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„Smart Farming“ noch neu in Pakistan

Trotz der geringen Wirtschaftskraft ist der Primärsektor von zentraler Bedeutung für das südasiatische Land. Agrartechnik soll die Effizienz steigern.

Von Heena Nazir | Dubai

Die Landwirtschaft trägt circa 20 Prozent zum pakistanischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Allerdings ist die Produktivität sehr gering und die Armut weit verbreitet. Dennoch spielt der Sektor eine bedeutende Rolle für die Islamische Republik. Schätzungen zufolge beziehen noch immer fast 40 Prozent der Einwohner ihr Einkommen direkt oder indirekt aus dem Primärsektor.

Die Bevölkerung Pakistans wächst rasant. Die Volkszählung von 2017 ergab eine Einwohnerzahl von circa 208 Millionen. Bis 2030 wird ein Anstieg auf über 240 Millionen und bis 2050 auf über 300 Millionen erwartet. Gleichzeitig soll die Lebenserwartung steigen. Ein solches exponentielles Wachstum wird das bereits angeschlagene Landwirtschaftssystem erheblich belasten.

Ein weiteres Problem ist der Klimawandel. Dieser trifft Länder, die auf Agrarwirtschaft angewiesen sind, besonders hart. Auswirkungen sind bereits spürbar. Bauern beschweren sich seit Jahren über die schlechtere Qualität ihrer Ernte. Im Oktober 2018 wurde die Initiative Clean Green Pakistan Movement ins Leben gerufen.

Auf Investitionen seitens der Regierung kann man hier aber nicht zählen, das lässt die Haushaltslage des Landes nicht zu. Der Green Climate Fund und die Food and Agricultural Organisation der Vereinten Nationen haben Pakistan in 2019 circa 35 Millionen US-Dollar (US$) für die Einführung einer klimafreundlichen Landwirtschaft und eines Wassermanagements zur Verfügung gestellt. Dadurch soll die Produktivität nachhaltig gesteigert werden. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, reicht aber bei Weitem nicht aus, um eine langfristige Veränderung herbeizurufen, sagen Branchenkenner.

Regierung schafft Anreize

In dem Strategiepapier Pakistan Vision 2025 gehört die Ernährungssicherheit zu einer der sieben vorrangigen Aktionsbereiche. Zu den fünf wichtigsten Zielen zählt „die Schaffung eines modernen, effizienten und diversifizierten Agrarsektors, der eine stabile Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln gewährleisten kann und dabei Qualitätsprodukte für den Export bereitstellt“.

Im Global Food Security Index 2020 (GFSI) des Wirtschaftsinstituts Economist Intelligence Unit zeigen sich die Defizite des Landes deutlich. Pakistan belegte Rang 80 von 113 Ländern. Der GFSI umfasst vier Hauptkriterien: Verfügbarkeit, Erschwinglichkeit sowie Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln. Im Jahr 2020 kam ein weiterer Indikator dazu, „Natürliche Ressourcen und Belastbarkeit“. Die Islamische Republik liegt damit hinter Indien (71) und Sri Lanka (75), aber noch vor Bangladesch (84).

Um die Ziele zu erreichen, wurden sowohl auf Bundes- als auch auf Provinzebene verschiedene Programme und Anreize zur Modernisierung und Erweiterung bestehender Kapazitäten im Primärsektor aufgelegt. Diese Initiativen umfassen einfache und langfristige Kreditfazilitäten, Bildungsprogramme für Bauern und Subventionen. Darüber hinaus bietet die Regierung finanzielle Unterstützung und niedrige Steuern für landwirtschaftliche Maschinen an.

Zu eines der erfolgreichsten Vorhaben gehört das Southern Punjab Poverty Alleviation Project im Wert von über 195 Millionen US$. Mithilfe eines Darlehens des Internationalen Fonds der Vereinten Nationen soll die Effizienz im Agrarbereich gesteigert werden. Bisher konnte man bereits 1,5 Millionen Menschen in ländlichen Gebieten helfen. Das Projekt soll bis 2022 fertiggestellt werden.

Agrartechnologie soll Effizienz steigern

Weiterhin setzt die Islamische Republik auf Zukunftstechnologien. „Smart Farming“ - auch „Farmers 4.0“ genannt - soll Wissenschaft, Technologie und Digitalisierung verbinden und so die Entwicklung der Landwirtschaft fördern. Auf einer Pressekonferenz kündigte der pakistanische Umweltminister Zartaj Gul an, dass diese neuen Technologien helfen werden, dem Sektor wieder zu altem Glanz zu verhelfen.

Die Anwendung von Agrartechnologie steht aber noch am Anfang und wird zum jetzigen Stand kaum genutzt, erklärten Unternehmensvertreter in Interviews mit Germany Trade and Invest. Für den überwiegenden Teil der Landwirte dürfte neben dem Know-how, die Finanzierung weiterhin ein Hauptproblem sein.

Erste Projekte wurden bekannt gegeben

Das Punjab Information Technology Board (PITB) hat in Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftsministerium und dem privaten Sektor ein Pilotprojekt für Agrartechnologie gestartet. Mithilfe hoch entwickelter Mess- und Kontrolltechnik und speziellen Computerprogrammen sollen die notwendigen Daten für die Optimierung der Abläufe eingeholt werden, um damit höchstmögliche Ernteergebnisse zu garantieren.

Zum Einsatz kommen vor allem Sensoren für Klima, Temperatur und Bodenfeuchtigkeit, die dann über das Internet oder per SMS an die Bauern übermittelt werden. Mit Pilotprojekten wurde in Vehari, Sargodha und Layyah begonnen. Hier ist man auf ausländische Unterstützung angewiesen. Maschinen für diese Technik werden aus anderen Ländern eingeführt, während die Software von der PITB vor Ort programmiert wird.

Auch in der Gründerszene arbeitet man an innovativen Lösungen. Beispielsweise hat ein pakistanisches Agritech-Start-up - Industrial Vision Systems - eine Maschine entwickelt, die mithilfe künstlicher Intelligenz landwirtschaftliche Produkte nach ihrer Qualität sortiert. Das Jungunternehmen sei in Gesprächen mit mehreren Ländern. Lokalen Nachrichtenagenturen zufolge zeigen die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und Jordanien Interesse an dem „intelligenten“ Sortierapparat aus Pakistan.

Ausgewählte aktive Agrartechfirmen in Pakistan (lokal und international)

Unternehmen

Informationen

Ricult

Das Start-up bietet eine mobile Plattform für die Beschaffung, Vermarktung und den Verkauf von landwirtschaftlichen Produkten an. Weiterhin werden unter anderem agronomische Dienstleistungen angeboten.

Cowlar

Integrierte digitale Plattform für die Milchindustrie. Sie bietet Echtzeitüberwachungen von Kühen an und können so Alarm schlagen, falls es Probleme gibt.

PakAgriMarket

Online-Marktplatz für agrarwirtschaftliche Erzeugnisse

Peepu

Anbieter einer Online-Agrarhandelsplattform für Landwirte und Händler

Agribusiness

Online Firma bietet Beratung für Agrartechnologie an

Quelle: Recherche GTAI

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