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Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

Zahlreiche Infrastrukturprojekte der Regierung sollen noch vor den Wahlen im Jahr 2024 fertiggestellt werden, darunter Zugstrecken in Mexiko-Stadt, und der Tren Maya.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Der Tiefbau wächst derzeit stark, da wichtige Großprojekte der Regierung vor der Präsidentschaftswahl im Juni 2024 fertiggestellt werden sollen. Dazu zählen in erster Linie die beiden Megaprojekte Raffinierie Olmeca/Dos Bocas und die Zugstrecke Tren Maya. Beide Projekte überschreiten die ursprünglich vorgesehenen Kosten erheblich: Waren für die Raffinerie ursprünglich rund 8 Milliarden US-Dollar (US$) veranschlagt, werde sich das tatsächliche Investitionsvolumen auf 16,9 Milliarden US$ belaufen, gab Finanzminister Rogelio Ramírez de la O im September 2023 bekannt. Die Kosten für den Maya-Zug werden mit 28,5 Milliarden US$ fast viermal so hoch sein wie ursprünglich anvisiert.

Budget für Tren Maya wird aufgestockt

Da die neue Raffinerie Olmeca/Dos Bocas weitgehend fertiggestellt ist und in den kommenden Monaten die Produktion hochfahren wird, hat die Regierung das Budget für den staatlichen Erdölkonzern Pemex in 2024 um rund ein Drittel gegenüber dem Vorjahr gekürzt, auf insgesamt 24,6 Milliarden US$. Welcher Anteil davon auf die Raffinerie entfällt, wurde nicht bekanntgegeben. Sie soll Mexiko zukünftig zum Selbstversorger bei Treibstoffen machen. 

Die Zugstrecke Tren Maya erhält hingegen 16 Prozent mehr Mittel als 2023, so der Haushaltsplan PPEM 2024 (Proyecto de Presupuesto de Egresos de la Federación) der Regierung. Die Zugverbindung in der Halbinsel Yucatán ist ein Vorzeigeprojekt von Präsident Andrés Manuel López Obrador und soll auf jeden Fall vor der Wahl im kommenden Jahr den Betrieb aufnehmen. Die Zuständigkeit für das Projekt übertrug López Obrador im September 2023 von der Tourismusbehörde Fonatur auf das Verteidigungsministerium Sedena. Neben Passagieren soll der Zug auch Fracht des Erdölkonzerns Pemex transportieren. Umweltschützer kritisieren das Projekt. So wurden nach Schätzung der Gruppe Selvame del Tren allein für den Abschnitt 5 der Strecke zwischen Cancún und Tulum rund 8,7 Millionen Bäume gefällt und die empfindlichen Karsthöhlen der Region ("cenotes") in Mitleidenschaft gezogen.

Geplante Ausgaben der Regierung 2024 für prioritäre Infrastrukturprojekte (in Millionen US$)
Projekt

Ausgaben 2024

Zugstrecke Tren Maya

6.838

Projekte der Nationalen Wasserkomission CONAGUA

2.249

Prioritäre Projekte des Transport- und Kommunikationsministeriums SICT

2.002

Entwicklung des Zug- und Logistikkorredors Istmo de Tehuantepec

1.200

Fertigstellung der Zugverbindung Mexiko-Stadt - Toluca

228

Zugverbindung Mexiko-Stadt (Lechería) - Flughafen AIFA

114

Kulturelles Zentrum Los Pinos (Bosque de Chapultepec)

