In Südafrika sind sieben Hersteller von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen aktiv. Hinzu kommen große Cluster von Zulieferern und Produzenten von Bussen und Lastwagen.
Produktion noch nicht wieder auf Vor-Krisen-Niveau
Mit knapp einer halben Million produzierter Kfz war Südafrika im Jahr 2021 noch weit entfernt von den durchschnittlich über 600.000 Einheiten vor der Coronakrise. Das Land behauptete sich aber vor Marokko als wichtigster Automobilindustrie-Standort in Afrika. Südafrika bleibt damit zwar deutlich hinter großen europäischen oder asiatischen Ländern zurück. Das Engagement indischer und chinesischer Hersteller mit Montagewerken in den vergangenen Jahren zeigt jedoch die Bedeutung in der Region.
Im Jahresverlauf 2022 hat sich die Produktion bis einschließlich Oktober gegenüber 2021 um rund 7,9 Prozent erhöht. Übertragen auf das Gesamtjahr würde dies ein Volumen von etwa 540.000 Fahrzeugen bedeuten gegenüber einer Stückzahl von 632.000 im Jahr 2019. Impulse kamen dabei für die lokalen Hersteller vor allem auch vom Export, der im selben Zeitraum um 14,1 Prozent zunahm.
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Auch insgesamt basierte der Anstieg der Produktion in der jüngeren Vergangenheit vor allem auf dem Export. Denn neben der Produktion für den lokalen und regionalen Markt ist Südafrika heute mit einer Exportquote von rund 63 Prozent bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen stark in den internationalen Handel mit Automobilen integriert. Um wettbewerbsfähig zu sein, konzentrieren sich die Hersteller auf bestimmte Segmente. Mit der Fertigung weniger Modelle kommen sie so jeweils auf größere Stückzahlen. Die Gesamtzahl in Südafrika gebauter Plattformen hat sich von 42 im Jahr 1995 auf nur noch zehn im Jahr 2021 reduziert. Eine große Rolle spielen leichte Nutzfahrzeuge sowie ausgewählte Pkw-Reihen, die für den Weltmarkt gebaut werden.
Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in Südafrika (Investitionssumme in Millionen Euro)
Vorhaben | Investitionssumme | Projektstand | Anmerkungen |
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Tshwane Automotive Special Economic Zone | 184 | Bauarbeiten haben begonnen, erste Betriebe 2021 angesiedelt | Beteiligung von Ford; Lage neben Ford-Werk in Silverton |
Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos | k.A. | Ausschreibung | Initiative der Hersteller über Automotive Industry Transformation Fund (AITF) |
Isuzu Parts Distribution Centre, Germiston (Gauteng) | k.A. | im Bau | Inbetriebnahme für 2023 vorgesehen; Ziel der engeren Zusammenarbeit mit lokalen Zulieferern |
YFPO, neues Werk für Karosserieteile in Rosslyn | 34 | im Bau | YFPO ist JV zwischen Plastic Onmium (Frankreich) und Yanfeng (China), Zulieferer für BMW |
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest
Sieben Hersteller präsent
Der südafrikanische Verband der Automobilindustrie NAAMSA hat 41 Mitglieder, davon sind 21 Produzenten vor Ort und 20 Importeure. Neben den sieben in der nachfolgenden Tabelle aufgeführten Herstellern von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen fertigen auch etliche internationale Anbieter Lkw und Busse am Kap, darunter Daimler (Frightliner, Fuso), FAW, Iveco, MAN, Scania, Tata, Toyota (Hino) und Volvo. Durch Motorenproduktion vor Ort erzielen insbesondere Ford und Volkswagen für einige Modelle eine hohe Fertigungstiefe. Seit Herbst 2019 montiert der chinesische Hersteller BAIC in einem Joint-Venture (JV) mit der südafrikanischen Industrial Development Corporation (IDC) in der Coega Special Economic Zone bei Port Elizabeth das SUV-Modell X 25 aus Teilesätzen (completely knocked down, CKD).
