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Branchenbericht | Usbekistan | Leder- und Schuhindustrie

Usbekische Schuh- und Lederbranche expandiert weiter

Usbekistan entwickelt sich zunehmend zu einem Hub der Schuh- und Lederindustrie in Zentralasien. Die Investitionen in die Branche steigen stetig.  

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Ausländische Branchenakteure entdecken Usbekistans Schuh- und Lederindustrie für sich. Sowohl Fachhändler als auch Anbieter von Ausrüstungen interessieren sich für den boomenden Markt. 

Schuhproduktion überschreitet erstmals 100-Millionen-Paar-Marke  

Der Industriezweig kennt seit Jahren nur einen Trend: nach oben. Der Ausstoß von Schuhen hat sich zwischen 2016 und 2020 von 10,2 Millionen Paar auf 105,8 Millionen Paar verzehnfacht. Auch im Corona-Krisenjahr 2020 setzte sich der Aufwärtstrend fort, wenn auch in abgeschwächter Form. 

Die Produktion von Ledergalanteriewaren gemessen in US-Dollar (US$) stieg 2020 auf das Siebenfache des Niveaus von 2016. Zudem will die Branche die Wertschöpfung ihrer Erzeugnisse erhöhen. 

Zahlreiche Projekte in der Schuh- und Lederindustrie

Im Jahr 2020 wurde ein Programm für die Modernisierung der Branche bis 2022 verabschiedet. Es ist vorgesehen, 400 Millionen US$ in die Ausweitung und Erneuerung der Kapazitäten zu investieren. 

In der Realität dürfte der Kapitalzufluss sogar noch höher ausfallen. Allein 2020 investierten die Betriebe 190 Millionen US$. Davon waren 60 Millionen US$ ausländische Direktinvestitionen. 

Entwicklung der Produktion von Fertigleder, Schuhen und Ledergalanteriewaren in Usbekistan bis 2025

2019

2020

2021 *)

2022 *)

2025 *)

Fertigleder (in Mrd. qdm)

1,1

1,5

1,6

2,1

3,1

Schuhe (in Mio. Paar)

86,1

105,8

115,0

205,3

289,7

Ledergalanteriewaren (in Mio. US$)

4,8

9,2

10,0

11,0

16,0

*) PrognosenQuelle: O´zcharmsanoat

Mehrere Unternehmen kündigten an, 2021 neue Produktionsstätten zu eröffnen. Die Gesellschaft Top Quality Brand (Landkreis Angor, Provinz Surchandarja/Surxondaryo) investiert zunächst 9 Millionen US$ in die Produktion von Leder und Schuhen. Später folgen weitere 14 Millionen US$. Technologie- und Kooperationspartner ist die italienische Gesellschaft Loro Piana S.p.A.

Das in der Provinz Andischan (Andijon; Landkreis Qo´rg´ontepa) ansässige Unternehmen Leather Art MChJ beginnt 2021 mit der Herstellung von Fertigleder. Dafür werden 12 Millionen US$ investiert. Geplant ist ein jährlicher Ausstoß von 30 Millionen Quadratdezimeter.

Insgesamt sollen in der Provinz im Zeitraum 2020 bis 2023 etwa 30 Projekte für circa 60 Millionen US$ realisiert werden. Unter anderem soll die jährliche Schuhfertigung von 2,5 Millionen Paar (2019) auf 12,5 Millionen Paar (2022) erhöht werden. Ähnlich steil bergauf geht es mit der Produktion von Ledergalanteriewaren, deren Ausstoß von 0,5 Millionen Einheiten (2019) auf 2,9 Millionen Einheiten (2022) steigen soll. Neue Fabriken für Natur- und Kunstleder runden das Programm ab. 

Clusterprojekte genießen besondere Priorität

Nach Angaben des Ministeriums für Investitionen und Außenhandel fließen jährlich etwa 50 Millionen bis 60 Millionen US$ ausländische Direktinvestitionen in die bis 2022 geplanten Projekte. 

Beim Ausbau des Industriezweigs setzt Usbekistan auf Cluster mit kompletten Wertschöpfungsketten. Vorstöße in diese Richtung gibt es vor allem in den Provinzen Fergana (Fargo´na), Samarkand (Samarqand), Andischan (Andijon), Surchandarja (Surxondaryo), Namangan und in der Autonomen Republik Karakalpakstan (Qoraqalpog´iston).

