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Transport von Containern nimmt Fahrt auf

Die polnischen Ostseehäfen erhöhen den Containerumschlag und erweitern ihre Kapazitäten. Wasserstraßen und Schienen werden zu wichtigen Transportwegen für den Intermodalverkehr.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Im Hafen von Świnoujście (Swinemünde) soll ein neues Containerterminal entstehen. Auf eine entsprechende Ausschreibung bewarb sich nur ein Unternehmen: die britische Gesellschaft Baltic Gateway. Die Baukosten veranschlagt die Hafenverwaltung auf etwa 657 Millionen Euro. Der Finanzminister will als Beitrag zu den Kosten Schuldverschreibungen in Höhe von 219 Millionen Euro ausgeben. Die Verladekapazität des Terminals soll rund 2 Millionen Standardcontainer (Twenty-foot Equivalent Unit; TEU) jährlich erreichen.

Bislang werden bei der Hafengruppe Szczecin-Świnoujście (Stettin-Swinemünde) nur wenige Container verladen. Es dominieren die Massengüter Erze, Kohle und Getreide. Nicht nur polnische Unternehmen sollen die künftigen Kapazitäten nutzen, sondern auch Firmen aus Skandinavien. Infolge des Ausbaus von Straßen- und Schienenverbindungen werden die Häfen zudem auch aus Polens südlich gelegenen Nachbarländern immer besser erreichbar. Über die vertiefte Wasserstraße der Oder könnten die Container auch nach Deutschland gelangen. 

Kapazitäten erreichen 9 Millionen TEU

Die Hafenverwaltung von Gdynia (Gdingen) führt derzeit mit mehreren potenziellen Partnern einen technischen Dialog zum Bau eines Containerhubs mit einer Kapazität von 2,5 Millionen TEU für rund 767 Millionen Euro, der 2028 seine Arbeit aufnehmen soll. Der gegen Ende 2021 auszuwählende Partner soll das Terminal bauen und anschließend im Rahmen einer Öffentlich-Privaten Partnerschaft (ÖPP) 30 Jahre lang betreiben. Wie die Tageszeitung Puls Biznesu berichtet, sind dafür vier Konsortien im Rennen:

  • Meridiam Eastern Europe Investments 4 SAS und Gdynia Terminal Holding SAS,
  • Hutchison Ports Poland
  • Port of Felixstowe Ltd.,
  • International Container Terminals Services Inc. und Mota-Engil Central Europe PPP Road.

Auch der Hafen von Gdańsk (Danzig) will seine Containerkapazitäten von derzeit 3 Millionen TEU auf 4,5 Millionen TEU aufstocken. Die geschätzten Kosten dort belaufen sich auf 219 Millionen Euro.

Dank all dieser Vorhaben könnte die Containerkapazität der polnischen Häfen innerhalb von einigen Jahren auf 9 Millionen TEU steigen. Noch deuten die Statistiken nicht auf eine Auslastung der Kapazitäten hin. Der gesamte Containerumschlag in den polnischen Seehäfen war 2020 rückläufig und erholte sich Anfang 2021 nur wenig.

Güterumschlag steigt wieder

Der Güterumschlag in den Seehäfen ging im Gesamtjahr 2020 laut dem Statistischen Hauptamt GUS um insgesamt 5,7 Prozent zurück, insbesondere bei Kohle und Koks sowie Erdöl und Produkten daraus. Die Konjunkturschwäche und unterbrochene Lieferketten in Folge der Coronakrise wirkten sich hier aus. Im 1. Quartal 2021 trat jedoch eine Erholung ein. Der Güterumschlag wuchs gegenüber dem 1. Quartal 2020 um 11,1 Prozent auf insgesamt 24,6 Millionen Tonnen. An Erdöl und -produkten wurden 5,9 Millionen Tonnen verladen (+38 Prozent). Der Containerumschlag erhöhte sich allerdings nur geringfügig um 2,8 Prozent auf 5,9 Millionen Tonnen.

Güterumschlag in polnischen Seehäfen (in 1.000 Tonnen, Veränderung in Prozent) *)

 2019

  2020

Veränderung

Massengüter, trocken

29.708

30.388

2,3

   davon Kohle, Koks

12.758

10.014

-21,5

Massengüter, flüssig

26.844

22.461

-16,3

   davon Erdöl und Erdölprodukte

22.108

17.307

-21,7

Container

23.085

21.656

-6,2

Ro-Ro Cargo (roll on, roll off)

8.926

8.747

-2,0

Sonstige Ladungen

5.301

5.237

-1,2

Insgesamt

93.864

88.488

-5,7

*) Ungenauigkeiten durch Rundung; ohne Schiffe mit einer Bruttoraumzahl (Gross Tonnage) von unter 100Quelle: Statistisches Hauptamt GUS, 2021

Güterumschlag der drei größten Seehäfen Polens (in Millionen Tonnen, Veränderung in Prozent) *)

2019

2020

Veränderung

Gdańsk

52,2

48,0

-8,0

Gdynia

24,0

24,7

+2,9

Szczecin-Świnoujście

32,3

31,2

-3,4

*) einschließlich kleinere SchiffeQuelle: Angaben der jeweiligen Hafenbetreiber

Intermodalverkehr nimmt zu

Um dem Containerumschlag Auftrieb geben zu können, muss Polen die Bedingungen für den An- und Abtransport verbessern. Der umweltfreundlichere Verkehr auf der Schiene und über Wasserstraßen soll gefördert werden. Die Bahnanbindungen der Seehäfen werden daher ausgebaut. Die anstehenden Investitionen in die Bahninfrastruktur belaufen sich bei der Hafengruppe Szczecin-Świnoujście auf 329 Millionen Euro und beim Hafen von Gdynia auf 394 Millionen Euro. Der bislang größte Verladeort von Containern auf die Schiene in Polen ist der Deepwater Container Terminal (DCT) in Gdańsk. Auf dem dortigen Verladebahnhof entstehen zusätzlich zu den bestehenden vier Bahngleisen noch drei weitere, alle mit einer Länge von je 750 Metern.

Diese Maßnahmen bescheren dem Intermodalverkehr weitere Impulse. Dieser entwickelt sich bereits jetzt in Polen dynamisch, jedoch von immer noch relativ niedrigem Ausgangsniveau. Laut dem Amt für Bahntransport (Urząd Transportu Kolejowego; UTK) erhöhte sich der Intermodalverkehr 2020 um fast 22 Prozent auf 4,3 Millionen Tonnen. Der Anteil des Intermodalsegments am gesamten Güterverkehr der Bahn betrug 15 Prozent.

Auch Binnenschiffe will Polen künftig als umweltfreundliche Gütertransportmittel stärker nutzen. Dafür müssen die bislang wenig befahrenen Flüsse des Landes entsprechend ausgebaut werden. Als Pilotprojekt wurden im April 2021 drei Container vom Hafen Gdańsk per Schiff über die Weichsel nach Chełmno (Kulm) verfrachtet, wo sie auf Lkw verladen wurden. Die Oder soll von Świnoujście bis nach Oberschlesien wieder schiffbar werden, weshalb bis 2023 noch vorhandene Engstellen beseitigt werden sollen. Es finden Arbeiten am Kanal von Gliwice (Gleiwitz) statt und weitere Schleusen werden modernisiert beziehungsweise geplant.   

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