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Zu wenig Land und Kapital machen Landwirtschaft zu schaffen

Ugandas Wirtschaft wird sich 2021 voraussichtlich weiter erholen, nachdem Corona im Vorjahr das Bruttoinlandsprodukt um geschätzt ein gutes Prozent geschmälert hatte.

Von Ulrich Binkert | Bonn

Die Economist Intelligence Unit (EIU) geht davon aus, dass sich wieder jährliche Wachstumsraten von 4 bis 5 Prozent einstellen. Vor der Pandemie hatte die Wirtschaft noch etwas stärker zugelegt, allerdings wächst auch Ugandas Bevölkerung jedes Jahr um 3 Prozent.

Mittelfristig hofft die Regierung auf einen großen Schub durch Milliardeninvestitionen in die Erdölförderung am Albertsee. Für das 3,5 Milliarden US Dollar (US$) teure Projekt schlossen die Partner um Total Mitte April 2021 „endgültige Vereinbarungen“. Der französische Konzern wurde mit der Erwartung auf erste Ölexporte Anfang 2025 zitiert. Der Hauptvertrag für das Projekt solle in „baldiger Zukunft“ vergeben werden, geplant ist unter anderem eine Pipeline an die Küste Tansanias.

Verschuldung begrenzt Spielraum

Ein Problem ist die zunehmende Verschuldung Ugandas. Es ist unklar, inwieweit die Regierung des wiedergewählten Langzeit-Präsidenten Yoweri Museveni die Wirtschaft weiterhin mit expansiver Ausgabenpolitik stimulieren kann. Im kommenden Budget 2021/22 muss sie praktisch die gesamten Einnahmen für die Bedienung bestehender Staatsschulden ausgeben - und weitere Ausgaben durch neue Schulden finanzieren.

Zuletzt erschwerte die Regierung das Umfeld für ausländische Unternehmen durch eine restriktivere Visavergabe für ausländische Mitarbeiter und mehr Druck bei Local-Content-Regeln. Im Doing Business-Report 2020 der Weltbank liegt Uganda auf dem 116. von 190 Ländern. Das ist vor Staaten wie Ghana und Brasilien, aber hinter Pakistan oder Malawi. Für Olav Boenders allerdings ist das ostafrikanische Land ein unterschätzter Geschäfts-Standort. „Uganda ist insgesamt sehr offen gegenüber ausländischen Investoren“, sagt der Geschäftsführer des niederländischen Unternehmens Wagagai, das Blumen produziert und der größte Erzeuger von Pflanzenstecklingen im Land ist.

Ugandas landwirtschaftliche Erzeugung ist in den letzten Jahren nicht recht vom Fleck gekommen. Dies gilt gerade für die großen Ackerbaukulturen. Die Getreideproduktion war 2019 kaum höher als 2010, während die beiden Nachbarländer Tansania und Kenia höhere Zuwachsraten verzeichneten. Ähnlich ist dies bei Maniok, und die Erzeugung von Obst lag sogar um ein Viertel unter dem Niveau von 2010.

Sektor wächst nur langsam

Die Wachstumsraten der Landwirtschaft hinken außerdem hinter denen von Industrie und Dienstleistungen hinterher. Dies dürfte nach EIU-Prognosen auch bis 2022 so bleiben. Der Agrarsektor, in dem über 70 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten, expandierte von 2016 bis 2020 zudem langsamer als die Bevölkerung.

Corona macht den Bauern zusätzlich zu schaffen. Es werden weniger Lebensmittel gekauft und Marktpreise sind gesunken. Nach einer Stichprobenerhebung schrumpften nach Ausbruch der Pandemie praktisch bei allen Kleinbauern die Einkommen, bei 87 Prozent sogar um mehr als die Hälfte. Ein knappes Drittel der Befragten hatte gar nur eine Mahlzeit am Tag, 87 Prozent von ihnen weniger als drei.

Top-Cash-Crop Kaffee im Plus

Mehr Ertrag immerhin gab es über die letzten Jahre bei Kaffee, dem wichtigsten Exportgut Ugandas. Hier profitiert das Land auch von einer tendenziellen Erholung der Preise an den internationalen Kaffeebörsen seit 2019. In den zwölf Monaten bis Februar 2021 übertrafen die Kaffeeexporte mit 511 Millionen US$ die des Vorjahreszeitraums um 11 Prozent. In den letzten Monaten erhöhte die Branche ihre Produktion offenbar weiter. Sie konnte zudem einige logistische Schwierigkeiten überwinden, die sich durch die Corona-Pandemie ergaben. Kaffee erbrachte Uganda 2020 laut der UN-Datenbank Comtrade 12 Prozent aller Exporteinnahmen. Unter Nichtberücksichtigung der außerordentlich hohen, nicht aus dem Bergbau stammenden Goldexporte lag dieser Anteil sogar bei 22 Prozent.

Insgesamt jedoch ist Ugandas Landwirtschaft vor allem unproduktiv: Das Land wird knapper und verschlechtert sich, und die Bauern haben zu wenig Kapital und damit schlechteren Zugang zu Dünger und anderen Einsatzstoffen. Sie wissen außerdem oft nicht Bescheid über Märkte oder bekommen ihre Erzeugnisse nicht dorthin. Ein großes Problem sind auch Pflanzenkrankheiten. Presseberichten zufolge zerstören sie zum Beispiel den weitaus überwiegenden Teil der Bananenstauden und Süßkartoffeln, zwei sehr wichtigen Kulturen für das Land.

Lob und Kritik für Behörden

Die Arbeit der Behörden kommt in Presseberichten nicht immer gut weg. Exporteure von Obst und Gemüse zum Beispiel verlieren demnach durch inkonsistent durchgeführte staatliche Prüfungen immer wieder viel Zeit. Dies erschwere und verteuere Ausfuhren nach Europa. Olav Boenders von der Blumenfarm Wagagai allerdings sagt, die Behörden hätten grundlegende Dinge sehr gut organisiert. So erfolge die Abwicklung und Überprüfung von zollfreien Einfuhren reibungslos, ebenso die Rückerstattung der Mehrwertsteuer bei entsprechenden Exporten. Und: „Mit Korruption haben wir in Uganda insgesamt wirklich keine großen Probleme gehabt.“

Produktion wichtiger landwirtschaftlicher Erzeugnisse (in Tsd. Tonnen) und Veränderung im Jahresvergleich (in Prozent)

Erzeugnis

2019 (1.000 t)

2019/2010 (%)

2019/2015 (%)

2019/2018 (%)

Getreide

3.462

6

-7

-5

 Mais

2.575

8

-8

-7

 Zuckerhirse (Sorghum)

400

2

-3

8

 Echte Hirse (Millet)

243

-9

3

2

 Reis (Paddy)

220

1

-8

-11

 Weizen

24

18

7

2

Obst

4.025

-25

-18

-1

 Kochbananen

3.424

-27

-20

-1

 Bananen

545

-9

-4

-1

Zuckerrohr

4.892

38

6

4

Maniok

2.842

-6

4

1

Süßkartoffeln

1.949

-2

-5

0

Gemüse

1.672

54

18

4

Hülsenfrüchte

1.025

3

-9

4

Ölfrüchte

747

-9

-9

-4

 Sonnenblumenkerne

260

-6

6

-5

 Sesamsamen

144

21

-1

0

Kaffee (grün)

254

52

11

-11

Tee

73

49

25

3

Quelle: Food and Agriculture Organization

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