Geplante Projekte in der Schuh- und Lederindustrie Usbekistans (Auswahl)

Projekt 

Projektwert (Mio. US$)

Zeitraum der Realisierung

Investor *)

1 Mio. Paar Schuhe/Jahr, Stadt Namangan

14

2021 bis 2022

Grand Charm Poyafzallari MChJ

3 Mio. Paar Sportschuhe/Jahr (Marken Adidas und Nike), Landkreis Asaka (Provinz Andischan/Andijon)

12

2020 bis 2022

Tianjin Zhongzhilihua/SinoInternational MChJ

Fertigleder (Ausbau), Stadt Angren

9

2021 bis 2022

Angren Charm Invest MChJ

9 Mio. qm Leder/Jahr, Stadt Namangan

8

2021 bis 2022

Botir Muhammadali MChJ

300.000 Paar Schuhe/Jahr, Landkreis Qo´rg´ontepa (Provinz Andijon/Andischan)

3

2021 bis 2022

Leather Art MChJ

240.000 Paar Schuhe/Jahr, Stadt Namangan

3

2021 bis 2022

Four Season Leather MChJ

400.000 Paar Herren- und Sportschuhe/Jahr, Landkreis O´rta Chirchiq (Provinz Taschkent)

3

2021 bis 2022

Shi Feng Xieye MChJ

220.000 Paar Schuhe/Jahr, Stadt Namangan

2

2021 bis 2022

Dambog Poyabzal Savdo XK

180.000 Paar Schuhe/Jahr, Stadt Namangan

2

2021 bis 2022

Armanio Savdo Servis MChJ

200.000 Paar Schuhe/Jahr, Stadt Namangan

2

2021 bis 2022

Golden Poyabzaarai XK

*) Kontakt über die Industriezweigvereinigung O´zcharmsanoat Quelle: O´zcharmsanoat, Recherchen von Germany Trade and Invest

Ausländische Unternehmen entdecken Marktpotenzial 

Immer mehr ausländische Unternehmen profitieren vom Aufschwung des Industriezweiges. Sowohl die Gründung von Joint Ventures als auch Auftragsvergaben an usbekische Produzenten nehmen zu.

Der russische Schuhhändler Kari plant, jährlich bis zu 10 Millionen Paar Leder- und Kunstlederschuhe herzustellen. Das usbekisch-belarussische Unternehmen Marko will noch im 1. Halbjahr 2021 die ersten Schuhe unter dem gleichnamigen Label produzieren. Dabei peilt der Marktführer aus Belarus einen jährlichen Ausstoß von 600.000 Paar an.

Auch die Global Player Adidas (Deutschland) und Nike (USA) haben beschlossen, Markensportschuhe in Usbekistan fertigen zu lassen. Die ersten Paare sollen noch 2021 ausgeliefert werden. Ihre volle Kapazität erreicht die Fertigungslinie dann im 3. Quartal 2022. 

Außerdem ist Leder „Made in Uzbekistan“ zunehmend im Ausland gefragt. Beispielsweise hat das italienische Unternehmen Antonio Conture seine ersten Bestellungen für Fertigleder beim Produzenten Angren Charm Invest abgegeben.

Interessenten können sich an Assoziation O´zcharmsanoat wenden

Die Hauptakteure in Usbekistans Leder- und Schuhindustrie sind die Mitglieder der im Mai 2018 neu strukturierten Industrieassoziation O´zcharmsanoat. Zum 1. Januar 2021 gehörten ihr 560 Wirtschaftssubjekte an (oft mit mehreren Produktionsstätten), gegenüber 83 Ende 2016.

Allein 305 Unternehmen stellen Schuhe her, darunter viele kleine und sehr kleine Manufakturen. In der Lederproduktion sind 50 Betriebe aktiv, während die Produktsparte Ledergalanteriewaren 35 Mitglieder zählt. 

Unter den mitwirkenden Firmen befinden sich auch mehrere Dutzend Betreiber von automatisierten Schlachthöfen (Belieferung durch Tierzuchtfarmen) und einige Produzenten von Pelzwaren aus Karakulfell. 

Die Industriezweigvereinigung ist Hauptansprechpartner für ausländische Unternehmen, die sich in der usbekischen Schuh- und Lederindustrie engagieren wollen oder Handelspartner suchen.  

Unternehmen genießen Steuer- und Zollpräferenzen 

Die Bedingungen für eine Kooperation mit usbekischen Firmen sind heute so günstig wie noch nie. Mögliche Geschäftsfelder sind:

  • Produktion von Lederwaren aller Art,
  • passive Lohnveredlung,
  • Belieferung mit Ausrüstungen, Hilfsstoffen und Chemikalien,
  • Handel mit Fertigerzeugnissen. 

Es gibt reichlich Rohstoffe und ein großes Potenzial an verfügbaren und motivierten Arbeitskräften. Die lederverarbeitenden Betriebe produzieren Hartleder (für Fuß- und Einlegesohlen) und Oberleder, darunter vor allem Chrom- und Juchtenleder. Dabei kommen ihnen niedrige Lohn- und Energiekosten entgegen.

Die Unternehmen der Assoziation kommen in den Genuss von Zollerleichterungen und steuerlicher Vergünstigungen, darunter bei der Gewinn- und Vermögensteuer. Das gilt insbesondere für neu gegründete Betriebe. 

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