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Branchen | Ukraine | Bau

Zulieferprodukte: Zement und Beton

Zunehmende Investitionen in die Infrastruktur erhöhen die Nachfrage nach Zement. Die Unternehmen Kovalska und Epicentr bauen neue Werke für Porenbeton.

Von Fabian Nemitz | Kiew

Die Produktion von Zement-, Kalk- und Gipsmischungen in der Ukraine ist 2020 real um 7,1 Prozent gestiegen. Umgerechnet in US$ umfasste die abgesetzte Produktion einen Wert von 783 Millionen US$. Die Herstellung von Portlandzement stieg um 7,2 Prozent auf rund 9,5 Millionen Tonnen. Ein Grund für den Zuwachs ist das 2020 gestartete Infrastrukturprogramm "Große Baustelle" und die daraus resultierenden Investitionen in den Straßenbau.

Das Portal StopKor beziffert den Inlandsverbrauch an Zement 2020 auf 9,8 Millionen Tonnen, gegenüber 9,2 Millionen bis 9,4 Millionen Tonnen in den Jahren zuvor. Die Produktionskapazitäten der lokalen Hersteller waren 2020 zu 70 bis 80 Prozent ausgelastet. Dank der erwarteten Belebung der Bauwirtschaft und der fortgesetzten Investitionen in die Infrastruktur, ist 2021 mit einem weiteren Anstieg der Zementproduktion zu rechnen.

Von dem vermehrten Bau von Betonstraßen gehen zusätzliche positive Impulse aus. Das staatliche M.P. Shulgin State Road Research Institute hat im August 2020 ein Programm zum Bau von Betonstraßen 2021 bis 2025 vorgestellt. Demnach soll der Anteil von Betonstraßen von 1,4 Prozent (2021) auf 5 Prozent (2025) steigen. Für 2040 gilt ein Zielwert von 30 Prozent.

Entwicklung der ukrainischen Produktion von Zement-, Kalk- und Gipsmischungen (in Millionen US$, Veränderung in Prozent) *)

Bezeichnung

2018

2019

2020

Produktion

613,4

747,6

783,1

Reale Veränderung im Vergleich zum Vorjahr

-0,8

-0,8

7,1

*) Umrechnung nach dem jeweiligen Jahresdurchschnittskurs der ukrainischen NationalbankQuelle: Derzhstat 2020

Entwicklung der ukrainischen Produktion von Waren aus Beton, Gips und Zement (in Millionen US$, Veränderung in Prozent) *)

Bezeichnung

2018

2019

2020

Produktion

974,9

1.174,0

1.274,5

Reale Veränderung im Vergleich zum Vorjahr

-3,0

27,7

-9,5

*) Umrechnung nach dem jeweiligen Jahresdurchschnittskurs der ukrainischen NationalbankQuelle: Derzhstat 2020

Branche fordert Antidumpingmaßnahmen gegen Importe aus der Türkei

Allerdings sieht die Branche eine Gefahr in den seit 2019 deutlich steigenden Zementimporten aus der Türkei. Laut Angaben der Zollstatistik erreichten sie 2020 einen Umfang von rund 1 Million Tonnen (2018: 21.000 Tonnen; 2019: 292.500 Tonnen). Der Verband Ukrcement setzt sich für Importbeschränkungen und einen Ausschluss von Zement aus dem geplanten Freihandelsabkommen mit der Türkei ein.

Vollständig zum Erliegen kamen 2020 dagegen die Zementimporte aus Belarus und Russland. Im Mai 2019 hatte die Regierung Antidumpingmaßnahmen gegen Zementimporte aus Belarus, Moldau und Russland für eine Zeit von fünf Jahren eingeführt. Laut Angaben der Marktforscher von Pro-Consulting deckte die Ukraine 2019 ihren Bedarf an Zement zu 92,4 Prozent aus eigener Produktion (2018: 95,1 Prozent).

Einfuhr von Zement in die Ukraine (in Millionen US$; Zollwerte)

Portlandzement (HS-Position 2523)

2018

2019

2020

insgesamt, darunter aus

41,7

48,0

52,3

  Türkei

2,4

15,4

47,7

  Deutschland

0,6

1,3

0,9

  Belarus

11,8

10,5

0

  Russland

16,8

8,6

0

Quelle: Derzhstat 2020

Internationale Hersteller stark vertreten

Eine steigende Nachfrage nach Zement erwartet die Investitionsgesellschaft Concorde Capital, deren Tochter Overin Limited im Mai 2019 die ukrainischen Werke von HeidelbergCement übernommen hat. Die Fabriken arbeiten nun unter dem Namen Kryvyirig Cement.

HeidelbergCement hat sich damit aus dem ukrainischen Markt zurückgezogen. Der Hersteller litt an dem Verlust der Kontrolle über zwei Produktionsstätten (Zementwerk in Amwrossijiwka, Betonwerk in Luhansk) in den nicht von der Regierung kontrollierten Gebieten in der Ostukraine. Zuletzt hatte HeidelbergCement nur noch Zementwerke in Krywy Rih und Kamjanske betrieben.

Neben Kryvyirig Cement gibt es in der Ukraine vier weitere große Zementhersteller: Dyckerhoff, CRH, Balcem (Tochter der russischen Eurocement) sowie die in lokalem Besitz befindliche Ivano-Frankivskcement.

Nach Angaben der Wirtschaftszeitschrift Bisnes liegt die gesamte Produktionskapazität der ukrainischen Zementindustrie aktuell bei 15 Millionen Tonnen pro Jahr. In den vergangenen Jahren haben die Hersteller die Produktion auf trockene Verfahren umgestellt. Laut Ukrcement entfielen auf sie 2018 rund 80 Prozent des Ausstoßes. Die Verbesserung der CO2-Bilanz ist die nächste Herausforderung, der sich die Produzenten stellen müssen. 

Verband begrüßt Anpassung der Standards an EU-Richtlinie 305/2011

Die Branche hat außerdem mit Produktfälschungen und Schmuggel zu kämpfen. Um des Problems mit Fälschungen Herr zu werden, hat der Verband Ukrcement auf seiner Internetseite das Werkzeug Cement ID eingeführt. Damit können Verbraucher Produktfälschungen erkennen.

Ukrcement begrüßt die Anpassung der Gesetzgebung im Bereich der Vermarktung von Bauprodukten an die EU-Verordnung 305/2011. Grundlage hierfür bildet die Verabschiedung des Gesetzes 850-IX vom 2. September 2020. Der Verband setzt darauf, dass die bessere Marktregulierung zu einem deutlichen Rückgang von Produktfälschungen führen wird.

Kovalska investiert in neues Werk für Porenbeton

Das Bau- und Baustoffunternehmen Kovalska baut für 45 Millionen Euro ein Werk für Porenbeton im Ort Roswadiw (Gebiet Lemberg/Lwiw). Die Produktionskapazität liegt dabei zunächst bei 500.000 Tonnen pro Jahr und soll künftig auf 1 Million Tonnen erweitert werden. Laut Aussage von Generaldirektor Serhij Pilipenko gegenüber dem Nachrichtenportal Liga.net soll die Anlage in drei Jahren in Betrieb gehen. Gleichzeitig rechnet Kovalska, dass der jährliche Verbrauch von Porenbeton um mindestens 5 Prozent steigen wird. Das Unternehmen will die Nummer eins auf dem ukrainischen Markt für Porenbeton werden und an den bislang führenden Firmen Stonelight und Aeroc vorbeiziehen.

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