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Branchen | China | Druck-, Verlagserzeugnisse

Verlagsgewerbe

Überall macht sich die Digitalisierung bemerkbar. Die Zeitungsauflagen fallen ins Bodenlose und Bücher werden bereits jetzt hauptsächlich online gelesen.

Von Roland Rohde | Bonn

Markttrends: Digitalisierung weit fortgeschritten

Daten über den chinesischen Mediensektor zu recherchieren, bereitet immer größere Schwierigkeiten. Die zuständige staatliche Regulierungsbehörde (SAPPRFT) wurde umstrukturiert beziehungsweise geschlossen. Aktuell liegen nur für 2020 offizielle Daten vor. Generell lässt sich aber sagen, dass der Digitalisierungsdruck in der Branche weiter steigt. Der ohnehin schon sehr geringe Anteil der Verlagssparte am gesamten Druckgeschäft wird weiter und stetig sinken.

Am stärksten leidet das Zeitungsgewerbe. Der Pro-Kopf-Konsum ist bereits sehr gering und in den letzten Jahren rasant geschrumpft. Im Prinzip geht eine Zeitung durch Dutzende von Händen. Der Verbrauch ist derart niedrig, dass das Reich der Mitte ein erhebliches Problem bei der Papierherstellung bekommt, denn es fällt zu wenig Altpapier im Inland an und der entsprechende Import wurde nahezu komplett verboten.

Die Gründe für den geringen Zeitungskonsum liegen vor allem darin, dass diese Sparte besonders stark reguliert wird und im Prinzip nur Jubelnachrichten verbreitet. Wer sich informieren will, versucht das über Chats oder Blogs zu tun. Dort können sich auch unangenehme Nachrichten eine Zeit lang verbreiten, bevor sie von der Zensoren entdeckt und gelöscht werden.

Verlagsgewerbe in China (Stückzahlen, Veränderung in Prozent)

2019

2020

Veränderung 2020/19

Buchtitel

224.800

214.000

-4,8

Buchauflagen (in Mio. Stück)

10.597

10.373

-2,1

Magazintitel

10.171

10.192

0,2

Magazinauflagen (in Mio. Stück)

2.189

2.035

-7,0

Zeitungstitel

1.851

1.810

-2,2

Zeitungsauflagen (in Mio. Stück)

32.000

29.000

-9,0

Quelle: Regulierungsbehörde für den Mediensektor (SAPPRFT); National Bureau of Statistics (NBS) 2022

Bei Zeitschriften wiederum handelt es sich vielfach um Lifestyle-Magazine, die über die neuesten Automodelle oder Mode- und Sporttrends berichten. Hier gibt es durchaus noch einen gewissen Nachholbedarf, insbesondere in den kleineren Städten und auf dem Land, wo die Einkommen noch nicht so hoch sind. Doch insgesamt ist auch in der Zeitschriftensparte der Konkurrenz- und Digitalisierungsdruck enorm hoch.

Interessanterweise hat sich der Konsum an Zeitungen und Zeitschriften insgesamt relativ stark antizyklisch entwickelt. Während der gesamte Einzelhandelsumsatz in den ersten sieben Monaten 2022 laut Angaben des nationalen Statistikamtes NBS (National Bureau of Statistics) stagnierte, verzeichnete die genannte Sparte einen Zuwachs von nominal 7 Prozent.

Auch das Buchgeschäft geht zunehmend online. Der Umsatz an Hardcoverbüchern ist 2021 nach Angaben des Marktforschungsunternehmens ASKCI um nahezu 40 Prozent (auf Basis der Inlandswährung) auf gut 3 Milliarden US-Dollar (US$) zurückgegangen. Das entsprechende Onlinegeschäft wuchs im Gegenzug um fast 70 Prozent auf mehr als 12 Milliarden US$. Damit ist die Gesamtbranche kräftig gewachsen. Für 2022 erwarten die Consultants ein Plus von 12 Prozent, was jedoch angesichts der flauen Konsumkonjunktur nicht erreicht werden dürfte.

Umsatz mit Büchern in China (in Milliarden US-Dollar)

2015

2017

2019

2020

2021

Insgesamt, davon

9,9

11,9

14,8

14,3

15,5

  Hardcover

5,5

5,1

4,5

3,0

3,3

  Online

4,5

6,8

10,4

11,3

12,2

Quelle: ASKCI 2022

Branchenstruktur/Wettbewerb: Internetkonzerne statt klassische Verlage

Die genannten Trends dürften weiter anhalten. Bei Zeitungen ist mit einem stetigen Rückgang der Umsätze sowie der Auflagen zu rechnen. Verschiedene lokale Blätter werden wohl ihr Geschäft aufgeben beziehungsweise von größeren Konkurrenten geschluckt. Bei Zeitschriften können einzelne Titel zulegen. Der Büchermarkt durchläuft einen tiefgreifenden Strukturwandel. Große, eventbasierte Buchhandlungen gewinnen an Bedeutung hinzu, kleinere Geschäfte müssen hingegen schließen. Die Onlinesparte baut ihre Position weiter aus. Hier ist China Literature der unangefochtene Marktführer. Hinter dem börsennotierten Unternehmen steht der Internetriese Tencent.

Die Verlagsbranche wurde durch die Digitalisierung ordentlich aufgemischt. Heutzutage bestimmen zunehmend große Internetkonzerne das Geschehen. Bei vielen klassischen Verlagen handelt es sich um staatliche Gesellschaften. Die größte ist die Nachrichtenagentur Xinhua, die rund 200 Büros im In- und Ausland betreibt und Dutzende von Zeitungen und Zeitschriften besitzt. Außerdem unterhält sie Nachrichten-Webseiten in chinesischer sowie in anderen Sprachen, so auch auf Deutsch.

Rahmenbedingungen: Sektor sehr stark reguliert

Das Verlagsgewerbe gehört zu den am stärksten kontrollierten Branchen in der Volksrepublik. Ausländische Medienfirmen unterliegen im Reich der Mitte umfangreichen Beschränkungen. Auch mittelfristig ist nicht mit durchgreifenden Änderungen oder gar einer Liberalisierung des Marktes zu rechnen.

Zunehmend rückt auch die IT-Branche in den Fokus der Regierung. Im E-Commerce ist sie bereits gegen große Konzerne wie Alibaba vorgegangen. Im Sommer 2021 gab es dann starke Beschränkungen für den boomenden E-Learning-Sektor. So untersagte sie Schüler-Nachhilfeunterricht für Gruppen am Abend und am Wochenende. Möglicherweise profitieren davon wieder Schulbuchverlage und entsprechende Printmedien.

Stand: September 2022

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