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Branchen | Italien | Tourismus

Rund 7 Milliarden Euro für nachhaltigen Tourismus

Der Inlandstourismus rettet Italien den Sommer 2021. Die europäischen Hilfsgelder sollen den Sektor dauerhaft zukunftsfähig machen.   

Von Oliver Döhne | Mailand

Nach einem schweren Einbruch bei den Besucherzahlen 2020 blickt Italien zumindest auf einen erfolgreichen Sommer 2021 zurück. Mit insgesamt rund 23 Millionen Personen kamen im Juli und August laut Branchenverband CNA Turismo e Commercio etwa 5 Millionen einheimische Besucher mehr an die Strände Apuliens, Sardiniens und anderer Strandgebiete als 2020 und 4 Millionen mehr als 2019.

Strohfeuer durch Sommerboom

Den Verantwortlichen ist jedoch klar, dass dies nur eine Momentaufnahme und in erster Linie den noch immer beschränkten Reisemöglichkeiten der Italiener ins Ausland geschuldet ist. Die Zahl internationaler Besucher lag im Juli und August unter den Vorjahren. Besonders außereuropäische Besucher blieben oft aus. US-Amerikaner, ebenfalls eine wichtige Zielgruppe, gaben 2020 rund 87 Prozent weniger in Italien aus, Asiaten rund 81 Prozent weniger. Auch der Geschäftstourismus läuft mit Kongressen und Messen, die nur unter strengen Auflagen wieder stattfinden, erst gebremst wieder an.

Internationale Besucher und ihre Ausgaben in Italien

Indikator

2019

2020

Veränderung 2020/2019 (in %)

Internationale Besucher (in Mio.)

96,2

38,9

-59,5

  aus Deutschland (in Mio.)

16,2

5,7

-65,0

Ausgaben int. Besucher (in Mrd. Euro)

44,3

17,3

-60,9

  deutscher Besucher

7,6

3,6

-51,8

  für Urlaub/Privatreisen

38,5

14,5

-62,5

  für Geschäftsreisen

5,8

2,9

-50,3

Quelle: Italienische Zentralbank

Umfassendes Update für den Sektor

Daher hat die Regierung den Bereich Tourismus und Kultur im Aufbauplan zur Verwendung der Sondergelder des Resilienz- und Aufbaufonds der Europäischen Union (EU) mit rund 6,7 Milliarden Euro großzügig bedacht. Rund 1,8 Milliarden Euro fließen in Sonderfonds zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im Tourismus. Über Steuergutschriften, Kreditgarantien und zinsgünstige Kredite verbessern sich für diese deutlich die Finanzierungsmöglichkeiten für Investitionen in die Modernisierung und eine höhere Energieeffizienz der Gebäude, in Erdbebensicherheit, Digitalisierungsmaßnahmen und nachhaltige Mobilität.

Sondermittel gehen an den Wintertourismus in den Bergen und an die Sparte Geschäftsreisen. Eine Milliarde Euro ist dafür vorgesehen, landesweit kleinere historische Altstädte (borghi) instand zu setzen und sinnvoll in den Tourismus zu integrieren. Für Reiseleiter und Fremdenführer sind einheitliche Qualitätsstandards geplant.

Tourismus 4.0

Ein sogenannter digital tourism hub soll unter der Webadresse www.italia.it ein integriertes Ökosystem für Reiseveranstalter, institutionelle Stakeholder und Unternehmen schaffen und den Besuchern die Reiseplanung erleichtern, unter anderem über eine einfachere digitale Buchung, Bezahlung und Organisation. Kulturelle Sehenswürdigkeiten sollen besser erschlossen, vermarktet und erklärt werden.

Ein Startpunkt wird die Initiative Caput Mundi sein, die ausgehend von Strukturverbesserungen in der Hauptstadt Rom Touristen über Storytelling auch in andere, noch weniger bekannte Regionen führen soll. Aufhänger für eine durchdachte neue Tourismusstrategie sollen zudem Großevents wie der Ryder Cup 2022, das Heilige Jahr (Giubileo) 2025 und die Olympischen Winterspiele 2026 sein. Immer wieder erwähnt wird in Italiens Innovationsplan die Notwendigkeit architektonischer Eingriffe, um Zugang und touristische Nutzung des kulturellen Erbes zu optimieren. 

Der Tourismus ist ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor Italiens, der in der engen Definition circa 6 Prozent, in der weiteren Definition jedoch bis zu 13 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beisteuert. Deutsche sind dabei traditionell eine der größten Besuchergruppen. Im Jahr 2019 waren es über 16 Millionen Menschen, die aus Deutschland über die Alpen, vorzugsweise nach Venetien, Rom, Kampanien, Sizilien, Sardinien und in die Toskana reisten.

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