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Neuer Schub bei erneuerbaren Energien

Mittelfristig soll der Anteil erneuerbarer Energien in Kolumbiens Strommatrix 12 Prozent ausmachen. Neben Wind und Solar bieten Netzausbau und Speichersysteme gute Chancen.

Von Janosch Siepen | Bogotá

Bis 2030 will Kolumbien seine Treibhausgase halbieren. Laut Präsident Iván Duque soll das Land bis 2050 einen Null-Emissionen Energiehaushalt haben. Gemäß dem Energy Transition Index 2020 des World Economic Forum ist Kolumbien bereits jetzt das Land in Lateinamerika mit dem zweitgrößten Fortschritt bei der Energiewende. Das liegt vor allem am hohen Anteil der Wasserkraft (74,1 Prozent) an der Stromproduktion. Im weltweiten Vergleich liegt das Land auf Rang 25.

Neues Vergabeverfahren im Oktober 

So geht der Ausbau der erneuerbaren Energien in Kolumbien kräftig voran. Bisher machen Biomassekraftwerke, Solaranlagen und Windparks zwar nur 282,4 Megawatt aus (Stand Mai 2021). Doch soll das Land bis einschließlich 2022 laut Energieminister Diego Mesa 2.800 Megawatt an installierter Kapazität von erneuerbaren Energien erreichen. Acht Projekte (siehe Tabelle) im Wert von 2,2 Milliarden US-Dollar (US$) wurden bei einer Auktion im Oktober 2019 bereits versteigert. Die fünf Windkraftanlagen und drei Solarparks sollen für insgesamt 1,3 Gigawatt an erneuerbaren Energien sorgen. Die Netzeinspeisung beginnt am 1. Januar 2022.

Eine weitere Vergabe findet im Oktober 2021 statt. Projekte mit mindestens 5 Megawatt werden berücksichtigt; die erfolgreichen Bewerberprojekte sollen ab Dezember 2022 für eine Vertragslaufzeit von 15 Jahren in Betrieb gehen.

Investoren für Übertragungsleitungen gesucht

Weitere Investitionsmöglichkeiten bietet der Ausbau des Netzes zur Energietransmission. In den kommenden Jahren sollen 16 Projekte mit einer Gesamtlänge von 800 Kilometern im Wert von 360 Millionen US$ umgesetzt werden. Zu den Projekten gehört unter anderem die La Colectora Übertragungsleitung, die Windparks in La Guajira mit dem Hauptstromnetz verbinden soll. Weitere Leitungen befinden sich an der Karibikküste und im Zentrum des Landes. Anfang Juni 2021 ging die Vergabe für ein Umspannwerk und die zugehörige Leitung im Südwesten Antioquias an das Unternehmen ISA. Den Auftrag für ein weiteres Projekt für ein Umspannwerk und Übertragungsleitungen in der Pazifikregion gewann das Unternehmen Celsia. 

Außerdem bietet der Sektor von Energiespeichersystemen Möglichkeiten für ausländische Investitionen. Zur Jahresmitte bewarben sich zehn Unternehmen auf die Umsetzung des Projekts Sistema de Almacenamiento de Energía Eléctrica con Baterías (SAEEB). Die Bewerberunternehmen sind unter anderem Engie aus Frankreich, das kanadische Unternehmen Solar und ABO Wind aus Deutschland. Das System soll das erste Batteriespeicherprojekt zur Netznutzung in Kolumbien sein. Ort ist die Küstenstadt Barranquilla im Bundesstaat Atlántico. Zu dem Projekt mit einer Kapazität von 45 Megawattstunden gehört auch das Umspannwerk El Silencio und dazugehörige Übertragungsleitungen. Ein genauer Zeitplan für das Vergabeverfahren steht noch nicht fest. Doch sollen die Bauarbeiten bis zum 30. Juni 2023 beendet sein. 