Autohersteller in Südafrika (Pkw und leichte Nutzfahrzeuge)
Die meisten Unternehmen der Branche verteilen sich auf drei große Cluster: In der Region Gauteng um die Metropolen Johannesburg und Pretoria sind neben BMW und Nissan rund 200 Zulieferer ansässig. In KwaZulu-Natal (Durban) produziert vor allem Toyota. Hier haben auch etwa 80 Zulieferer ihren Standort. In der Provinz Eastern Cape sind circa 150 Zulieferer um die großen Hersteller Daimler in East London sowie Volkswagen und Isuzu in Port Elizabeth (seit Februar 2021 offiziell: Gqeberha) aktiv. Aktuell 137 Zulieferer sind im Branchenverband NAACAM (National Association of Automotive Component and Allied Manufacturers) organisiert, davon circa 80 Prozent First-Tier-Lieferanten. Zu den Mitgliedern zählen große internationale Unternehmen wie Continental, Bosch, Faurecia, Plastic Omnium oder Goodyear, aber auch deutsche Spezialisten wie Ate, Aunde, Benteler, Eberspächer, Knorr-Bremse, Mahle, Schaeffler oder ZF.
Deutschland ist wichtigster Handelspartner
Die südafrikanische Automobilindustrie ist eng in internationale Lieferketten integriert. Das zeigt sich nicht nur in der umfangreichen Ein- und Ausfuhr von Fahrzeugen, sondern auch im Handel mit Kfz-Teilen. Wie bei der Betrachtung der gesamten Branche war Deutschland hier 2021 mit einem Importwert von etwa 1 Milliarde Euro der größte Abnehmer vor der Tschechischen Republik, den USA, dem Vereinigten Königreich, Thailand und Namibia. Über die Hälfte der Teile- und Komponentenexporte (50,4 Prozent) entfiel 2021 auf Abgaskatalysatoren, auf den weiteren Plätzen folgen Motorenteile, Reifen, Motoren und Getriebeteile.
Wichtigstes Zielland für Komplettfahrzeuge aus südafrikanischer Fertigung war mit rund 60.000 Einheiten im Jahr 2021 das Vereinigte Königreich, da vor allem Autos mit Rechtslenker am Kap gebaut werden. Die der Größe nach darauf folgenden Absatzmärkte waren Deutschland, Frankreich, Italien und Japan. Eine bisher vergleichsweise geringe Bedeutung haben afrikanische Länder, deren Märkte mit meist nur wenigen tausend verkauften Neuwagen im Jahr sehr klein sind. Zusammen haben sie 2021 nur 21.825 Fahrzeuge aus Südafrika bezogen, mit einem Plus von 28,5 Prozent gegenüber 2020 aber überdurchschnittlich zugenommen.
Insgesamt beliefen sich Südafrikas Exporte von Kfz und Kfz-Teilen auf den Kontinent auf knapp 2 Milliarden Euro, was knapp 17 Prozent der gesamten Ausfuhren der Branche entsprach. Zu einem Teil wird der geringe Export von Komplettfahrzeugen durch die Lieferung von Teilesätzen (semi knocked down, SKD) an neu errichtete Montagewerke in afrikanischen Ländern ausgeglichen.
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Die Einfuhr von Kfz-Teilen nach Südafrika ist 2021 gegenüber dem Vorjahr nach Angaben des Automotive Industry Export Council (AIEC) um 33,8 Prozent auf etwa 10,2 Milliarden Euro gestiegen. Der größte Teil entfiel mit rund 6,3 Milliarden Euro auf Zulieferungen an die OEM (Original Equipment Manufacturer), Ersatzteilimporte erreichten 2021 ein Volumen von etwa 3,9 Milliarden Euro. Wichtigstes Lieferland bei den OEM-Teilen war mit einem Anteil von 30 Prozent Deutschland vor Thailand (20 Prozent), Japan (11 Prozent), den USA (6 Prozent) und China (4 Prozent). Bei den Ersatzteilen lag China mit einem Marktanteil von 24,1 Prozent an der Spitze vor Deutschland (15,4 Prozent), den USA (8,5 Prozent), Thailand (5,5 Prozent) und Japan (4,9 Prozent) .
Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach Südafrika (in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent)
| 2020 | Veränderung 2020/19 | aus Deutschland |
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SITC 778.3 Kfz-Elektrik | 174,1 | -18,5 | 12,3 |
SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc. | 1.210 | -27,6 | 273,6 |
SITC 773.13 Zündkabelsätze | 101,1 | -35,0 | 0,9 |
SITC 713.2 Motoren | 83,4 | -19,8 | 14,0 |
Summe | 1.569 | -26,8 | 300,8 |
Quelle: UN-Comtrade 2022
Von Marcus Knupp
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Berlin