57

Quelle: Proyecto de Presupuesto de Egresos de la Federación de 2024

Zwei neue Bahnverbindungen in der Hauptstadt

Die für 2024 geplanten Investitionen in den Frachtkorridor Istmo de Tehuantepec sind mit 1,2 Milliarden US$ etwa dreimal so hoch wie im Vorjahr. Damit wird das Projekt, das bislang kaum vorangeschritten ist, stärker in den Fokus gerückt. Es sieht die Instandsetzung von über 1.000 Kilometern an alten Zugstrecken im Süden Mexikos vor, die seit der Privatisierung des Zugnetzes in den 1990er Jahren kaum noch genutzt werden. Konkret besteht das Projekt aus einer Bahnverbindung zwischen den Häfen Coatzacoalcos am Golf von Mexiko und Salina Cruz an der Pazifikküste (Linie Z), die für den Gütertransport eine Alternative zum Panamakanal bieten soll. Die zweite Zugstrecke verläuft von Coatzacoalcos nach Palenque (Bundesstaat Chiapas, Linie FA) und verbindet den "Istmo" mit dem Tren Maya und der Raffinerie Olmeca/Dos Bocas. Eine dritte Strecke (Linie K) soll von Ixtepec im Bundesstaat Oaxaca nach Ciudad Hidalgo in Chiapas gehen, also direkt bis zur Grenze mit Guatemala. Damit soll Mexikos Zugnetz zukünftig mit Zentralamerika verbunden sein.

Am neuen Regionalzug (El Insurgente) zwischen Mexiko-Stadt und der Nachbarstadt Toluca laufen die Arbeiten derzeit auf Hochtouren, nachdem das Projekt mehrere Jahre brach lag. Ein Teilabschnitt in Toluca wurde bereits im September 2023 in Betrieb genommen. Das Budget zur Fertigstellung des Zuges wurde im Vergleich zu 2023 auf 228 Millionen US$ verdreifacht. Die gesamte Strecke von Toluca nach Mexiko-Stadt (Haltestelle Observatorio) soll ab April 2024 laufen und 39 Minuten pro Fahrt in Anspruch nehmen.

Der Haushalt 2024 berücksichtigt auch die Bahnverbindung zum neuen Flughafen in Mexiko-Stadt (Aeropuerto Internacional Felipe Ángeles, AIFA). Der Flughafen wurde im März 2022 eingeweiht, als zweiter Flughafen der Hauptstadt. Er wird jedoch bislang kaum genutzt, auch wegen seiner schweren Erreichbarkeit. Dies soll sich durch die neue Bahnverbindung ändern, die bereits 2024 Passagiere vom Stadtzentrum zu diesem Flughafen befördern soll.

Ausbau des Schienenverkehrs Richtung USA

Auch private Transportunternehmen investieren in ihre Infrastruktur: Der Zugbetreiber Ferromex kündigte im August 2023 Investitionen in Höhe von umgerechnet 174 Millionen US$ an, nachdem die Regierung die Konzessionen des Unternehmens für Zugstrecken von 2048 bis zum Jahr 2056 verlängert hat. Ferromex musste im September 2023 mehrere Verbindungen in Richtung der USA vorübergehend stoppen, aufgrund einer hohen Anzahl von Flüchtlingen auf den Güterwagons.

Auch Canadian Pacific Kansas City (CPKC), das zweite in Mexiko aktive Zugunternehmen, weitet seine Infrastruktur im Land aus: Für 120 Millionen US$ errichtet CPKC am Grenzübergang in Nuevo Laredo (Tamaulipas) eine Brücke für den Zugverkehr in die USA. Die Verbindung von San Luis Potosí im Zentrum Mexikos bis nach Chicago ("Mexico Midwest Express") schafft das Unternehmen in vier Tagen. Durch die neue Brücke soll der Grenzübertritt beschleunigt werden. Weitere Informationen zum Logistiksektor in Mexiko bietet der GTAI-Bericht "Nachfrage nach Logistikdienstleistungen wächst rasant".

Produktionswert im mexikanischen Tiefbau (in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent)
 

2021 1)

2022 1)

Veränderung 2022/21 (nominal) 2)

Produktionswert im Tiefbau insgesamt, davon

9.260

10.517

12,8

 Transport

5.024

4.491

-11,2

 Erdöl, Petrochemie

2.078

3.403

62,6

 Stromversorgung, Telekommunikation

432

387

-10,9

 Wasser/Abwasser

526

714

34,7

 Andere

1.200

1.522

25,9

1 Berechnet mit durchschnittlichen Wechselkursen von 2021 (1 US$ = 20,27 mex$) und 2022 (1 US$ = 20,13 mex$); 2 Veränderung in Landeswährung.Quelle: INEGI (Encuesta Nacional de Empresas Constructoras, ENEC) 2023

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