Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Deutsche Wettbewerbsposition | Iran

Deutschland könnte wieder aufrücken

Die politischen Konflikte mit dem Westen und Sanktionsmaßnahmen haben die deutsche Position geschwächt. China nutzt die Chancen und ist nun Irans wichtigster Wirtschaftspartner.

Von Robert Espey | Dubai

Die 2015 erzielte Einigung über die Lockerung der gegen Iran verhängten UN-, EU- und US-Sanktionen hatte bei der deutschen Wirtschaft große Erwartungen geweckt. Angesichts der traditionell sehr guten Positionierung deutscher Unternehmen in Iran war die Hoffnung berechtigt. Ein Anstieg des deutschen Iranexports auf 10 Milliarden Euro erschien bis 2020 möglich (2015: 2,1 Milliarden Euro). Der bisherige Höchstwert wurde 2005 mit 4,4 Milliarden Euro erreicht.

Deutschland war bis 2006 wichtigster Lieferant

Deutschland war bis mindestens 2006 Irans führender Lieferant (vor China), nach iranischen Berechnungen sogar bis 2008/2009 (iranisches Jahr 1387: 21. März bis 20. März). Hier sind die Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), deren Lieferungen vor allen aus Re-Exporten über Dubai bestehen, nicht berücksichtigt.

Die Anfang 2016 erfolgten Sanktionslockerungen konnten die erwartete positive Wirkung aber nicht entfalten. Mit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten im November 2016 stand eine Reaktivierung der US-Sanktionen im Raum, die letztlich 2018 vollzogen wurde. Die deutschen Iranausfuhren stiegen bis 2017 auf 3 Milliarden Euro. Dann ging es aber steil bergab. Für etwa 1,5 Milliarden Euro konnte 2021 exportiert werden.

Mit einer möglichen Lockerung der US-Sanktionen dürften die deutschen Iranexporte wieder spürbar anziehen. Für Position 2 hinter China könnte es reichen. Aber der Abstand zu China wird groß bleiben, möglicherweise sogar noch wachsen. China exportierte 2021 für 8,3 Milliarden US-Dollar (US$) nach Iran.

Iran auf einen Blick

Iran importierte 2020/2021 (iranisches Jahr 1399: 21. März bis 20. März) gemäß der iranischen Zollbehörde Waren im Wert von 38,9 Milliarden US-Dollar (US$), davon stammten 4,8 Prozent aus Deutschland. Destatis zufolge lag Iran 2020 mit 1,5 Milliarden Euro auf Rang 58 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte.

Iran exportierte 2020/2021 Waren im Wert von 35 Milliarden US$ (ohne Öl und Gas), davon gingen 0,7 Prozent nach Deutschland. Destatis zufolge lag Iran 2020 mit 0,3 Milliarden Euro auf Rang 84 der wichtigsten deutschen Bezugsmärkte.

Laut Schätzung der AHK Iran waren 2021 etwa 50 deutsche Unternehmen in Iran ansässig und beschäftigten 500 bis 700  Personen.

Konflikte mit dem Westen nutzen China

Die permanenten politischen Spannungen zwischen der Islamischen Republik Iran und dem Westen, insbesondere zwischen Teheran und Washington, haben es China erleichtert, die Wirtschaftsbeziehungen zu Iran stark auszubauen. China ist in Iran mittlerweile nicht nur der mit weitem Abstand größte Lieferant, sondern auch Irans wichtigster Absatzmarkt. Im März 2021 haben Peking und Teheran ein auf 25 Jahre angelegtes strategisches Kooperationsabkommen unterzeichnet. Es sind chinesische Investitionen/Finanzierungen von bis zu 800 Milliarden US$ im Gespräch.

Bild vergrößern

Deutscher Maschinenbau wird Marktanteile zurückgewinnen

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen kann speziell der deutsche Anlagen- und Maschinenbau zukünftig wieder mit steigendem Iranabsatz rechnen, wenn es zu der Lockerung der US-Sanktionen kommt. Die 2018 reaktivierten US-Sanktionen haben auch zum Rückzug deutscher Maschinenanbieter aus Iran geführt. Gemäß den Berechnungen des Verbands Deutscher Anlagen- und Maschinenbau (VDMA) konnten sich die Maschinenlieferungen zwischen 2015 und 2018 nahezu verdoppeln und sind dann bis 2020 um mehr als zwei Drittel auf nur noch 0,3 Milliarden Euro geschrumpft. Auch 2021 hat sich die Talfahrt fortgesetzt.

Bild vergrößern

Iran: Hauptlieferanten wichtiger Produkte (Anteile in Prozent) 1)

Rang

Produkt

2000

2010

2018 2)

Maschinen 3)

1

China

6,6

16,1

32,4

2

Vereinigte Arabische Emirate 4)

19,3

23,3

16,6

3

Russland

1,1

0,9

12,8

Deutschland

18,1

14,6

11,1

Chemische Erzeugnisse 5)

1

China

6,1

10,3

20,0

2

Vereinigte Arabische Emirate 4)

6,3

19,5

14,1

3

Deutschland

10,4

10,3

9,1

Nahrungsmittel 6)

1

Indien

0,9

4,8

20,4

2

Vereinigte Arabische Emirate 4)

5,6

38,1

11,0

3

Vereinigtes Königreich

0,8

3,6

9,3

Deutschland

4,5

2,8

2,3

1) Anteile der größten Liefernationen bei den für Deutschland bedeutendsten Exportprodukten nach Iran; 2) letzte verfügbare Daten; 3) SITC-Gruppen 71 bis 74; 4) vor allem Re-Exporte über Dubai; 5) SITC-Gruppe 5; 6) SITC-Gruppe 0Quelle: UN Comtrade, Islamic Republic of Iran Customs Administration

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.