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Branchen | Namibia | Solarenergie

Politische Ziele

Namibia möchte langfristig unabhängig vom Stromimport werden und die Elektrifizierungsrate steigern. Solarstrom spielt dabei eine zentrale Rolle.

Von Fausi Najjar | Johannesburg

Hoher Handlungsdruck

Namibia kann den Spitzenbedarf von mehr als 600 Megawatt (MW) im Rahmen einer heimischen Stromerzeugung nicht decken. Die Quote für die Eigendeckung lag 2019/20 lag bei 41 Prozent. Die Stromproduktion hat nicht mit der steigenden Nachfrage und vermehrten Netzanschlüssen Schritt mithalten können und muss einen großen Teil des Strombedarfs importieren. Hinzu kommen starke Schwankungen des Wasserspiegels im Ruacana Stausee mit der Folge, dass in Dürreperioden die Stromproduktion des an den Stausee angeschlossenen Wasserkraftwerks stark abnimmt.

Das Flächenland bezieht Strom aus den Nachbarländern und hier vor allem aus Südafrika. In der Region stagniert allerdings der Ausbau neuer Strom-Kapazitäten. Der Handlungsdruck der namibischen Regierung ist auch deswegen so groß, weil die Elektrifizierungsrate bei 2,6 Millionen Einwohnern bei rund 55 Prozent liegt.

Liberalisierung des Strommarktes

Um der Stromerzeugung neuen Schwung zu verleihen, hat die namibische Regierung eine stufenweise Liberalisierung des Strommarktes eingeleitet. Im September 2019 hat sie das sogenannte Single Buyer Model, bei dem die Endabnahme des erzeugten Stroms nur durch den staatlichen Monopolisten NamPower möglich war, modifiziert und die Rolle unabhängiger Stromerzeuger (Independent Power Producer, IPP) gestärkt.

Im neuen Modell, dem Modified Single Buyer Model, ist es IPPs bei Erhalt einer Lizenz erlaubt, als sogenannter „eligible seller“ (berechtigter Verkäufer) im Rahmen eines Abnahmevertrags (Purchasing Power Agreement, PPA) den Strom an Endkunden zu liefern. Diese müssen an das Netz nationalen Versorgers NamPower, regionale Stromunternehmen (Regional Electricity Distributors, RED), Stadtwerke und andere Verteiler angeschlossen sein. Neben dem gewerblichen Sektor können auch Städte als Endkunden auftreten. Auch der Stromexport ist im Rahmen von unabhängigen Betreibermodellen möglich.

In den Regelungen ist die Stromlieferungen von IPP an Privathaushalte nicht vorgesehen. Am 15. Mai 2017 sind aber Regeln für das Net-Metering in Kraft getreten. In diesen erhalten Haushalten mit Solaranlagen von bis zu 500 Kilowatt (kW) für ihren ins Netz eingespeisten überschüssigen Strom Stromtarifgutschriften oder Rabatte. Bei Anlagen von über 500 kW muss der Anlagenbesitzer einen gesonderten Abnehmerpreis aushandeln.

Für die unabhängige Stromproduktion gibt es aber auch eine wichtige Einschränkung: Bei den Stromkunden im Inland darf die Abnahmemenge bei einer direkten Lieferung 30 Prozent des Eigenverbrauchs nicht überschreiten. Für den Export gelten keine Beschränkungen. Für 2026 ist geplant, die 30-Prozent-Begrenzung Eigenverbrauch aufzuheben. Eine höhere Quote ist bei Genehmigung vonseiten der namibischen Regulierungsbehörde Electricity Control Board (ECB) möglich.

Ehrgeizige Ausbauziele

Der Energieplan von 2016 (National Integrated Rescource Plan, NIRP) umfasst bis 2035 neue Fotovoltatikanlagen (PV) von 220 MW. Bei der Windkraft und Biomasse sind es jeweils 149 MW und 80 MW. Insgesamt sind 300 Megawatt für solarthermische Großanlagen eingeplant. Hinzu kommt der Bau der Baynes Talsperre (300 MW). Der Zubau bei den thermischen Anlagen liegt bei 562 MW. Parallel dazu ist der Rückbau von Anlagen auf Basis fossiler Brennstoffe in Höhe von 584,3 MW geplant. Für die Stromerzeugung auf Basis von Erdgas wird immer wieder die Nutzung des namibischen Kudo-Offshore-Feldes genannt. Demgegenüber gibt es Stimmen, dass die Vorkommen des Feldes zu klein für eine wirtschaftliche Nutzung seien. 

Bei den erneuerbaren Energien nehmen die solarthermischen Großanlagen (Concentrated Solar Power, CSP) eine wichtige Rolle in der Planung des Versorgers NamPower von 2019 bis 2025 ein. Aufgrund hoher Stromgestehungskosten gibt es allerdings mittlerweile Zweifel, dass die Errichtung von CSP-Anlagen tatsächlich umgesetzt werden. Größtenteils hat der staatliche Versorger seine Pläne für PV-Flächenanlagen umgesetzt. Die Fotovoltaik dürfte vor allem aufgrund von Investitionen von Privaten für Private kräftig zulegen.

Ausbauziele erneuerbare Energien - NamPower 2019 bis 2025

Technologie

in MW

Windkraft

220

Fotovoltaik

149

Biomasse

80

Concentrated Solar Power (CSP)

250

1) Investitionen von Privaten an Private sind hier nicht angeführt. Quelle: Ministry of Mines & Energy, Government of Namibia 2019

Förderung der Elektrifizierung abgelegener Gebiete

Um die fehlende Stromversorgung auf dem Land zu mindern, hat die namibische Regierung zwei Programme aufgelegt. Zum einen 2010 den Regional Electricity Distriubution Master Plan (REDMP), der die Erweiterung des nationalen Netzes vorsieht. Zum anderen gibt es den Off-Grid Energisation Master Plan (OGEMP) aus dem Jahr 2007. Dieser beinhaltet die Errichtung von Minigrids zur Versorgung kaum über das nationale Netz erreichbarer Abnehmer. Die Minigrids greifen zumeist auf eine hybride Stromversorgung zurück und beinhalten in der Regel eine starke solare Komponente. Trotz der Bemühungen verfügen offiziellen Angaben zufolge 2019 gerade mal 35 Prozent der ländlichen Haushalte über einen Stromanschluss.

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