcen intensivieren. Praktisch alle Branchenunternehmen haben bereits Zielvorstellungen bis zum Jahr 2030 formuliert.

Um den CO2-Fußabdruck zu verringern, wird durch das Recycling von Holzabfällen, von Abfallpapier und -pappe und von Windeln die Zellstoffproduktion in Japan zunehmen. Gerade bei Windeln wird infolge der Alterung der Bevölkerung der Absatz und die Wiederverwertung stark wachsen. Der größte einheimische Hersteller, Unicharm, will bis 2030 mehr als zehn Windel-Recycling-Anlagen errichten, um über das eigens entwickelte Pulpe-Verfahren aus alten Windeln neue zu erzeugen.

Unternehmen investieren in neue Kapazitäten

Der Wettbewerb im Markt für Haushalts- und Hygienepapiere nimmt zu. So wird Nippon Paper in seinem Papierwerk in Ishinomaki, in der Präfektur Miyagi, die bislang bestehende Produktion von beschichteten Papieren bis zum Fiskaljahr 2023 auf die Erzeugung von Haushaltspapieren umstellen. Das Unternehmen Hokuetsu, das bislang hauptsächlich Schreib- und Druckpapiere erzeugt, ist auch stärker in die Produktion von Haushaltspapieren eingestiegen.

Mit Marusumi Paper wird ein weiterer Hersteller neue Kapazitäten aufbauen. Laut Pressemeldung von Juni 2021 wird Marusumi umgerechnet 82 Millionen US-Dollar (US$) in ein neues Werk in der Präfektur Ehime investieren. Es soll im März 2023 den Betrieb aufnehmen. Die Jahreskapazität soll bei 26.700 Tonnen liegen.

Zudem erfolgen auch Investitionen im Pappebereich. Anfang 2021 hat Oji Holdings angekündigt, in der Präfektur Tochigi ein neues Werk zur Wellpappeerzeugung zu errichten. Die Kapazität wird auf monatlich 11 Millionen Quadratmeter ausgelegt, wofür das Unternehmen rund 90 Millionen US$ investieren will. Das Werk soll im Oktober 2022 die Produktion aufnehmen.

Energieeffiziente Anlagen werden gebraucht

Insgesamt dürften die japanischen Papier-, Pappe- und Zellstoffunternehmen stärker in energieeffiziente Ausrüstung investieren. Denn bis 2050 soll die Industrie ihre Kohlendioxidemissionen um 21 Millionen Tonnen verringern. Im Environmental Action Plan, der Vision der Japan Paper Association für das Jahr 2050, wird die Nutzung von erneuerbarer Energie angeführt. Biomasse und Wasserkraft sowie der Anteil von Schwarzlauge, der als Beiprodukt in der Zelluloseherstellung entsteht, sollen noch stärker zur Energiegewinnung ausgebaut werden.

Dies korrespondiert mit der allgemeinen Branchenentwicklung, die ohnehin eine hohe Integration der verschiedenen Wertschöpfungsstufen von Papier und Zellstoff im Land aufweist, um so die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Mit dem Ziel, eine integrierte Produktion von Papier-Getränkebehältern (vom Zellstoff bis zum fertigen Produkt) aufzubauen, haben Oji Holdings und Ishizuka Glass Co., Ltd., im September 2020 das Joint Venture Ishizuka Oji Paperpackaging in der Präfektur Hyogo gegründet.

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