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Branchen | Georgien | Landwirtschaft

Georgische Landwirtschaft bietet vielfältige Geschäftschancen

Der Agrarsektor befindet sich in einem Wandel hin zu größeren Produktionseinheiten und einer höheren Wertschöpfung. Nationale und internationale Fördermittel begünstigen den Trend.

Von Uwe Strohbach | Tiflis

In die Landwirtschaft der Republik Georgien kommt Bewegung. Neue Kooperativen für die Pflanzen- und Tierproduktion bieten der vorherrschenden Subsistenzwirtschaft zunehmend Paroli. Dabei handelt es sich um freiwillige Zusammenschlüsse mehrerer kleinbäuerlicher Agrarproduzenten zu größeren Wirtschaftseinheiten.

Größere Projekte gibt es für die Errichtung von Obst-, Gemüse-, Nuss- und Mandelbaumplantagen. Viele Bauern investieren in Gewächshäuser. Die institutionellen Rahmenbedingungen im Wirtschaftszweig haben sich deutlich verbessert. Dies gilt beispielsweise für die Zertifizierung, Normen und Standards, Qualitätskontrollen und die Unternehmensförderung.

Agrarsektor steht vor großen Herausforderungen

Georgien muss jedoch noch viele Hürden beim Aufbau einer leistungsfähigen und nachhaltigen Agrarproduktion meistern. Die Landwirtschaft beschäftigte 2020 rund zwei Fünftel aller erwerbstätigen Personen, trug aber nur 8 Prozent zur gesamtwirtschaftlichen Produktion bei. Die hohe Beschäftigungsrate weist auf eine geringe Effizienz der agrarischen Erzeugung hin.

SWOT-Analyse Landwirtschaft Georgiens

Strengths

Weaknesses

Große Pflanzenvielfalt dank acht verschiedener Klima- und Vegetationszonen

Geringe Produktivität durch große Fragmentierung der Agrarflächen *)

Reiche Wasserressourcen und niedrige Wasserpreise

Mangelhaftes Fachwissen der meisten Bauern

Hohe Verfügbarkeit von Arbeitskräften und günstige Lohnkosten

Unzureichend entwickelte Infrastruktur (ländliche Entwicklung, Dienstleistungen, Logistik)  

Liberales geschäftliches Umfeld, einfache Zollabwicklung und niedrige Steuern 

Begrenzter Zugang zu günstigen Krediten

Zahlreiche Freihandelsabkommen und guter Zugang zum EU-Markt

Eingeschränkte Möglichkeiten für den Erwerb landwirtschaftlicher Nutzflächen durch Ausländer

Opportunities

Threats

Potenzielle Ressourcen für die Versorgung von bis zu 10 Millionen Menschen

Investitions- und Modernisierungsstau in den landwirtschaftlichen Kooperativen

Beachtliches Potenzial für den ökologischen Landbau

Unzureichende Fortschritte bei der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften und Managern

Wachsende Nachfrage nach Landtechnik, Lebensmitteltechnologien und Logistikkapazitäten

Große Wechselkursschwankungen und Gefahr einer Abwertung der nationalen Währung

Großer Bedarf an Trainings-, Beratungs- und Ausbildungsprogrammen

Wiederaufflammende Konflikte in den georgisch-russischen Beziehungen (Russland ist Hauptexportland georgischer Ernährungsgüter)

Gute Chancen für wachsende Exporte der Ernährungswirtschaft in die EU und andere Länder

Ausbleibende Erfolge beim Abbau der Subsistenzwirtschaft
*) 70 Prozent der Bauern verfügen über bis zu 1 Hektar Land, weitere 23 Prozent über 1 bis 1,5 Hektar, 5,5 Prozent über mehr als 1,5 bis 5 Hektar und nur 1,5 Prozent über mehr als 5 Hektar.Quelle: Germany Trade & Invest, Bauernvereinigung Georgiens (Angaben zum Landbesitz der Bauern)

Zudem liegt bislang ein großes Ausbaupotenzial für die Produktion und den Export brach. Ein großer Teil der Acker- und Weideflächen wird nicht genutzt. Die wirtschaftlichen Kennziffern vieler Kooperativen bleiben noch deutlich hinter den Erwartungen zurück. Die Ursachen sind unzureichende Fachkenntnisse der Beschäftigten, eine mangelnde Implementierung moderner Managementmethoden und eine schwache Ausstattung mit leistungsfähiger Landtechnik. Die Verluste beim Transport und der Lagerung von Obst, Gemüse und Wein sind hoch.

Grundlegende Neuordnung der Landregistrierung in Sicht  

Nachholbedarf gibt es nicht zuletzt bei der Formalisierung und Sicherung von Verfügungsrechten. Bislang sind nur etwa 30 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen registriert. Es gibt keine verlässlichen Daten über die Quantität, reale Nutzung und den Zustand der Acker- und Weideflächen. Die Regierung hat die Neuordnung der Landregistrierung auf ihre Reformagenda gesetzt.

Die seit 2020 tätige Agentur für nachhaltige Landbewirtschaftung und Landnutzungsüberwachung (Agency for Sustainable Land Management and Land Use Monitoring) soll Klarheit über die Besitzrechte und verfügbaren Böden schaffen. Formale Besitztitel dürften den Zugang zu Krediten und somit die Rahmenbedingungen für Investitionen verbessern. Die Agentur erhält bei der Dokumentation und Erfassung von Besitzrechten Unterstützung vom Verwaltungsreformfonds des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP Governance Reform Fund/GRF) und von der französischen Entwicklungsagentur Agence Française de Développement (AFD).

