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Special Russland Konnektivität

Russland fehlen Investoren für die Transportinfrastruktur

Die russische Regierung kürzt geplante Ausgaben für Schienen und Häfen. Da sich für Public-Private-Partnerships keine Investoren finden, kommen viele Projekte nicht zustande.

Von Lukas Latz | Berlin

Russland muss viele geplante Projekte zum Ausbau von Häfen, Bahnstrecken und Flughäfen verschieben. Nur die Ausgaben für den Straßenbau werden erhöht. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Investitionsgesellschaft InfraOne, die öffentlich verfügbare Informationen zum Haushalt der russischen Regierung zusammenführt.

Staat gibt mehr Geld für Straßen aus als geplant

In den nächsten Jahren wird Russland einzig im Straßenbau seine Ausgaben deutlich erhöhen. Zwischen 2021 und 2025 könnte Russland 50 Milliarden Euro für die Sanierung von Straßen ausgeben.

Russland erreichte bisher zwar seine Planziele bei der Instandhaltung von Straßen, gab dafür aber in den Jahren 2019 und 2020 fast 30 Prozent mehr aus, als ursprünglich veranschlagt worden war. Statt 2,8 Milliarden Euro beliefen sich die Kosten für beide Haushaltsjahre auf 3,6 Milliarden Euro.

Die Anzahl an neuen Projekten im Straßenbau, die in Public-Private-Partnerships vorangetrieben werden, ist seit 2019 stark zurückgegangen. Seit 2020 gibt es keine neuen Ankündigungen. Eine Ausnahme ist die Mautautobahn "Meridian", die die Russkaja Holdingowaja Kompania baut.

Wichtige Straßenbauprojekte in Russland

Projekt

Projektträger

Status

Umgehungsstraße um Togliatti und Brücke über die Wolga

Regierung der Region Samara; Dorožno-Stroitel'naja Kompanija "Avtoban"

Beginn der Bauarbeiten; Fertigstellung geplant für 2024

Autobahnverbindung Solncevo-Železnodorožnyj (Region Moskau)

Regierung des Moskauer Gebiets; Lytkarinskaja Platnaja Doroga

Vorbereitung der Bauarbeiten

Mautautobahn Moskau - Kasan - Jekaterinburg

Awtodor

Im Bau; geplante Fertigstellung: 2024

Bau einer Brücke über den Fluss Lena, Respublika Sacha

Regierung der Republik Sacha (Jakutien); AO Prosveščenie; OOO SB Kapital; OOO Infrastruktura Detstva

Vorbereitung der Bauarbeiten; Finanzierung für die privaten Investoren gesichert seit April 2021

Renovierung der nördlichen Doublierung des Kutuzow-Prospekts

Stadt Moskau

Beginn der Bauarbeiten; Fertigstellung geplant für 2023

Bau einer Brücke über den Kaliningrader Meerbusen

Gebiet Kaliningrad; größeres Joint Venture unter Beteiligung des Staatskonzerns Rostech

Projektierung 2021 abgeschlossen; Vorbereitung einer ökologischen Expertise zum Projekt

Bau einer vierten Brücke über den Ob in Nowosibirsk

Gebiet Nowosibirsk

Beginn der Bauarbeiten; Fertigstellung geplant für Ende des Jahres 2022

Quelle: InfraOne

Russland verfolgt Ausbau der Baikal-Amur-Magistrale

Im Jahr 2020 investierte Russlands Eisenbahngesellschaft RZD 8,7 Milliarden Euro in die Modernisierung des Schienennetzes. Priorität hat der Bau einer zweiten Spur auf der Baikal-Amur-Magistrale bis 2024.

Die Baikal-Amur-Magistrale (BAM) ist eine der Ost-Eisenbahnverbindungen, die durch Sibirien an die pazifische Küste führt. Die BAM endet in der Hafenstadt Wanino. Nach und nach will Russland diese Strecke zweigleisig ausbauen. Ein Problem für den schnellen Ausbau ist der Mangel an Arbeitskräften. Um das geplante Tempo zu gewährleisten, werden in den Sommermonaten 15.000 Arbeiter benötigt. Durch Corona-bedingte Migrationsbeschränkungen ist es schwieriger geworden, zentralasiatische Arbeiter zu verpflichten. Die russische Armee stellte daher bereits Arbeitskräfte zur Verfügung. Auch Strafgefangene werden zur Arbeit einsetzt.

Wichtig sind die transsibirischen Schienenverbindungen vor allem für den Export von Kohle aus den Lagerstätten in Kusbass (Region Kemerowo; Westsibirien) und in Jakutien. Bis 2024 sollen über die Baikal-Amur-Magistrale 45 Millionen Tonnen Kohle für den Export abgewickelt werden. Das entspräche mehr als der Hälfte der aktuellen jährlichen russischen Kohleexporte nach Fernost.

Von der Kohlelagerstätte im jakutischen Elga plant der Investor Albert Awodjan den Bau einer komplett privat finanzierten Eisenbahnlinie, die von der Mine zur Pazifikküste führen soll. Der Bau der 500 Kilometer langen Strecke einschließlich dem Aufbau eines Terminals an der Küste könnte rund 2,5 Milliarden Euro kosten. Wenn das Projekt genehmigt wird, könnten die Bauarbeiten bereits im Jahr 2022 beginnen.

Ein weiteres wichtiges Projekt der Russischen Eisenbahnen (RZD) - neben der BAM - ist der Bau der Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke Moskau - Sankt Petersburg über Nowgorod. Derzeit läuft die Projektierung. Nach mehrmaligem Verschieben soll im kommenden Jahr 2022 Baubeginn sein. Die Fertigstellung wird für 2026-2027 geplant. Ein deutsches Konsortium ist bei der Vergabe der Schienentechnik im Rennen.

Neue Hafenprojekte werden gestoppt

Derweil kürzt Russland die Ausgaben für den Aus- und Neubau von Häfen um mehr als die Hälfte. Vor der Coronakrise sah der russische Staatshaushalt noch 1,6 Milliarden Rubel für das föderale staatliche Investitionsprogramm „Seehäfen Russlands“ vor, die in den Jahren 2021 bis 2023 ausgegeben werden sollte. Die Mittel wurden nun auf 792 Millionen Euro gekürzt.

Ein Grund für die Kürzungen besteht darin, dass private Investoren nicht bereit waren, in neue Terminals zu investieren oder die Auslastung zu garantieren. Deshalb wurden sechs Projekte in Taman (in der Region Krasnodar am Schwarzen Meer) und in Zarubino (Region Primore an der Pazifikküste) auf unbestimmte Zeit eingefroren.

Dagegen setzen Novotrans und Rosneft ihre Hafenprojekte weiter um. Novotrans errichtet zurzeit den "Lugaport" im Hafen Ust-Luga (Projektstatus: im Bau). Rosneft realisiert im Rahmen des Ölförderprojekts "Vostok Oil" das Projekt "Port Buchta Sewer" . Projektträger sind die Tochterfirmen Neftegazholding und Taimyrneftegaz. Der erste Abschnitt befindet sich im Bau. Die Fertigstellung des zweiten und dritten Abschnitts soll bis 2030 erfolgen.


Weitere Informationen zum Ausbau der Infrastruktur in Russland finden Sie in den GTAI-Berichten:

"Milliardenregen sorgt für Wachstum in der russischen Baubranche" (26.05.2021)

"Infrastruktur-Großprojekte werden trotz Pandemie umgesetzt" (12.11.2020)

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