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Branchen | Polen | Business Process Outsourcing

Exporte moderner Business Services steigen

Zu Polens Vorteilen als Standort für Business Services zählen niedrige Kosten und die dynamische Start-up-Szene. Bayer gründet in Warschau einen Hub für Informationstechnologie.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Polen gewinnt als Standort für die Auslagerung von Business Services an Bedeutung. Das Beratungsunternehmen Kearney stufte das Land in seinem Ranking 2021 der 60 attraktivsten Länder auf Platz 14 ein. Im vorangegangenen Ranking von 2019 lag Polen erst auf Platz 24.

Unter den europäischen Ländern liegen aktuell nur das Vereinigte Königreich und Estland vor Polen. Die globalen Spitzenpositionen belegen Indien, China und Malaysia. Die Hauptkriterien des Global Services Location Index (GSLI) waren finanzielle Attraktivität, Kompetenz und Verfügbarkeit von Arbeitskräften sowie das Businessumfeld sowie das Umfeld für Informationstechnologie (IT). 

Anzahl der Beschäftigten wächst

Finanzielle Aspekte und die regen Aktivitäten von Start-ups zählen für Kearney zu den Pluspunkten Polens. Warschau und Kraków (Krakau) entwickelten sich zu regionalen Start-up-Zentren, weshalb die beiden Städte globale Player wie Microsoft und Google anlockten. Diese planen Milliardeninvestitionen in die Digitalisierung der Wirtschaft und in Cloud-Services.

Die Anzahl der Beschäftigten in Business Service Zentren hat in Polen über die vergangenen Jahre hinweg stetig zugenommen. Im 1. Quartal 2021 waren laut der polnischen Association of Business Service Leaders (ABSL) rund 363.000 Personen in diesem Sektor tätig, darunter 295.000 für ausländische Gesellschaften. Im 1. Quartal 2020 lag die Beschäftigung erst bei 338.000 beziehungsweise 275.500. Als vorteilhaft für die Investoren erwies sich in der Coronapandemie laut dem Direktor bei der ABSL, Paweł Panczyj, der schnelle und reibungslose Wechsel der Beschäftigten ins Homeoffice.

Dienstleistungen werden immer anspruchsvoller

Auch im Bereich Business Services verändern sich mit fortschreitender Digitalisierung und Automatisierung die Anforderungen. Deshalb gewinnen laut Kearney für die Investoren digitale Infrastrukturen und Kompetenzen im IT-Bereich als Auswahlkriterien an Bedeutung, so etwa das Wissen über die Digitalisierung, neue Technologien, Cyberkriminalität und Automatisierungstrends. Folglich sind laut Panczyj entsprechende Fortbildungen des Personals notwendig, ebenso eine Verbesserung der digitalen Kompetenzen der Bevölkerung im Allgemeinen.

Insgesamt rund 1.500 Firmen sind in Polen im Bereich Business Services aktiv. Gut die Hälfte (53 Prozent) der von den einschlägigen Zentren übernommenen Prozesse waren 2020 fortgeschritten und anspruchsvoll. Polen erbringt zunehmend kompliziertere und teurere Leistungen. Die Coronakrise gab den Exporten solcher Dienstleistungen Auftrieb, die 2020 laut der polnischen Zentralbank NBP um 10 Prozent auf gut 28 Milliarden US-Dollar, rund 23 Milliarden Euro stiegen. Damit hatten sie einen Anteil an den gesamten Ausfuhren von Dienstleistungen von beachtlichen 42 Prozent.

Exporte von modernen Business Services (in Mrd. US$)

2018

2019

2020

Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT)

8,0

8,6

9,5

Sonstige Business Services

15,9

17,0

18,7

Insgesamt

23,9

25,6

28,2

Quelle: Polnische Zentralbank NBP

Neue Projekte zeichnen sich ab

Panczyj erwartet laut Tageszeitung Rzeczpospolita für 2021 einen neuen Rekord beim Export von Business Services. Seit Herbst 2020 beobachte die ABSL eine Beschleunigung beim Zufluss neuer Investitionen. Globale Konzerne wollten immer mehr Shared Service Center (SSC) einrichten. Die Polnische Agentur für Investitionen und Handel (Polska Agencja Inwestycji i Handlu; PAIH) konnte im 1. Quartal 2021 bereits neun Projekte aus dem Bereich Business Services unter Dach und Fach bringen und begleitet 46 weitere.

Shell Business Operations beschäftigt in seinem Zentrum in Kraków rund 4.400 Mitarbeiter. Nun baut der Mineralölkonzern dort seine Abteilungen Retail und External Relations weiter aus. Das Citi Solutions Center erhöhte seine Beschäftigung 2020 um knapp ein Fünftel auf 5.300 Mitarbeiter. Diese erbringen Service-Leistungen für Gesellschaften der Gruppe in fast 100 Ländern.

Der deutsche Konzern Bayer verfügt bereits über ein SSC in Gdańsk (Danzig) mit 900 Mitarbeitern. Nun will er in Warschau einen Digital-Hub einrichten, in dem rund 400 Informatiker tätig werden sollen. Dieses neue Zentrum wird sich mit Lösungen im Bereich Landwirtschaft und Pharmazie befassen, darunter Machine Learning und künstliche Intelligenz. Wenn es um solche Innovationen geht, sind die Polen besonders talentiert, wie der Bayer-Vorsitzende für Mittel- und Osteuropa, Markus Baltzer, gegenüber der Tageszeitung Puls Biznesu sagte. Mit der Personalsuche soll Ende Mai 2021 begonnen werden. Der Investitionswert beträgt einige Millionen Euro.             

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