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Wirtschaftsumfeld | Afrika | FDI

China-Afrikagipfel mit mehr Fokus auf Handel und Digitalisierung

China sagt auf Afrikagipfel FOCAC weniger finanzielle Mittel zu. Rohstoffe und Infrastruktur dominieren nicht mehr die Beziehungen.


Von Ulrich Binkert | Bonn

Das Forum on China-Africa Cooperation (FOCAC) Ende November 2021 in Dakar ergab mit 40 Milliarden US-Dollar (US$) weniger Finanzierungszusagen an Afrika als 2018. Bei dem vorherigen Gipfel in Peking hatte China 60 Milliarden US$ für Afrika angekündigt. Es fehlen jetzt vor allem Zuschüsse und zinslose oder verbilligte Kredite, die 2018 rund 15 Milliarden US$ umfassten und sehr oft in Projekte der Infrastrukturprojekte flossen. Beim diesjährigen Treffen hingegen fand sich „Infrastruktur“ kein einziges Mal in der Rede des chinesischen Präsidenten Xi Jinping.

China sagt weniger Kredite und Zuschüsse zu

Auch der Umfang der sonstigen Kredite halbierte sich. Sie sollen nun zudem an afrikanische Finanzinstitutionen gehen und nicht mehr an Regierungen. Durch diese indirekte Vergabe, schließen Beobachter, wollen sich die Chinesen angesichts der hohen Verschuldung afrikanischer Staaten ein Stück weit aus der Schusslinie nehmen. Gleich blieb die Zusage Chinas an die ärmsten Staaten (LDC), die Rückzahlung der bis zum jeweiligen Jahresende, aktuell also 2021, fällig werdenden zinslosen chinesischen Regierungsdarlehen zu erlassen.

Für Bulelani Jili, der zurzeit für die Berliner Denkfabrik Merics forscht, ist das Minus bei den Zusagen ein Zeichen dafür, dass China in Afrika vorsichtiger wird. „Die Chinesen sorgen sich mehr um die Nachhaltigkeit ihrer Investitionen“, sagt der Brite. „Sie bewerten ihr Engagement dort neu, auch wenn abzuwarten bleibt, inwieweit sie es auch neu ausrichten.“

Finanzierungszusagen Chinas für Afrika bei FOCAC-Gipfeln

2021 1)

2018 1)

Zuschüsse, verbilligte Kredite

-

15

Investitionen chinesischer Firmen

10

10

Kredite an afrikanische Staaten oder Finanzinstitutionen

10

20

Handelsfinanzierung

10

5

Sonderziehungsrechte des IWF

10

-

Entwicklungsfinanzierung 2)

-

10

1) jeweils für die folgenden drei Jahre; 2) Special Fund for Development FinanceQuelle: Forum on China-Africa Cooperation (FOCAC); Brookings

Manche Beobachter allerdings schließen aus den oft unbestimmt gehaltenen FOCAC-Dokumenten auf deutlich höhere Finanzierungszusagen. So thematisiert der ausführliche „Action Plan (2022-2024)“ wesentliche Punkte der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und auch den Ausbau der Infrastruktur. China werde in Afrika etwa zehn „Projekte zur Unterstützung der Konnektivität“ umsetzen. Diese nicht bezifferten Aktivitäten könnten in der Summe durchaus 15 Milliarden US$ übertreffen, schreibt die in Beijing ansässige Unternehmensberaterin Hannah Ryder auch mit Verweis auf die China-Africa Cooperation Vision 2035.

Xi Jinping versprach außerdem, 10 Milliarden US$ von Chinas Sonderziehungsrechten des Internationalen Währungsfonds nach Afrika zu leiten. Diese Mittel zur Verbesserung staatlicher Liquidität erhalten Staaten nach Maßgabe ihrer Wirtschaftskraft, weshalb davon nur wenige nach Afrika gehen. China stellt Afrika nun im Vergleich zu westlichen Ländern einen größeren Anteil seiner Sonderziehungsrechte zur Verfügung. Im Mai 2021 hatte sich bereits der französische Präsident Emmanuel Macron auf einem von ihm organisierten Afrikagipfel in Paris für zusätzliche Sonderziehungsrechte für Afrika ausgesprochen. 