Regierung und internationale Geber unterstützen Neuausrichtung  

Neue Reformansätze, nationale und internationale Förderprogramme sowie eine bemerkenswerte Initiative für den Aufbau eines großen Gewächshaus-Clusters sprechen dafür, dass das Land seine Defizite in der Agrarproduktion abbauen will. Auch ausländische Anbieter von Landtechnik, Zulieferer und Beratungsdienstleister profitieren von den Förderinstrumenten und der Clusterinitiative.  

Seit 2013 fördert der Staat mit dem Programm „Günstiger Agrarkredit“ jährlich mehrere Tausend Agrarproduzenten mit Zuschüssen für Kredite und Leasingverträge. Die Kofinanzierung summierte sich 2020 auf 21 Millionen US-Dollar (US$) und soll 2021 auf 23 Millionen US$ steigen. Der Etat für Fördermittel und Subventionen in der Landwirtschaft beträgt 2021 rund 130 Millionen US$. Die Gelder sind vorrangig für die Fortsetzung von Programmen in den Sparten Gewächshaus-, Wein- und Teewirtschaft, Tierzucht, Pflanzenschutz, Bodenbewässerung und Landtechnik-Leasing bestimmt.

Europäische Union stellt zusätzliche Fördermittel bereit

Ende 2020 bewilligte die Europäische Union (EU) 55 Millionen Euro für eine zusätzliche vierte Phase des 2013 gestarteten Programms für die Förderung der Landwirtschaft und der Entwicklung ländlicher Regionen ENPARD. Die aktuelle dritte Programmphase von 2018 bis 2022 hat einen Etat von 77,5 Millionen US$.

Die Gelder fließen in Phase 3 und 4 in die Mitfinanzierung öffentlicher Ausgaben für den Agrarsektor, den Aufbau von Wertschöpfungsketten, die Einführung von Sicherheitsstandards und Sanitärnomen in der Lebensmittelproduktion sowie in die Förderung von Agrarexporten in die EU.

Entwicklung der Produktion agrarischer Erzeugnisse in Georgien (in 1.000 Tonnen)

Agrarisches Erzeugnis

2018

2019

2020

Weizen

107

101

101

Gerste

58

54

46

Mais

194

207

263

Gemüse

142

161

180

Kartoffeln

238

195

216

Kernobst

93

53

102

Steinobst

54

39

63

Nüsse

23

31

41

Wein

261

271

280

Subtropische Früchte

23

20

22

Fleisch

73

70

70

Vollmilch (Mio. Liter)

555

562

573

Eier (Mio. Stück)

635

661

645

Quelle: Geostat

Mit Unterstützung des ENPARD-Programms wurden bisher gut 1.000 landwirtschaftliche Kooperativen gegründet oder erweitert, etwa 2.000 Bauern bei der Realisierung ihrer Projekte finanziell unterstützt und etwa 250.000 Beschäftigte fachlich geschult. Die Schweizerische Regierung kündigte an, den Agrarsektor Georgiebs ab 2022 und bis 2025 jährlich mit 10 Millionen US$ zu fördern. Der Fokus liegt auf Projekten in der Tierzucht, im Ökolandbau und in der Aus- und Weiterbildung.

Hauptansprechpartner für die Förderprogramme sind die Agentur für die Entwicklung der Landwirtschaft und ländlicher Regionen (Agricultural and Rural Development Agency/ARDA), die Nationale Agentur für Lebensmittel (National Food Agency), die Weinagentur und das staatliche Unternehmen für Bewässerungswirtschaft Georgian Amelioration.

Die Bauernvereinigung Georgiens (Georgian Farmers' Association/GFA) mit ihren mehr als 4.000 Mitgliedern versteht sich als Interessenvertreter der georgischen Bauern. Sie unterstützt die Agrarproduzenten auch beim Absatz ihrer Produkte. Die Stiftung Pakka Foundation mit Sitz in Zürich (Schweiz) fördert in Georgien den Aufbau von bio- und fairtrade-zertifizierten Haselnusswertschöpfungsketten.

Projekte in der Land- und Fischereiwirtschaft in Georgien (Auswahl)

Projekt

Investition (Mio. US$)

Stand

Projektträger

Großprojekt Gewächshauscluster Imereti AgroZone (220 ha), Imeretien

k.A.

Realisierung ab 2021, Einstieg mit neuen Projekten jederzeit möglich   

Agentur für ländliche Entwicklung (Agentur des Ministeriums für Umweltschutz und Landwirtschaft)

Ausbau der Lachsfarm Gurien Fisch, Gurien

30

Investitionsprogramm bis 2025 (bisherige Investitionen: 1,5 Mio. US$)

GuriaFish LTD (Kontakt über die Agentur ARDA)

Errichtung von Gewächshäusern, Herstellung von tiefgefrorenem Obst und Gemüse, Innerkartlien

10

Realisierung 2020 bis 2021, später Kapazitätsbausbau geplant 

Glenberries LLC

Haselnussplantage auf 650 ha (auch Verarbeitung von Nüssen), Kachetien

10

Realisierung ab 2021 (2021: Anbau auf 50 ha)

Chocolats Camille Bloch (Schweiz)

Ausbau von Oliven-Plantagen in mehreren Regionen (Produktion von jährlich bis zu 10.000 Tonnen ab 2025)

k.A.

mehrere Einzelprojekte in der Planung

Georgian Olive und andere Unternehmen, Kontakt auch über die Agentur ARDA)

Errichtung einer großen Mandelbaumplantage (125 ha), Niederkartlien

k.A.

Realisierung ab 2021

Marneuli Almond (Kontakt über die Agentur ARDA)

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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