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Branchen | Spanien | Elektromobilität

Smarte Mobilität verbreitet sich landesweit

Intelligente Verkehrskonzepte erhalten Auftrieb durch EU-Hilfen. Ein Projekt der Provinz Badajoz zeigt Möglichkeiten für Elektromobilität im ländlichen Raum auf.

Von Oliver Idem | Madrid

Neue Verkehrskonzepte erhalten in Spanien Impulse durch Förderungen, neue Regeln und den Bedarf der Kunden. Die politischen Ziele - Dekarbonisierung der städtischen Mobilität, nachhaltiger öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV), digitale Steuerung von Verkehr und Mobilität, Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge und Impulse für das Radfahren - sollen in Gesetzesform festgeschrieben werden.

In die Umgestaltung des Verkehrs sollen rund 6,5 Milliarden Euro aus dem spanischen Aufbau- und Resilienzplan fließen. Der Fokus liegt auf nachhaltiger, sicherer und vernetzter Mobilität in städtischen Gebieten. Niedrigemissionszonen in Städten mit mindestens 50.000 Einwohnern bei gleichzeitigen Anreizen durch einen moderneren ÖPNV sollen dazu beitragen.

Zur besseren Vernetzung von Verwaltungen untereinander soll ein nationales System für nachhaltige Mobilität (Sistema Nacional de Movilidad Sostenible) geschaffen werden. Aufgrund von sehr unterschiedlichen Fortschritten auf lokaler Ebene ist eine enge Kooperation wichtig.

Im Rahmen des Aufbau- und Resilienzplans beantragten bereits 188 Gemeinden bis Ende September 2021 Fördermittel für die Dekarbonisierung. Gemeinsam summieren sich die Anträge auf circa 1,5 Milliarden Euro. Die Mittel fließen in die Einrichtung von Niedrigemissionszonen sowie die digitale und nachhaltige Umstellung der städtischen Verkehrssysteme.

Um Kunden von neuen Konzepten zu überzeugen, spielen Komfort und Preis eine wichtige Rolle. Mobilität als Dienstleistung kann eine Alternative zum eigenen Pkw sein, wenn eine schnelle Verfügbarkeit gesichert ist. Konkrete Beispiele können neugierig auf die Möglichkeiten machen. Wird weniger Parkraum benötigt, sind auf den frei werdenden Flächen neue Nutzungsformen möglich.

Bei der Modernisierung des Verkehrssektors ergänzen sich öffentliche und private Akteure gegenseitig. So erfolgt die Datengewinnung und Analyse durch Unternehmen und die Umsetzung der Maßnahmen durch die Städte. Aktuelle und frühere Verkehrs- und Nachfragedaten bilden die Grundlage für neue Gestaltungen.

In dem von der Europäischen Union (EU) kofinanzierten Netzwerk EIT für städtische Mobilität arbeiten Gemeinden, Unternehmen und Forschungseinrichtungen zusammen. Das Ziel ist die Empfehlung geeigneter Technologien, ohne auf bestimmte Marken festgelegt zu sein. Aus Spanien wirken mehrere Städte aus Katalonien an dem Netzwerk mit.

Zumeist sind es größere Städte, die bereits neue Konzepte umsetzen. Viele Lösungen für die künftige Mobilität lassen sich jedoch skalieren und könnten an andere Orte angepasst werden.

Eine Erkenntnis aus den Fachforen der Messe S-Moving in Málaga im September 2021 war, dass Neuerungen langfristig implementiert werden sollten. Die Effekte von Modellprojekten oder geförderten Maßnahmen sollten nicht ungenutzt verpuffen.

Badajoz holt Elektromobilität aufs Land

Dass Elektromobilität auch ein Konzept für den ländlichen Raum sein kann, beweist Spaniens flächenmäßig größte Provinz Badajoz. Die Gebietskörperschaft von der Größe Hessens hat sich zu einem Vorreiter entwickelt. Im Rahmen des Programms Movem (Plan de Movilidad de Vehículos Eléctricos en Municipios) flossen 6 Millionen Euro in den Kauf von 200 Fahrzeugen. 

Zudem entstand ein Netz von öffentlichen Ladestationen für 1 Million Euro. Dieses besteht aus neun Ladepunkten mit 50 Kilowatt und 23 weiteren mit 22 Kilowatt Ladeleistung. Im Mittelpunkt steht ein unkomplizierter Zugang. Um den Bedürfnissen der Nutzer entgegenzukommen, genießen die Wartung und Ansprechbarkeit bei Problemen Priorität. Eine zeitweise kostenlose Nutzung bot einen zusätzlichen Anreiz, die Infrastruktur zu nutzen.

Einzelne Gemeinden im stark ländlich geprägten Spanien stehen häufig vor Problemen, wenn sie neue Ideen umsetzen wollen. Ein gesamtstaatlicher Rechtsrahmen fehlt. Vorhandene Regeln sind meist auf den Autoverkehr ausgerichtet.

Die einzelne Gemeinde hat oft wenig Einfluss und geringe Ressourcen. Damit geht ein Mangel an Personal und Expertise einher, um an Mittel aus geförderten Projekten zu kommen. Auch fällt ein Überblick über den Stand der Technik schwer. Manchmal existieren geeignete Lösungen auf dem Markt, die aber schlichtweg nicht bekannt sind.

Neue Ansätze für Busse und Bahnen

Für Bus und Bahn existieren ebenfalls Ansatzpunkte für technische Unterstützung. So können mit entsprechenden Anwendungen der Informationstechnologie Haltestellen von Buslinien optimal über die Fahrtstrecke verteilt werden.

Durch die Erfassung der Auslastung von Bussen ist es möglich, den Takt anzupassen. So kann bei einer Überfüllung gegengesteuert werden, aber auch bei einer geringen Nachfrage.

Die Verkehrsbetriebe in Madrid setzen auf ein einfach nutzbares Zahlungssystem. Das Scannen von Tickets und Zeitkarten sowie die Bezahlung mit physischen und virtuellen Debit- und Kreditkarten ist an einem Gerät möglich.

Eine wichtige Rolle spielen auch Echtzeitinformationen für Fahrgäste. Treten Probleme auf, sollen diese verstärkt online gelöst werden. Damit werden weniger Besuche in den Kundenzentren erforderlich.

Die Stadt Zaragoza will die Kundenkarte der Fahrgäste zu einem zentralen Instrument machen. Vorteil ist, dass die Karte immer mitgeführt wird und einfach zu nutzen ist. Dies ermöglicht weitere Angebote. So könnte sie auch für Sport- und Kulturereignisse nutzbar gemacht werden.

Jüngere nutzen gerne E-Scooter

Vor allem junge Kunden schätzen die individuelle Mobilität durch elektrische Kleinfahrzeuge wie Tretroller. Dass die Kleinfahrzeuge zumeist in den Zentren größerer Städte genutzt werden, bringt einige Schwierigkeiten mit sich. Dazu gehören Unfälle durch betrunkene Fahrer an den Wochenenden und ein wildes Abstellen an ungeeigneten Orten.

Die Anbieter setzen diesen Problemen technische Lösungen entgegen. Über Sensoren sind die Standorte der Fahrzeuge nachvollziehbar. Zudem kann die Geschwindigkeit gedrosselt und ein Start durch Betrunkene verhindert werden. Bei Festivals oder anderen Veranstaltungen ist eine zeitweise lokale Sperrung möglich.

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