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Branchen | Madagaskar | Wasser

Madagaskar plant erstmals Abwasserentsorgung in Antananarivo

Für die Regierung hat die Wasserversorgung Priorität. Mit diversen geberfinanzierten Programmen im Wasserbau ist in den kommenden Jahren vor allem in den Städten zu rechnen.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Die madagassische Regierung hat den Ausbau der Wasserversorgung mit hoher Priorität versehen. Denn auf allen Ebenen besteht großer Nachholbedarf. In den kommenden Jahren ist mit Investitionen vor allem in der Hauptstadt Antananarivo sowie in den Sekundärstädten des Landes zu rechnen. Auch wenn das Ziel unrealistisch erscheint: Die Regierung bleibt dabei, bis 2030 die gesamte Bevölkerung des Landes mit Wasser versorgen zu wollen. Derzeit liegt die Zugangsrate zu Trinkwasser bei unter 50 Prozent. Zunehmende Umweltprobleme machen außerdem Maßnahmen in der Abwasserentsorgung dringend erforderlich.

Inwieweit der hochverschuldete madagassische Staat in den nächsten Jahren in der Lage sein wird, zu investieren, hängt maßgeblich vom Verhalten internationaler Geber ab. Besonders aktiv im Bereich der Wasserversorgung sind derzeit UNICEF, die Weltbank, die Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) die Europäischen Investitionsbank (EIB) und die französische Agence Francaise de Développement (AFD). Kommt die Finanzierung von einem der vorgenannten Geber, verfügen deutsche Unternehmen über Zuliefer- und Beratungsmöglichkeiten.   

EU und französische AFD bieten finanzielle Unterstützung

Auch wird die Abwasserentsorgung aufgrund zunehmender Umweltprobleme immer wichtiger. In der Millionenstadt Antananarivo dürften konkrete Maßnahmen bald beginnen: Das Programme Intégré d'Assainissement d'Antananarivo (PIAA) von der EU und der französischen AFD bietet finanzielle Unterstützung.

Geplant ist neben einer verbesserten Fäkalentsorgung auch die kontrollierte Ableitung von Regenwasser. Die jüngsten heftigen Zyklone haben zu Überschwemmungen geführt und gezeigt, wie dringend derartige Maßnahmen sind. Ausschreibungen für Studien, Bauaufsicht sowie zur Unterstützung des zuständigen Ministère de l’Eau, de l’Assainissement et de l’Hygiène (MEAH) könnten noch 2023 veröffentlicht werden.

Masterplan für Abwasserentsorgung in Sekundärstädten liegt vor

Mittelfristig möchte der Staat auch in weiteren großen Städten des Landes eine Abwasserentsorgung einführen. Dafür hat die AfDB mit dem Projekt Schémas Directeurs d’Assainissement de Huit Centres Urbains Secondaires de Madagascar (SDAUM) bereits vor einigen Jahren eine Art Masterplan erstellen lassen.

Doch muss der institutionelle Rahmen für den städtischen Abwasserbereich noch geschaffen werden. Offiziell ist die staatliche Jirama zuständig und bekommt dafür auch ein Budget zugewiesen. Jirama fehlen jedoch die Kompetenzen und das Geld, um größere Projekte umsetzen zu können. Bislang wird in den Städten das Abwasser ungereinigt in die nahe gelegenen Flüsse abgeleitet.

Ausbau der städtischen Wasserversorgung gewinnt an Dringlichkeit

In den schnell wachsenden Städten müssen die Wasserversorgungsnetze dringend modernisiert und ausgebaut werden. Sie stammen zum Teil noch aus der französischen Kolonialzeit. Speziell in der Hauptstadt Antananarivo wird der Handlungsbedarf deutlich: Deren Großraum wächst jährlich um etwa 150.000 Einwohner. Auch hier ist Jirama zuständig, aber nicht in der Lage, ohne Fremdhilfe zu investieren. Die EIB und die Weltbank stellen daher Kapital für den Netzausbau und die Entwicklung eines Masterplans für die kommenden Jahrzehnte zur Verfügung. Ausschreibungen hierfür werden in der Regel von Jirama veröffentlicht.

