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Saudi-Arabiens Start-up-Szene entwickelt sich dynamisch

Nach einem zunächst schwachen Wachstum belegt Saudi-Arabiens Start-up Ökosystem im regionalen Vergleich nun Rang 2. Die Sektoren FinTech und Food & Beverages sind führend.

Von Robert Gehrke, Robert Espey | Riad, Dubai

Auch in Saudi-Arabien gilt die Entwicklung des Start-up-Sektors und anderer kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) als ein wichtiges Element, die Wirtschaft von dem dominierenden Ölsektor unabhängiger zu machen. Venture Capital (VC)-Analysten des Unternehmens MAGNiTT aus Dubai zufolge konnten Start-ups 2021 in Saudi-Arabien Risikokapital in Höhe von 548 Millionen US-Dollar (US$) mobilisieren. Dieses war auf 139 Finanzierungen verteilt. In den fünf vorangegangenen Jahren erhöhte sich die Summe des jährlichen VC-Zuflusses von 30 Millionen (2016) auf 136 Millionen US$ (2020).

Starker Anstieg bei VC-Finanzierungen

Für das Jahr 2022 zeichnet sich eine Fortsetzung des starken Wachstumstrends ab. Bereits im 1. Halbjahr konnten 79 Start-ups VC-Zuflüsse in Höhe von 584 Millionen US$ verbuchen. Damit rückt Saudi-Arabien immer näher an die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) heran, die im 1. Halbjahr mit einem VC-Zufluss von 699 Millionen US$ regional führten.

MAGNiTT zufolge wurde im 1. Halbjahr 2022 in der gesamten MENA-Region (Middle East and North Africa) VC in Höhe von 2 Milliarden US$ mobilisiert. Davon entfielen 35 Prozent auf die VAE, gefolgt von Saudi-Arabien (29 Prozent), Ägypten (15 Prozent), Bahrain (8 Prozent) und Tunesien (2 Prozent).

In Saudi-Arabien betrug im 1. Halbjahr 2022 der Anteil der fünf größten VC-Finanzierungen am gesamten VC-Zufluss 59 Prozent beziehungsweise 343 Millionen US$. Mit 170 Millionen US$ lag die Series-C-Finanzierungsrunde des Start-ups Foodics auf dem 1. Platz. Investoren sind die niederländische Prosus-Gruppe, Sanabil (Saudi-Arabien), Sequoia (USA), STV (Saudi-Arabien), Endeavor Catalyst (USA) und Vision Ventures (Saudi-Arabien).

Foodics (gegründet 2014) ist ein cloudbasiertes All-in-One-Restaurant-Management-System. Vor der Serie-C-Runde im April 2022 hatte das Start-up in fünf Finanzierungsrunden insgesamt 198 Millionen US$ erhalten. Foodics wird von 18 Investoren getragen.

Von den im 1. Halbjahr 2022 in Saudi-Arabien aktiven 88 VC-Investoren hatten 51 ihren Sitz im Königreich. An sechs oder mehr Finanzierungen beteiligt waren 5 der 88 Investoren (Saudi Venture Capital Company, SEEDRA Ventures/Saudi-Arabien; Shorooq/Saudi-Arabien, IMPACT46/Saudi-Arabien, Saudi Aramco). Bei zwei bis fünf Start-up-Finanzierungen waren 23 VC-Geber engagiert, bei nur jeweils einem Projekt 60 VC-Investoren.

Mitte Oktober 2022 hat der Einzelhandelsdienstleister Zid in einer Serie-B-Runde unter Leitung von IMPACT46 und dem zu Saudi Aramco gehörenden Wa'ed Ventures 50 Millionen US$ erhalten. Endeavour Catalyst war zusammen mit früheren Investoren ebenfalls beteiligt, darunter Global Ventures, Elm Company, Arzan und MSA. Zid ist eine E-Commerce-Plattform für den Einzelhandel.

Die Transaktion markiert die dritte Finanzierungsrunde von Zid seit der Gründung 2017 und folgt auf eine Serie-A-Investitionsrunde im Wert von 7 Millionen US$ im März 2021. Die Series-A-Runde lief unter Führung von Global Ventures.

FinTech und Food & Beverages führen

Die Start-up-Szene ist breit aufgestellt. FinTech führte bei der Zahl der geförderten Unternehmen, auch wenn die Branche im 1. Halbjahr 2022 nicht die meisten Gelder erhalten hat. In diesem Zeitraum wurde VC in Höhe von 95 Millionen US$ an 17 FinTech-Start-ups vergeben. Der Bereich Food & Beverages kam auf 187 Millionen US$ für sechs Start-ups. Davon entfiel der Großteil auf Foodics. Es folgten die Sektoren Transport und Logistik (11 Prozent), E-Commerce (11 Prozent) sowie IT-Solutions (7 Prozent).

Zur Förderung von FinTech-Innovationen hat die saudi-arabische Zentralbank bereits 2019 das "Regulatory Sandbox Program" initiiert, das zur Erprobung neuer Finanzprodukte wie beispielsweise e-Wallets oder P2P-Transfers (Peer to Peer) dienen soll. Aktuell sind 22 FinTech-Unternehmen im Sandbox-Programm registriert.

Das Tamara FichTech-Start-up (gegründet 2020) hat im August 2022 eine Serie-B-Runde in Höhe von 100 Millionen US$ unter Führung von Sanabil Investments, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft des saudi-arabischen Public Investment Fund (PIF), abgeschlossen. Die Finanzierung folgt auf eine 110 Millionen US$ Series-A-Runde im April 2021. Tamara ist ein "Buy-Now-Pay-Later" Anbieter. Anfang 2021 steckte Impact46 eine Seed-Finanzierung von 6 Millionen US$ in das Unternehmen. Dazu erklärte der CEO von Impact46, Abdulaziz Alomran, "Buy-Now-Pay-Later" sei ein unerschlossenes Gebiet mit großem Potenzial.

Staatliche Saudi Venture Capital Company gibt Impulse

Das Ministry of Commerce (Monshaat) etablierte 2018 die Saudi Venture Capital Company (SVC) als Instrument zur Förderung des saudi-arabischen Start-up Ökosystems. Der SVC stehen Investitionsmittel in Höhe 750 Millionen US$ zur Verfügung. Das Kapital soll sowohl in VC-Fonds als auch direkt in Start-ups mit hohem Entwicklungspotential investiert werden.

Bis Ende 2021 hatte die SVC insgesamt 550 Millionen US$ für Beteiligungen an 23 VC-Fonds und 83 Start-ups investiert. Zu den Investitionsfonds mit SVC-Kapitalbeteiligung gehören unter anderem Vision Ventures, Impact46, Derayah Ventures, Raed Ventures, MSA Capital (China), Arzan Venture Capital, VentureSouq oder Merak.Capital.

"Technical Growth Financing Initiative" gibt Bürgschaften

Saudi-Arabien hat das bestehende "Small and Medium Enterprises Loan Guarantee Program" (Kafalah) zur Förderung von KMU und Start-ups erweitert. Die Umsetzung erfolgt mit der “Technical Growth Financing Initiative” im Rahmen des "National Technology Delevopment Program" und steht damit im Einklang mit dem Diversifizierungsplan "Vision 2030".

Die Initiative soll dem lokalen Bank- und Finanzsektor als Anreiz dienen, KMU und Start-ups verstärkt zu finanzieren. Für KMU und Start-ups im IT-Bereich bietet die Initiative Bürgschaften von bis zu 90 Prozent des Kreditvolumens an. Der mögliche Kreditrahmen liegt zwischen 26.700 und 4 Millionen US$.

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