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Wirtschaftsausblick | Mosambik

Rohstoffboom weckt neue Hoffnungen

Mosambik hat das Potenzial, zu einem wichtigen Erdgasexporteur aufzusteigen, vorausgesetzt, die Lage in den Fördergebieten entspannt sich weiter und Investitionen fließen wieder.

Von Marcus Knupp | Berlin

Top-Thema: Investitionen in Gasförderung wieder aufgenommen

Gute Nachrichten von den Erdölkonzernen: Das Konsortium um die französische TotalEnergies will 2024 die Arbeiten zur Vorbereitung der Förderung im Offshore-Gasfeld Area 1 des Rovuma-Beckens wieder aufnehmen. ExxonMobil aus den USA wird voraussichtlich 2024 oder 2025 die endgültige Investitionsentscheidung für die Förderung in Area 4 treffen. Die italienische Eni, die bereits Gas aus dem kleineren Coral Sul Feld exportiert, hat angekündigt, ebenfalls 2024 über die Installation einer zweiten schwimmenden Gasverflüssigungsanlage zu entscheiden.

Mit dem Start dieser Vorhaben rechnet die Regierung in Maputo bis 2024 mit einer Verdreifachung der ausländischen Direktinvestitionen auf rund 4,5 Milliarden Euro. Insgesamt sind für den Ausbau der Erdgasförderung und -verflüssigung von Erdgas in Mosambik bis 2030 Investitionen von mehr als 50 Milliarden US-Dollar (US$) geplant. Neben Offshore-Förderplattformen und kleineren Verflüssigungsanlagen auf See umfassen die Projekte von Total und ExxonMobil auch große Standorte an Land zur Produktion, Lagerung und Verladung von Flüssigerdgas (LNG).

Mosambik ist reich an mineralischen Rohstoffen. Zentrale Ressourcen wie die großen Erdgasvorkommen vor der Küste oder die Graphit- und Rubinminen befinden sich jedoch in der nördlichsten Provinz Cabo Delgado, die in den vergangenen Jahren von schweren Unruhen betroffen war. Insbesondere die Gasprojekte wurden infolge der Kampfhandlungen unterbrochen. Unter Mithilfe der militärischen Intervention von Truppen aus den Staaten der Southern African Development Community (SADC) und Ruanda hat sich die Lage seit 2022 stabilisiert.

Wirtschaftsentwicklung: Solide Wachstumsraten auf unsicherem Fundament 

Zwischen 5 und 7 Prozent soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Mosambiks in den kommenden Jahren jährlich wachsen. Davon gehen die Analysten des Internationalen Währungsfonds (IWF) ebenso aus wie die in der Regel kritischeren Prognosen der Economist Intelligence Unit (EIU). Voraussetzung ist, dass größere Störungen wie ein Wiederaufflammen des Cabo-Delgado-Konflikts ausbleiben. 

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Treiber des Wirtschaftswachstums im Jahr 2023 waren neben den anlaufenden Flüssiggasexporten aus dem Feld Coral Sul die Stabilisierung des Dienstleistungssektors nach dem Abflauen der Coronakrise. Im Rahmen des bis Mitte 2025 laufenden IWF-Hilfsprogramms strebt die mosambikanische Regierung eine Konsolidierung des Staatshaushalts an. Dazu trägt auch eine im Oktober 2023 erzielte außergerichtliche Einigung zwischen Maputo und der Schweizer Bank UBS über irregulär aufgenommene und zum Teil veruntreute Kredite an das südafrikanische Land bei. Damit werden weitere Enthüllungen in dem Verfahren, die die internationalen Beziehungen der Regierung belasten könnten, unwahrscheinlich. 

Die Staatsschuldenquote hatte dem IWF zufolge im Jahr 2020 einen Höchststand von 120 Prozent erreicht. Seitdem sinkt sie infolge des anziehenden Wirtschaftswachstums und lag 2023 bei etwas über 90 Prozent, ein Niveau, auf dem sie nach Prognosen bis 2026 verharren wird.

Investitionen: Dringend benötigte Infrastruktur

Nicht nur die Erdgasfelder und die geplanten LNG-Anlagen im Norden müssen erschlossen werden. Auch insgesamt hat Mosambik einen enormen Nachholbedarf an Infrastruktur. Nur wenige Gebiete sind durch asphaltierte Straßen erschlossen. Eisenbahnlinien verbinden nur die Häfen mit den Rohstoffquellen im Hinterland, nicht aber die Landesteile untereinander. Nur rund ein Drittel der Bevölkerung hat Zugang zu Elektrizität. Auch hier fehlt es an Verbindungen in die einzelnen Regionen und an Verteilungsnetzen beziehungsweise lokalen Netzwerken.

Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite, Rubrik "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".

Außenhandel: Exporte stabil

Das Exportwachstum wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen. Neben steigenden Ausfuhren von Aluminium und Kohle werden auch wachsende Mengen an Flüssiggas exportiert. Die wichtigsten Zielländer sind Indien, Südafrika und das Vereinigte Königreich. Ein großer Teil der Importe wird in den kommenden Jahren, wie auch schon 2022, auf Maschinen und Anlagen entfallen, die für Energie- und Infrastrukturprojekte benötigt werden. Ein weiterer wichtiger Posten sind Brennstoffe. Darüber hinaus werden zahlreiche Konsumgüter aus dem Ausland bezogen. Die wichtigsten Lieferländer sind Südafrika, China, Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Die Lieferung einer schwimmenden LNG-Produktionsanlage aus Südkorea im Jahr 2022 hat die Rangfolge verändert.

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Deutsche Perspektive: Im regionalen Vergleich wenig beachtet

Nur wenige deutsche Unternehmen sind in Mosambik präsent. Wesentliche Gründe dafür sind der niedrige Entwicklungsstand, die als unsicher wahrgenommene politische Lage, die für die meisten Unternehmen weniger zugängliche Geschäftssprache Portugiesisch und nicht zuletzt die Nähe zum etablierten Standort Südafrika. Dort haben die meisten der in der Region tätigen deutschen Unternehmen ihre Vertretungen. Die mosambikanische Hauptstadt Maputo ist von Johannesburg oder Durban aus gut zu erreichen.

Das Handelsvolumen zwischen Mosambik und Deutschland lag 2022 bei bescheidenen 214 Millionen Euro. Davon entfielen knapp 50 Millionen Euro auf deutsche Lieferungen. Die größten Posten darunter waren Erzeugnisse der chemischen Industrie (10 Millionen Euro), Maschinen (8,6 Millionen Euro) und elektrotechnische Erzeugnisse (5,5 Millionen Euro). Noch 2019 war das Handelsvolumen fast doppelt so groß. Aus deutscher Sicht sind neben den Getreidelieferungen vor allem die Maschinenexporte zurückgegangen. Mit dem Beginn der Investitionen in die großen Erdgasprojekte wird auch die Nachfrage nach Maschinen und Ausrüstungen wieder steigen. Bei den deutschen Importen aus Mosambik lag 2022 Aluminium (88 Millionen Euro) vor Tabak (27 Millionen Euro) und Steinkohle (15 Millionen Euro).

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Stärken und Schwächen des Standortes Mosambik erörtert unsere SWOT-Analyse.

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