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Branchen I Marokko I Wasserversorgung & Abwasseraufbereitung

Projekte im Wassersektor kommen voran

Der Wassersektor steht bei der marokkanischen Regierung weiterhin oben auf der Prioritätenliste. Die Trinkwasserversorgung auf dem Land bleibt im Fokus.

Von Michael Sauermost | Casablanca

Das marokkanische Office National de l´Électricité et de l´Eau potable (ONEE) und die Europäische Investitionsbank (EIB) haben im Sommer 2021 eine Vereinbarung im Wert von rund 37,5 Millionen Euro getroffen. Damit soll landesweit die Trinkwasserversorgung des Königreichs verbessert werden. Vor allem die Versorgungslage in den ländlichen Regionen steht dabei im Fokus. Der vor dem Hintergrund des Klimawandels zunehmenden Wasserknappheit soll gegengesteuert werden.

Unterstützung kommt aus Europa

Im Jahr 2020 investierte die EIB rund 617 Millionen Euro in die Wasserinfrastruktur Marokkos. Dies war eine deutliche Steigerung gegenüber 2019, als von Seiten des Kreditinstituts 401,5 Millionen Euro in den Sektor flossen. Die Herausforderungen für Marokkos Wassersektor nehmen nicht ab. Trotz zahlreicher Verbesserungen, die das Königreich an der öffentlichen Trinkwasserinfrastruktur vorgenommen hat, setzt das World Resource Institute Marokko noch immer auf Platz 22 der Länder, die von einem hohen Grundwasserstress bedroht sind.

Spektakuläre Entsalzungsanlagen stehen auf dem Programm

Um die Wasserknappheit weiter zu reduzieren, setzt das Königreich zukünftig auch verstärkt auf Meerwasserentsalzung. Dadurch könnten die üblicherweise karg gefüllten Wasserreservoirs entlastet werden. In Casablanca soll die größte Aufbereitungsanlage Afrikas mit einer jährlichen Kapazität von rund 300 Millionen Kubikmeter Wasser entstehen. Dafür werden rund 1,05 Milliarden US-Dollar (US$) veranschlagt.

Die Meerwasserentsalzungsanlage in Casablanca könnte den Planungen zufolge im Jahr 2027 betriebsbereit sein und stellt im Rahmen des Wasserplans 2020 bis 2050 ein Vorzeigeprojekt dar. In Chtouka Ait Baha, in der Region Souss-Massa sowie in Al Hoceima sind Anlagen schon in Betrieb. Bereits weit fortgeschritten ist der Bau einer weiteren Entsalzungsanlage in Douira, 40 Kilometer von Agadir entfernt. Diese soll eine Aufbereitungskapazität von mehr als 100 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr haben.

Ebenfalls in der Entstehungsphase befindet sich die Entsalzungsanlage in Laayoune. Diese soll noch vor Jahresende 2021 den Betrieb aufnehmen. ONEE hatte die Frist für die Fertigstellung zwischenzeitlich verlängert. Die Anlage soll die Bevölkerung von Laayoune täglich mit 26.000 Kubikmeter Trinkwasser versorgen. Bis 2035 sollen laut ONEE auch die Stadt El Marsa sowie die Zentren Foum El Oued und Tarouma vom Trinkwasser aus der Entsalzungsanlage profitieren.

Neben der Meerwasserentsalzung setzt Marokko auch auf die Wiederverwendung von Abwasser, um vor allem den Wasserbedarf in der Landwirtschaft zu decken. Mehrere Projekte sind in der Entstehungsphase. Viele von ihnen sind Teil des nationalen Programms zur Trinkwasserversorgung und Bewässerung 2020-2027 (Plan National de l´Eau) , in das die Regierung bis zu 12 Milliarden US$ investieren will. In Ouarzazate ist eine Trinkwasseranlage mit einem 500 Kubikmeter umfassenden Speicherbecken geplant. Dafür sind mehr als 22 Millionen US$ veranschlagt.

Auch Kläranlagen werden gebaut

Das britische Unternehmen Biwater baut seine Aktivitäten in Marokkos Wasserwirtschaft weiter aus. Im Sommer 2021 konnte es zwei Turnkeyprojekte an Land ziehen. So erhielt Biwater den Zuschlag für die Abwasseraufbereitungsanlage in Moulay Bousselham, einer Stadt in der Provinz Kenitra. Dies bestätigte die Régie Autonome Intercommunale de Distribution d´Eau, d´Électricité de Kenitra.

Außerdem erhielt Biwater den Auftrag für die schlüsselfertige Planung und den Bau einer Kläranlage für das Industriegebiet Bouznika. Den Zuschlag erteilte die Agence Millennium Challenge Account (MCA Morocco). Die Erdarbeiten für das Projekt laufen bereits. Das Vorhaben ist Teil der Pläne des Industrieministeriums, das Gewerbegebiet in Bouznika weiter zu entwickeln. Biwater ist bereits am Bau einer neuen Kläranlage in der Küstenstadt Tarfaya in Südmarokko beteiligt.

Im Jahr 2020 wurden in Marokko sieben neue Kläranlagen gebaut. Diese sollen insbesondere in abgelegenen Gebieten Zugang zu sauberem Trinkwasser sicherstellen. Laut ONEE belief sich der Trinkwasserzugang in ländlichen Gebieten zum Jahresende 2020 auf mehr als 95 Prozent.

Projekte verbessern Trinkwasserversorgung im ländlichen Raum

Zwei Trinkwasserversorgungsprojekte zielen auf den Anschluss der ländlichen Gemeinden Mzoudia und Guemassa an die regionale Wasserversorgung ab. Guemassa wird durch eine 11 Kilometer lange Leitung verbunden, während die Verbindung im Fall von Mzoudia 24 Kilometer beträgt. Das Projekt soll auch die Versorgung anliegender Dörfer sicherstellen. Die beiden Vorhaben werden von der KFW Entwicklungsbank mit über 1,2 Millionen US$ gefördert.

Im Oktober 2020 unterzeichnete die Kfw mit der ONEE eine Vereinbarung bezüglich der Trinkwasserversorgung auf dem Land. Konkret geht es dabei um die Errichtung von Transportleitungen mit Pumpstationen, Trinkwasserspeichern, Wasserverteilungssystemen und Hausanschlüssen. Hierfür wurden Zusagen für Darlehen in Höhe von 30 Millionen Euro gegeben.

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