Tätigkeitsfelder und Organisation
An der Spitze der Bank steht ein Gouverneursrat, in dem Vertreter jedes Mitgliedslands und von EU und EIB sitzen. Die Mitglieder sind permanent durch Exekutivdirektoren bei der Bank vertreten. Deutschland ist mit einem Anteil von 8,5 Prozent einer der größten Anteilseigner. Deutscher Exekutivdirektor ist Michael Offer. Die Gouverneure und Exekutivdirektoren entscheiden über die strategische Ausrichtung der Bank. Das Exekutivdirektorium ist unter anderem auch für die Bewilligung der Investitionsprojekte zuständig. Die operative Geschäftsleitung übernimmt der von den Gouverneuren gewählte Präsident. Seit 2012 hat Sir Suma Chakrabarti dieses Amt inne.
Die EBRD arbeitet vor allem mit Kunden aus dem Privatsektor zusammen, finanziert aber auch Behörden und staatliche Unternehmen in ihren Zielländern. Der Anteil des Privatsektors macht mehr als 70 Prozent des Investitionsgeschäfts der EBRD aus. Sie bietet Projektfinanzierungen direkt und auch über Finanzintermediäre an. Weitere Angebote sind Geschäftsberatungsdienste und Handelsfinanzierungen sowie die Syndizierung von Darlehen. Im Rahmen der Projektfinanzierung vergibt die EBRD Kredite an Firmen zu Marktkonditionen.
Neben diesem Kerngeschäft setzt die EBRD auch Instrumente mit Zuschusskomponenten um. Die Mittel hierfür werden von bi- und multilateralen Gebern bereitgestellt. Zuschüsse gibt es zum einen für Technische Hilfe und zum anderen für Investitionsprojekte. Mit Zuschüssen für Technische Hilfe werden die Vermittlung von Fachwissen zur Umsetzung von Investitionsprojekten finanziert oder die Beratung staatlicher Stellen. Darüber hinaus setzt die EBRD Zuschüsse auch ein, um Investitionsrisiken zu reduzieren oder Investitionsanreize zu setzen. Die EBRD koordiniert auch geberfinanzierte thematische und regionale Trust Funds.
Zudem betreibt die EBRD Politikdialog mit Regierungen, Finanzinstitutionen und der Zivilgesellschaft und erstellt regionale Analysen und Prognosen.
Projektportfolio und thematische Schwerpunkte der EBRD
2017 wurde das 5.000 Projekt unterzeichnet. Im Jahr 2017 investierte die EBRD 9,7 Milliarden Euro (2016: 9,4 Milliarden Euro) in 412 neue Projekte (2016: 378). Die regionalen Schwerpunkte lagen 2017 auf dem südlichen und östlichen Mittelmeerraum (Neuzusagen 2,2 Milliarden Euro) und auf Osteuropa sowie dem Kaukasus (Neuzusagen 1, 8 Milliarden Euro). Die höchsten Neuinvestitionen flossen nach Ägypten (1,4 Milliarden Euro), in die Ukraine (0,74 Milliarden Euro) und nach Polen (0,66 Milliarden Euro)
Nach Sektoren betrachtet investierte die EBRD 2017 hauptsächlich in den Bereich Finanzinstitutionen (2,943 Milliarden Euro), gefolgt von Infrastruktur mit 2,448 Milliarden Euro, Industrie, Handel und Agribusiness mit 2,229 Milliarden Euro und Energie mit 2,049 Milliarden Euro.
Zu den Schwerpunktthemen, mit denen sich die EBRD gegenwärtig (Mai 2018) befasst, gehören u.a.: Die Neue Seidenstraße, Infrastrukturausbau, die Transformation Tschernobyls, die Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen und der Umgang mit der Flüchtlingskrise in den Partnerländern (Jordanien und Türkei). Seit 2016 setzt die Bank auch einen neuen Green Economy Transformationsansatz (GET) zur Unterstützung ihrer Partnerländer bei der Erreichung ihrer Klimaziele um. Im Jahr 2017 hatten bereits 43 Prozent der Projekte eine „grüne“ Ausrichtung.
Auf der EBRD-Jahrestagung 2018 in Jordanien bekannte sich die Bank zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen und den internationalen Klimazielen. Die Anteilseigner diskutierten, ob und wie der Aktivitätsradius der EBRD regional ausgeweitet werden soll. Zu Diskussion steht die Aufnahme von Aktivitäten in weiteren Ländern im südlichen und östlichen Mittelmeerraum zum Beispiel in Algerien, Syrien und Libyen. Die EBRD wird hierzu eine Vorstudie erstellen. Eine Entscheidung soll frühestens 2020 getroffen werden.
EBRD-Empfängerländer
Ägypten, Albanien, Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Estland, Georgien, Griechenland, Jordanien, Kasachstan, Kirgisische Republik, Kosovo, Kroatien, Lettland, Libanon, Litauen, Marokko, Mazedonien (EJR), Moldau, Mongolei, Montenegro, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakische Republik, Slowenien, Tadschikistan, Tunesien, Türkei, Turkmenistan, Ukraine, Ungarn, Usbekistan, Zypern
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