Erfolgreiche Projekte der ersten Versteigerung von Stromlieferverträgen an erneuerbaren Energien

Projekt

Kapazität (in Megawatt)

Typ

Unternehmen

Bundesstaat

CSF Continua Cartago

99

Solar

Trina Solar Generador Colombia S.A.S

Valle del Cauca

Proyecto Parque Solar El Campano

99

Solar

Trina Solar Generador Colombia S.A.S

Córdoba

CSF Continua San Felipe

90

Solar

Trina Solar Generador Colombia S.A.S

Tolima

Beta

280

Wind

Eolos Energía S.A.S

La Guajira

Alpha

212

Wind

Vientos del Norte S.A.S

La Guajira

Parque Eólico Casa Eléctrica

180

Wind

Jemeiwaa Ka‘I S.A.S

La Guajira

Eólico Camelia

99

Wind

Empresa de Energía del Pacífico S.A.

La Guajira

Eólico Acacia 2

80

Wind

Empresa de Energía del Pacífico S.A.

La Guajira

Quelle: UPME (Unidad de Planeacion Minero Energética)

Fantastische Bedingungen

Kolumbien bietet aufgrund seiner Äquatornähe exzellente natürliche Voraussetzungen für die Nutzung erneuerbarer Energien. Diese - zu denen in Kolumbien Wind, Solar und Biomasse gezählt werden - machen aktuell allerdings nur 1,4 Prozent der installierten Kapazität im Hauptstromnetz aus. 68,1 Prozent der Kapazität entfällt auf Wasserkraft, da in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Stauseen errichtet wurden. Thermische, mit Gas oder Kohle betriebene Kraftwerke machen 30,4 Prozent der Kapazität aus. Prognosen zufolge sollen Windenergie und Fotovoltaik bereits 2022 zusammen auf 12 Prozent der installierten Kapazität kommen.

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Laut Sebastian Pack, Direktor beim deutschen Energieunternehmen STEAG in Kolumbien, entwickelt das Unternehmen momentan sechs Fotovoltaikprojekte mit einer Leistung von insgesamt rund 74 Megawatt Peak im Andenstaat. Diese sind bereits nahezu alle genehmigt. Die meisten davon befinden sich an der Nordküste Kolumbiens und sollen 2022 in Betrieb gehen. Das Unternehmen verhandelt mit Direktabnehmern, prüft aber auch eine Teilnahme an der Auktion im Oktober. Die Projekte sollen ab 2022 dann das Hauptnetz beliefern. 

Deutschland als Vorreiter bei erneuerbaren Energien  

Pack zufolge sind vor allem stabile makroökonomische Bedingungen wie der Wechselkurs in Kolumbien erfolgskritisch, da die erzeugte Energie in der lokalen Währung vergütet wird, Investitionskosten allerdings in US-Dollar entrichtet werden müssen. Auch sonstige Rahmenbedingungen wie Fördermechanismen, die Netzinfrastruktur und Anreize für potenzielle Abnehmer von erneuerbaren Energien müssen berücksichtigt werden. Seiner Einschätzung nach gilt Deutschland in Kolumbien als Vorreiter bei erneuerbaren Energien und ist einer der bevorzugten Partner. 

Auch Unternehmen aus Spanien und Frankreich weiten ihr Geschäft mit erneuerbaren Energien aus. Die spanische Gruppe Elecnor bekam mit dem Bauvertrag eines Windparks in La Guajira ihre erste Konzession für erneuerbare Energien im Land. Das Projekt Guajira I für Investitionen von knapp 38 Millionen US$ soll eine Stärke von 20 Megawatt haben. Unter den 41 ausländischen Investmentprojekten der letzten zwei Jahre ist auch das französische Unternehmen GreenYellow vertreten. Im November 2020 eröffnete es seinen ersten von zwölf geplanten Solarparks im Bundesstaat Córdoba. Der Park hat eine Kapazität von 12 Megawatt (Wechselstrom). Im Jahr 2021 will der Projektentwickler insgesamt 41 Millionen US$ investieren. Außerdem kündigten im Juni die Energieunternehmen Grupo de Energía de Bogotá (GEB) und Enel Americás die Fusion der Tochtergesellschaften Emgesa, Codensa und Enel Green Power zu Enel Colombia an. Die Muttergesellschaften werden dadurch voraussichtlich ihr Portfolio an erneuerbaren Energien weiter ausbauen. Die Ratingagenturen Moody's und Fitch bewerten die Reorganisation positiv. 

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