Ausgewählte Großprojekte in Madagaskar

Projektbezeichnung

Investitionssumme

Projektstand 

Projektträger

National Water Project (Antananarivo, Antsiranana, Mahajanga, Antsirabe, Fianarantsoa, und Manakara)

220 Mio. US-Dollar

Finanzierung wurde 2022 von Weltbank bewilligt

Jirama, Ministère de l'Eau, de l'Assainissement et de l'Hygiene (MEAH)

Jirama Water III

74 Mio. Euro

Geplant

Jirama, Ministère de l’Eau, de l’Assainissement et de l’Hygiène (MEAH)

Programme Intégré d'Assainissement d'Antananarivo (PIAA)

34 Mio. Euro

Für 2023 ist mit Ausschreibungen für Studien und Bauaufsicht zu rechnen

Ministère de l'Aménagement du Territoire et des Services Fonciers (MATSF), Ministère de l’Eau, de l’Assainissement et de l’Hygiène (MEAH)

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen 2023

In ländlichen Gegenden und kleineren Städten sind die lokalen Behörden noch weniger in der Lage, umfassende Investitionen durchzuführen. Nun sollen vermehrt private Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen im Rahmen von Public-private-Partnerships (PPP) beteiligt werden. So wurde bereits in der Kleinstadt Ihosy ein privater lokaler Konzessionär mit dem Betrieb des städtischen Wassernetzes beauftragt. Die privaten Akteure sollen die Wasserversorgung effizienter und günstiger gestalten. Teure Technologien sind nicht gefragt, denn der Regierung geht es auch darum, den Wasserpreis niedrig zu halten.

Die technischen Lösungen auf dem Land umfassen die Ableitung und Reinigung von Wasser aus Flüssen sowie den Bau von Brunnen in trockeneren Gegenden. In einigen trockenen Küstengegenden im Süden kommen auch kleinere Entsalzungsanlagen für die Reinigung des salzigen Grundwassers zum Einsatz. Im Süden, der in den vergangenen Jahren zunehmend unter Trockenheit zu leiden hatte, fließt auch Geld in die Verlegung von Rohren, um entferntes Flusswasser in Ortschaften zu leiten. Zuständig für die ländliche Wasserversorgung ist nicht Jirama sondern das MEAH, welches auch die Ausschreibungen veröffentlicht.

Private Akteure achten mehr auf Qualität als auf den Preis

Auch private Unternehmen mit hohem Wasserbedarf investieren in eigene Anlagen, vor allem aus den Bereichen Landwirtschaft (vor allem Reis, Zuckerrohr, Baumwolle), Tourismus, Bergbau und Industrie. Diese Unternehmen legen bei der Wasserversorgung mitunter Wert auf gute Qualität und Beratung, weshalb deutsche Anbieter dort über Chancen verfügen, ins Geschäft zu kommen.

Aufgrund der geringen Marktgröße bedienen deutsche Unternehmen Madagaskar bislang aus der Distanz. Entweder geschieht dies über französische Partner, welche oft in Réunion eine Filiale unterhalten oder über Johannesburg in Südafrika, wo viele deutsche Unternehmen präsent sind. Südafrika und Madagaskar sind beide Mitglied in der Southern African Development Community (SADC), innerhalb der niedrige Zölle gelten. Nachteil sind die oft fehlenden Französischkenntnisse in Südafrika, die in Madagaskar aber notwendig sind.

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest (GTAI)

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Südliches Afrika

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Exportinitiative Umwelttechnologien

Exportinitiative des Bundesumweltministeriums

Ministère de l’Eau, de l’Assainissement et de l’Hygiène (MEAH)

Ministerium für Wasserver- und -entsorgung koordiniert die Entwicklung sowie operative Tätigkeiten 

Autorité Nationale de l’Eau et de l’Assainissement (ANDEA)

Regulierungsbehörde für den Wassersektor

Jirama

Staatlicher Wasserversorger

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