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Wirtschaftsumfeld | Japan | Investitionsförderung

Praxischeck

Japan hat ein verlässliches Wirtschafts- und Rechtssystem. Für Investitionsvorhaben braucht es dennoch eine gute Vorbereitung und Geduld.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Der Markteintritt in Japan ist sicherlich nicht der einfachste. Dennoch sind bereits im Land investierte ausländische Unternehmen mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen überwiegend zufrieden oder gar sehr zufrieden. Der Archipel punktet mit einem hohen Absatzpotenzial, Stabilität und einer hervorragenden Infrastruktur. Zudem kann Japan auch als Sprungbrett für Geschäfte in Asien interessant sein.

Investitionshürden sind insgesamt gesunken

Die Regierung hat in den letzten Jahren die Investitionshürden insgesamt gesenkt, auch wenn die Kontrollschwelle für Zuflüsse in sensible Bereiche 2020 angehoben wurde. Zudem machen es in einigen Bereichen die engen Netzwerke zwischen japanischen Unternehmen und ihren Zulieferfirmen schwer, im Land der aufgehenden Sonne Fuß zu fassen.

In der japanischen Wirtschaft besteht ein Vorbehalt gegenüber Firmenübernahmen oder -fusionen durch ausländische Investoren. Dennoch sind M&A (Mergers & Acquisitions) durchaus möglich. Das beweisen internationale Beteiligungsfirmen. Übernahmen von kleinen und mittleren Unternehmen, die keine Nachfolger finden, werden zudem gezielt vom Wirtschaftsministerium gefördert.

Trotz aller erreichten Erleichterungen bleibt es weiter schwierig, behördliche Genehmigungen zu erhalten, was mit einer Vielzahl von Verwaltungsschritten und zuweilen mit der fehlenden Digitalisierung der Verfahren zu tun hat.

Arbeitskräftemangel ist ein zentrales Thema

Für neu investierte Firmen sind die Japan-spezifische Geschäfts- und Arbeitskultur, gepaart mit Eigenheiten des Ausbildungssystems wie auch sprachliche Barrieren eine Herausforderung. Diese Hürden sind auch ein Faktor dafür, dass deutsche Unternehmen vor Ort die Qualifikationen von japanischen Arbeitskräften als unzureichend bezeichnen. Technisches Verständnis und ausländische Sprachkenntnisse sind trotz eines allgemein hohen Ausbildungsniveaus unterentwickelt, wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist.

Personalfragen stehen als eine Herausforderung weit oben auf der Liste in Japan aktiver deutscher Unternehmen, wie die jährlich durchgeführte Geschäftsklimaumfrage der AHK Japan "German Business in Japan 2021" bestätigt. Insbesondere die Anwerbung von qualifiziertem Personal bleibt ein schwieriges Unterfangen, ebenso die Kündigung von Personal. Damit in Zusammenhang stehen langfristige Tendenzen wie die Alterung der Gesellschaft und die schrumpfende Bevölkerung, welche die strategische Ausrichtung der Geschäfts- und Investitionsentscheidungen mitbeeinflussen.

Wettbewerbsfähigkeit auf vergleichbarem Niveau

Gemäß des "Global Competitiveness Report 2019" des World Economic Forum liegen Japan und Deutschland im Gesamtranking direkt hintereinander. Dennoch gibt es bei einzelnen Kategorien große Unterschiede, die für das Investitionsklima wichtig sind. Beispielsweise schneidet Japan in der Wettbewerbsanalyse bei der Adaption von Informations- und Kommunikationstechnologien deutlich besser ab, ebenso beim Finanzsystem. Andererseits hat Deutschland bei Bildung und Ausbildung sowie Innovationsfähigkeit die Nase vorn.

WEF-Länderrating 2019, Japan (wirtschaftlicher Rang von insgesamt 141 Ländern)

Kriterien

 Japan

Deutschland

Gesamtrang

6

7

1 Institutionen (Sicherheit, Transparenz, Recht)

19

18

2 Infrastruktur

5

8

3 Adaption von Informations- und Kommunikationstechnologien

6

36

4 Makroökonomische Stabilität

42

1

5 Gesundheit

1

31

6 Bildung und Ausbildung

28

5

7 Produktmärkte

6

9

8 Arbeitsmarkt

16

14

9 Finanzsystem

12

25

10 Marktgröße

4

5

11 Dynamik des Geschäftsumfeldes

17

5

12 Innovationsfähigkeit

7

1

Quelle: World Economic Forum (Global Competitiveness Report)

Bei den Kriterien Institutionen, Sicherheit, Transparenz und Recht liegen beide Länder etwa gleichauf, weil es Bestimmungen gibt, die Diskriminierung von ausländischen Firmen verhindern. Zudem ist Korruption so gut wie nicht vorhanden. Gesetze, deren Auslegungen und Änderungen sind in japanischer Sprache online und gedruckt in einer offiziellen Gazette zugänglich und zum Teil auch in inoffizieller englischer Übersetzung nachzulesen.

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