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Brasilien vergibt 5G-Frequenzen

Neben der Einführung des neuen Standards soll sich die Netzabdeckung maßgeblich verbessern. 5G-Verbindungen sollen in einigen Städten bereits ab August 2022 zustande kommen.

Von Gloria Rose | São Paulo

Inmitten der fiskalpolitischen Krise versteigerte die brasilianische Regulierungsbehörde Agência Nacional de Telecomunicações (Anatel) am 4. und 5. November 2021 die Frequenzrechte für den Aufbau eines 5G-Standalone-Netzes. Neben der Coronavirus-Pandemie trugen auch die geopolitischen Spannungen um den chinesischen Ausrüster Huawei zu dem zeitlichen Aufschub der Lizenzvergabe in Brasilien bei. 

Elf der fünfzehn Unternehmen, die an der Versteigerung teilnahmen, erwarben Lizenzen, darunter etablierte Mobilfunkanbieter, regionale Provider und Markteinsteiger. 85 Prozent der angebotenen Blöcke wurden erfolgreich vergeben. Somit liegt das vertraglich gesicherte Investitionsvolumen von etwa 8,5 Milliarden US-Dollar (US$) leicht unter dem Zielwert der Regierung, die weniger als 10 Prozent des Betrags als Staatseinnahme kassiert. Blöcke, für die kein Gebot einging, werden zukünftig erneut angeboten. Laut Anatel dürften sich die Gesamtinvestitionen in den kommenden 20 Jahren auf voraussichtlich rund 30 Milliarden US$ belaufen.

Startschuss für neue Mobilfunkanbieter

Das öffentlich zugängliche Mobilfunknetz soll auf 3,5 Gigahertz und 5G-Breitband auf 26 Gigahertz betrieben werden. Angeboten wurden auch Rechte zur Nutzung der Frequenzbänder 700 Megahertz und 2,3 Gigahertz, die zur Verbesserung der Flächenversorgung zunächst von 4G und zukünftig von 5G dienen. 

Vivo der spanischen Gruppe Telefónica, Claro und TIM der Telecom Italia ersteigerten jeweils die maximal zulässige Bandbreite von 100 Megahertz im 3,5-Gigahertz-Band, die landesweit genutzt werden können, und Lizenzen für das 26-Gigahertz-Band. Neben den drei großen Telekomkonzernen verfügten Algar Telecom und der halbstaatliche Dienstleister Sercomtel bereits vor der Versteigerung über eine Zulassung als Betreiber öffentlicher Mobilfunknetze. Über den Erwerb von 5G-Lizenzen sicherten sich nun sechs weitere Player diesen Anspruch. Jedoch nicht alle planen, sich selbst als Mobilfunkanbieter zu betätigen. 

So erwarb Winity II Telecom des Investmentfonds Pátria den einzigen Block im 700-Megahertz-Bereich, um die landesweite Infrastruktur nach dem Aufbau an Mobilfunkanbieter gewinnbringend zu "vermieten". Im Wettstreit um die regionalen Blöcke im 3,5-Gigahertz-Band bot der regionale Provider Brisanet (Ceará) den mit Abstand höchsten Aufpreis für den Nordosten und sicherte sich darüber hinaus den Zentralwesten Brasiliens. Im Süden war das Konsortium von Copel Telecom (Paraná) und Unifique (Santa Catarina) erfolgreich. Auch Cloud2U des Hardware-Herstellers Greatek und Algar Telecom erwarben regionale Frequenzrechte. Darüber hinaus stiegen Neko von Surf Telecom und FlyLink über 5G-Breitband-Lizenzen im Bundesstaat São Paulo respektive in der Region Triângulo Mineiro ins Mobilfunkgeschäft ein.

Städte müssen Rahmenbedingungen für zügigen Ausbau schaffen

Brasilien setzte bei der Vergabe nicht auf möglichst hohe Staatseinnahmen, sondern auf einen möglichst raschen und flächendeckenden Aufbau des 5G-Standalone-Netzes. Gestaffelt sollen bis 2029 alle Städte und Gemeinden mit mehr als 30.000 Einwohnern über den Zugang verfügen. Die Anforderungen an die 5G-Investoren sehen vor, dass bereits ab August 2022 in Brasília und den Hauptstädten der 26 Bundesstaaten 5G-Verbindungen zustande kommen.

Laut dem Verband der brasilianischen Telekomanbieter Conexis Brasil Digital ist diese Frist sehr knapp bemessen. Derzeit seien lediglich 7 Hauptstädte auf den 5G-Ausbau eingestellt. Neben Brasília gehören dazu Boa Vista, Curitiba, Fortaleza, Palmas, Porto Alegre und Porto Velho. Alle anderen Hauptstädte haben den Rechtsrahmen für den stark zunehmenden Antennenausbau noch immer nicht vereinfacht.

Internationale Ausrüster sind gut vorbereitet

Dahingegen bereiten sich die Ausrüster Ericsson, Huawei und Nokia seit mehr als einem Jahr auf die fünfte Mobilfunkgeneration vor. Viele Sendemasten sind bereits für 5G-Dienste geeignet. Außerdem seien Verträge mit Telekomanbietern bereits verhandelt, die Lager gefüllt und die Fachkräfte geschult, meldet Ericsson. Der schwedische Ausrüster nahm im März 2021 eine neue Anlage zur Montage von 5G-Funkschnittstellen in São José dos Campos (São Paulo) in Betrieb, in die bis 2025 etwa 180 Millionen US$ fließen. 

Weitere Anforderungen an die Investoren sind ein 5G-Zugang für rund 72.000 öffentliche Schulen bis 2024 sowie den Netzausbau entlang von 48.000 Kilometern Autobahnstrecke. Darüber hinaus sind Investitionen in ein privates Netzwerk für die föderale Regierung in Brasília, das keine Technologie von Huawei zulässt, und in den Glasfasernetzausbau in der Amazonasregion sowie in ländlichen Gegenden geplant.

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