China will Importe aus Afrika erhöhen

Anstelle sich in Afrika wie bisher auf Infrastruktur und Rohstoffe zu konzentrieren, wollen die Chinesen künftig offenbar verstärkt den Import von anderen afrikanischen Waren fördern. Dafür sieht FOCAC 2021 mit 10 Milliarden US$ doppelt so viel vor wie der letzte Gipfel. Offenbar geht es hauptsächlich um afrikanische Exporte von landwirtschaftlichen Gütern und Nahrungsmitteln. Afrika weist im Austausch mit China, seinem seit über einem Jahrzehnt wichtigsten bilateralen Handelspartner, ein wachsendes Defizit aus. Nach chinesischer Statistik erreichten 2020 die afrikanischen Exporte 73 Milliarden US$ und die Importe 114 Milliarden US$.

Recht ausführlich geht der „Action Plan“ auf die Digitalwirtschaft ein, auf IT-Technik etwa, Smart Cities oder Satelliten. Für Bulelani Jili, der schwerpunktmäßig zu Chinas Digitalstrategie in Ostafrika forscht, ist dies zunächst ein Zeichen dafür, dass China die Dynamik des Sektors auf dem Kontinent anerkennt und unterstützt. Zudem ermuntert der Plan chinesische private Firmen zu mehr Investitionen in Afrikas verarbeitender Industrie.

Finanzielles Engagement Chinas bleibt bedeutend

Bisher halten die Chinesen ihre Finanzierungszusagen weitgehend ein, so jedenfalls die eigene Darstellung. Von den versprochenen 60 Milliarden US$ des FOCAC-Treffen 2018 seien 70 Prozent „ausgegeben oder vorgemerkt“ worden, sagte im Oktober 2021 Liu Yuxi, Chinas Vertreter bei der Afrikanischen Union.

In den letzten Jahren allerdings sind Chinas Kredite an afrikanische Regierungen deutlich gesunken. Nach einem kräftigen Anstieg ab 2005 erreichten sie 2019 mit 7 Milliarden US$ noch ein Viertel des Werts vom Spitzenjahr 2016, so Daten der China Africa Research Initiative.

Nach Zahlen des „EY Attractiveness Report Africa“ vom November 2021 war China für Afrika in den letzten Jahren mit Abstand der wichtigste Direktinvestor bei Neuansiedlungen. Beim Stand der Direktinvestitionen auf dem Kontinent lag China laut UNCTAD 2019 noch an vierter Stelle hinter den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich und den USA. Deutschland ist nicht unter den ersten zehn Herkunftsländern vertreten.

Direktinvestitionen in Afrika nach Herkunftsland (2016-2020)

Herkunftsland

Projekte (Zahl)

Investitionen (Mrd. US$)

geschaffene Arbeitsplätze (in 1.000)

China

287

70,6

170,1

VAE

189

23,8

36,3

USA

401

23,7

54,0

Frankreich

346

19,5

46,2

Vereinigtes Königreich

275

16,3

35,2

Deutschland

203

9,7

36,5

Japan

115

8,9

38,5

Quelle: fDi Markets (Financial Times), wiedergegeben in EY Attractiveness Report Africa

Impfdiplomatie sieht hohe Lieferungen vor

Xi Jinping versprach Afrika beim Gipfel auch 1 Milliarde Impfdosen gegen Covid-19 bis Ende 2022, davon 600 Millionen Dosen kostenlos. Diese Spende entspräche über 20 Milliarden US$ - bei Zugrundelegung der 36 US$, die Ungarn laut New York Times pro Impfdosis aus China bezahlt hatte. Allerdings ergäben sich lediglich 1,3 Milliarden US$ bei dem Preis von 2,15 US$, den die Europäische Union laut der Zeitung mit Astra Zeneca vereinbart hatte.

Für die restlichen 400 Millionen Impfdosen stellte Xi eine „gemeinsame Produktion durch chinesische Unternehmen und afrikanische Länder“ in Aussicht. Bisher wurden in Afrika laut Presseberichten lediglich 1 Million Covid-19-Vakzine produziert durch den ägyptischen Hersteller Vacsera. Im Oktober 2021 hatte das US-Unternehmen Moderna angekündigt, in Afrika künftig „bis zu“ 500 Millionen Impfdosen jährlich herzustellen. Eine Impfstoff-Produktion planen auf dem Kontinent auch Pfizer mit 100 Millionen Dosen jährlich in Südafrika sowie Biontech mit neuen Fabriken in Ruanda und Senegal.

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