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Branchen | Oman | Klimawandel

CO2-Anstieg soll gebremst werden

Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes sind vor allem im Stromsektor sowie im Bereich Öl- und Gasförderung geplant. Ein weiterer Subventionsabbau soll den Verbrauch drosseln.

Von Robert Espey | Dubai

In Oman hat sich der CO2-Ausstoß von 1995 bis 2020 von 15,7 Millionen auf 62,2 Millionen Tonnen erhöht, so die Berechnungen des "Global Carbon Projects". Das Sultanat ist der UN-Rahmenübereinkunft über Klimaänderungen (UN Framework Convention on Climate Change/UNFCCC) 1995 beigetreten und hat 2019 das Pariser Klimaabkommen ratifiziert. Den jüngsten Bericht im Rahmen der UNFCCC hat Oman im Juli 2021 vorgelegt (Second Nationally Determined Contribution/NDC2).

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Das Sultanat sieht sich als eines der am stärksten vom Klimawandel bedrohten Länder in der Region Westasien. Hingewiesen wird unter anderem auf deutlich ansteigende Durchschnittstemperaturen, die Risiken des Meeresspiegelanstiegs (der Großteil der omanischen Bevölkerung lebt in den Küstenregionen), sinkende Niederschläge und häufigere Extremwetterlagen, insbesondere tropische Zyklone.

Der NDC2-Report geht in seinem "Business As Usual"-Szenario (BAU) von einem Anstieg der CO2-Emissionen bis 2030 auf 125 Millionen Tonnen aus. Dabei wird von einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von 3 Prozent und einem Bevölkerungsanstieg auf 6,3 Millionen (Oktober 2021: 4,4 Millionen) ausgegangen. Beide Wachstumsannahmen könnten sich aber als unrealistisch hoch erweisen.

Oman strebt eine Reduktion des CO2-Austoßes gegenüber dem BAU-Wert um 7 Prozent an. Die Obergrenze für 2030 läge damit bei 116 Millionen Tonnen. Eine 4-prozentige Verminderung will Oman aus eigener Kraft schaffen. Die restlichen 3 Prozent sollen durch internationale und bilaterale Unterstützung ermöglicht werden.

Als wichtige Maßnahmen zur Erreichung des CO2-Reduktionsziels nennt der NDC2-Report unter anderem die Nutzung erneuerbarer Energien, Effizienzsteigerungen bei bestehenden konventionellen Kraftwerken, den Bau weiterer GuD-Kraftwerke (Gas- und Dampfturbinen) und das Beenden von "Gas Flaring" in Öl- und Gasfeldern. Der Energieverbrauch der privaten Haushalte soll durch energiesparende Geräte sowie die vollständige Streichung von Subventionen für Strom, Wasser und Benzin bis 2025 gesenkt werden.

Eine Dekarbonisierung des Transportsektors, der in der Vergangenheit wesentlich für die steigenden CO2-Emissionen verantwortlich war, soll vorerst nicht in Angriff genommen werden. Es ist aber vorgesehen, in den nächsten Jahren Studien zur Entwicklung eines Aktionsplans zu erstellen.

Erneuerbare Energien haben nun Priorität

Dem NDC2-Report zufolge ist geplant, bis 2030 den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung auf 20 Prozent zu erhöhen, bis 2040 sollen es 35 bis 39 Prozent werden. Es gibt aber auch andere offizielle Erklärungen, die schon für 2030 einen Anteil von 30 Prozent ankündigen.

Der NDC2-Bericht enthält als konkrete Planung das 2019 veröffentlichte "7 Years Statement" der für die Stromversorgung zuständigen Oman Power and Water Procurement Company (OPWP). Dort ist vorgesehen, bis 2027 Solar- und Windkraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 2,7 Gigawatt (GW) ans Netz zu bringen.

Aktuell verfügt Oman über Kraftwerkskapazitäten von 12 GW (ohne Off-Grid Kapazitäten), davon entfallen 550 Megawatt (MW) auf Solar- und Windenergie (Dhofar 1 Wind mit 50 MW; Ibri Solar mit 500 MW). Derzeit ist kein Solar- oder Windkraftwerk im Bau. Zwei Fotovoltaikprojekte mit jeweils 500 MW könnten 2022 vergeben werden (Manah I und II). Zwei Windkraftprojekte stecken in der Präqualifizierungsphase fest (Duqm 1 mit 200 MW; Dhofar II mit 100 MW).

Öl- und Gasförderung strebt bis 2050 "Zero Emissions" an

In Oman werden bei der Öl- und Gasförderung große Gasmengen abgefackelt (Gas Flaring). Gemäß den Daten des Global Gas Flaring Tracker Report der Weltbank lag das in Oman abgefackelte Gasvolumen 2020 bei 2,5 Milliarden Kubikmeter. Das routinemäßige Abfackeln soll bis 2030 beendet werden (Zero Routine Flaring). Oman hat sich der 2015 von der Weltbank gestarteten Initiative "Zero Routine Flaring by 2030" angeschlossen.

Petroleum Development Oman (PDO), die staatliche Öl- und Gasgesellschaft, arbeitet schon seit Jahren an Maßnahmen zur Reduktion des abgefackelten Gasvolumens und will bereits deutlich vor 2030 das Abfackeln vollständig einstellen. Die PDO hat 2018 in ihrem Nachhaltigkeitsbericht eine entsprechende Planung vorgelegt. Das Gas soll vor allem zur Stromerzeugung genutzt werden.

Der von der Öl- und Gasindustrie benötigte Strom soll langfristig fast ausschließlich auf erneuerbare Energien entfallen. Die PDO hat 2020 zur eigenen Stromversorgung das Kraftwerk Amin Solar mit 125 MW in Salalah (Provinz Dhofar) in Betrieb genommen und plant eine weitere Fotovoltaikanlage mit 100 Megawatt.

Ein Joint Venture aus der PDO und GlassPoint (USA) hat 2019 für 600 Millionen US-Dollar eine Solarthermalanlage (1 GW) fertiggestellt, die Wasserdampf zur Druckerhöhung in den Amal Ölfeldern liefert. GlassPoint ist 2020 in die Liquidation gegangen. GlassPoint und Occidental of Oman wollten für die Mukhaizna Ölfelder eine 2 GW-Solarthermalanlage installieren.

"Direct Air Capture"-Projekt mit Fragezeichen

Das Schweizer Start-up Climeworks, eine Ausgründung der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich, arbeitet in Oman zusammen mit einem lokalen Partner (Carbon Removal Firm 44.01) an einem DAC-Projekt (Direct Air Capture). Das Vorhaben prüft die Speicherung von aus der Atmosphäre entnommenen CO2 in Peridotitgestein, das für die CO2-Einlagerung besonders geeignet sein könnte. Oman verfügt über große Peridotitvorkommen.

Climeworks betreibt bereits zwei DAC-Anlagen. Die erste wurde 2017 in der Nähe von Zürich gebaut, die zweite arbeitet seit September 2021 in Island. Das in der Schweizer Anlage gewonnene CO2 wird in Gewächshäusern zur Düngung eingesetzt. Das in Oman gespeicherte CO2 könnte im Emissionszertifikatehandel vermarket werden.

Die Kosten von DAC-Projekten sind derzeit noch sehr hoch, könnten aber künftig deutlich sinken. Um eine positive Klimabilanz zu erreichen, ist die Deckung des Energiebedarfs der DAC-Anlagen durch erneuerbare Energien erforderlich.

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